Vermischtes

Ein Lied für die Friedensbewegung, die (noch) fehlt

Auf dem 1983 erschienenen Album Mont Klamott der DDR-Band Silly ist ein Song enthalten, dessen Botschaft nie veraltet war. 2024 erscheint mir dieses Lied noch wichtiger als zuvor. Der Text von Werner Karma und der Gesang von Tamara Danz sprechen für sich.

Ein Lied für die Menschen

Ein Lied für die Menschen, für dich und für mich.
Ein Lied für die vielen, die glauben an sich.
Ein Lied für die, die nach uns kommen soll’n.
Ein Lied für alle, die leben woll’n.
Ein Lied für die Hoffnung der schwangeren Frau’n.
Ein Lied für die Kinder, die uns vertraun.
Ein Lied für alle, die wehrlos sind.
Ein Lied für die weißen Tauben im Wind.

Leben, nur einfach leben …
Wer leben will, steh uns bei.
Leben, in Frieden leben …
Für alle Träume,
Für alle Träume weit und frei.

Ein Lied für alljene, die schlummern so brav.
Ein Lied, das sie stört in ihrem Schlaf.
Ein Lied für die blinden, sorglosen Narr’n.
Ein Lied für alle, die schweigend verharr’n.
Ein Lied für die Knechte des Geldes, der Macht.
Ein Lied für den Zweifel, der Herzen entfacht.
Ein Lied für den Aufruhr, daß er nicht ruht.
Ein Lied für das viele vergoßene Blut.

Ein Lied für die neue, friedvolle Welt.
Ein Lied für die Arbeit, die uns erhält.
Ein Lied für die Sehnsucht, die in uns schlägt.
Ein Lied für die Erde, daß sie uns erträgt.
Ein Lied für die Menschen, für dich und für mich.
Ein Lied für die vielen, die glauben an sich.
Ein Lied für die, die nach uns kommen soll’n.
Ein Lied für alle, die leben woll’n.

Leben, nur einfach leben …
Wer leben will, steh uns bei.
Leben, in Frieden leben …
Für alle Träume,
Für alle Träume weit und frei.

 

 

Sinnsalabin. Gedanken zum Zusammenhang von Sinn und Erfüllung, 5.3.2024

(Foto A.P.)

Ich glaube, dass die Frage nach dem Sinn (m)eines Lebens getrennt werden muss von der Frage nach Erfüllung, nach Erfüllt-Sein. Die Frage nach dem Sinn genügt nicht.
Es ist oft gar nicht so schwer, Leben Sinn zu geben. Wenn ein Arbeiter etwas herstellt, was andere zu guten Zwecken benötigen, ist seine Tätigkeit sinnvoll. Ebenso, wenn ein Busfahrer Menschen zu einem Ort fährt, wo sie Wichtiges erledigen wollen. So ziemlich jede Therapiestunde, die ich mache, ist sinnvoll. Wenn ich aufhöre zu therapieren, „in Rente gehe“, gibt es diverse Möglichkeiten, ehrenamtlich sinnvoll zu wirken – und das meine ich völlig unironisch: Insekten oder Vögel zählen, im Kindergarten Märchen vorlesen, Wege im alten Dorfpark freilegen …
Doch das ist nicht gleichbedeutend damit, dass mich diese sinnvollen Betätigungen erfüllen, glücklich machen oder gar „weiterbringen“. Da geht es um etwas anderes.  (…)
Ich kann mich auf Dauer beziehungsweise immer wieder nur wohlfühlen, wenn ich auch Widerstand leiste gegen ungesunde Anpassung und gegen das mich umgebende Unrecht.
Ein Ausweichen in rein privaten Genuss, in ausschließlich mich bereichernde Erfüllung ist kein Ausweg.
Beim heutigen Ausmaß des hierzulande grassierenden Unrechts ist das keine bloß moralisch-philosophische, sondern eine ganz pragmatische Frage: Wenn nicht viele Menschen auf ihre Weise diesen Widerstand leisten, wenn sich nicht genügend Menschen gegen die Kriegstreiberei „unserer“ Regierung und Medien stellen, werde ich bald keine Chance mehr haben, mich individuell wohlzufühlen. Weder in einem restlos entdemokratisierten Staat noch im Krieg ist Platz für gesunde Erfüllung.

Gesamter Text

 

 

Sein, Bewusstsein, „Klassenbewusstsein“ – und Unbewusstes. Karl Marx, Wilhelm Reich und die tatsächliche Rolle der Psyche

Anfang 2024 habe ich einen Beitrag zur „Grundfrage der Philosophie“  veröffentlicht und einen weiteren, in dem ich Wilhelm Reichs Schrift „Was ist Klassenbewusstsein?“ von 1934 vorstelle. Sie bauen zwar nicht direkt aufeinander auf. Aber sie ergänzen sich. Deshalb sind sie hier noch einmal zusammenhängend nachzulesen.
Der rote Faden ist: Die Vorstellungen von Karl Marx vom Bewusstsein – und damit sein Menschen- und Gesellschaftsbild – sind ausgesprochen korrekturbedürftig. 1933/34 hat Wilhelm Reich, zu dieser Zeit noch Kommunist und Marxist, wesentliche dieser Korrekturen vorgenommen. Einige seiner damaligen Erkenntnisse können helfen, die aktuelle politische Situation in der BRD zu verstehen, vielleicht auch positiv zu beeinflussen. Denn sie zeigen: Wir sind keinesfalls passiv-hilflose Marionetten unserer Gesellschaft, wir gestalten sie stattdessen mit – nur leider in hohem Maße unbewusst und entgegen unserer Lebensinteressen.

Gesamter Text

 

 

Verpasste Gelegenheiten

(10.2.2024)


Das Leben war geduldig-gütig

und schenkte ihnen gehäuft

Nächte, in denen sie sich selbst

hätten sehen können

und Tage, an denen sie sich selbst

hätten retten können

 

Voller Glanz und gleichzeitig voller Elend

verpassten sie jedoch leichtfertig

mit fürchterlichen Folgen

die geschenkten Gelegenheiten

 

֎֎֎

von Amir Mortasawi

 

 

Neues Hörbuch veröffentlicht: 19. Januar 2024.

Kostenloser Download, Anhören, mehr Informationen.

Am 21. Februar 2024 strahlte das Hallenser Radio Corax ein Interview zu Summerhill aus, das Jan Ermentraut mit mir geführt hat. Hier kann das 18-minütige Gespräch nachgehört werden:

(PS: Nein, ich habe meinen Vornamen nicht geändert …)

 

 

Massenpsychologie des Faschismus

Thomas Harms, Psychologe, Therapeut und Leiter des Bremer Zentrums für Primäre Prävention und Körperpsychotherapie hat am 26. November ein Gespräch (1 Stunde, 13 Minuten) mit mir geführt und es in seiner Reihe „Global Empathy“ veröffentlicht.
Es geht um Wilhelm Reich, vor allem um die „Massenpsychologie des Faschismus“, am Ende auch ein wenig um A.S. Neill und Summerhill und um das Thema „Menschenbilder“.
Hier lässt es sich bei spotify anhören:

Hier eine weitere Möglichkeit zum Hören: Apple Podcast.

 

 

 

Sind wir geborene Krieger? Zu psychosozialen Voraussetzungen von Friedfertigkeit und Destruktivität.
Vortrag, gehalten am 30.6.2023

von Andreas Peglau

Was ist Krieg?

Ein organisierter, gewaltsam und mit Waffen ausgetragener Konflikt zwischen Staaten oder größeren Gruppen von Menschen. Krieg zu führen bedeutet in jedem Fall, bereit zu sein, andere Menschen zu töten.
Wären wir „geborene Krieger“, würde die Bereitschaft, andere Menschen ohne Gewissensbisse zu verletzten und zu vernichten, zu unserer seelischen Grundausstattung gehören. Wir würden damit auf die Welt kommen.
Das müsste sich daher auch lebenslang irgendwie zeigen – und zwar im Prinzip schon immer und überall, seit es Menschen gibt.

Gesamter Text

English version: Are we born warriors? The Psychosocial Preconditions of Peacefulness and Destructiveness

 

 

 

Translations

I now have translated more than 20 of my articles into English with the help of DeepL and I also make most of them available for download as pdf. They can be found in the „English section“.
Even if they are certainly not linguistically perfect and contain some translation errors: I hope to expand the circle of those who use and pass on this information.
The articles are usually between four and ten pages long.
If you are looking for a relatively comprehensive introduction (about 60 pages), this updated and expanded article is recommended: „Apolitical Science? Wilhelm Reich and Psychoanalysis in National Socialism. An abridged version (2023)“.

Übersetzungen

Ich habe jetzt mit Hilfe von DeepL mehr als 20 meiner Artikel ins Englische übersetzt und stelle die meisten davon auch zum Download als pdf zur Verfügung. Sie sind zu finden in der „English section“.
Auch wenn sie sicherlich sprachlich nicht perfekt sind und wohl einige Übersetzungsfehler enthalten: Ich hoffe, so den Kreis derjenigen erweitern zu können, die diese Informationen nutzen und weitergeben.
Die Beiträge umfassen in der Regel zwischen vier und zehn Seiten.
Wer einen relativ umfangreichen Einstieg sucht (ca. 60 Seiten), dem sei dieser aktuailsierte und erweiterte Beitrag empfohlen: „Apolitical Science? Wilhelm Reich and Psychoanalysis in National Socialism. An abridged version (2023)“.

 

 

„Der Ossi war’s!“

Eine Debatte, die ‚den Ossi‘ zur Ursache für das Wiedererstarken totalitärer Tendenzen verklärt, schützt die Hauptverantwortlichen und verschleiert die realen Verhältnisse im Land.

Diesen Artikel habe ich 2019 für rubikon geschrieben. Aktuell kommt es erneut in Mode, ehemaligen DDR-Bürgern und -Bürgerinnen, dem „Osten“ die Schuld für Entwicklungen in die Schuhe zu schieben, die im Wesentlichen durch die destruktive Politik der gegenwärtigen Regierung verursacht sind. Daher erscheint es mir sinnvoll, noch einmal auf die damals zusammengetragenen Informationen zu verweisen.

„Der Neoliberalismus ist also hochgradig selbst ‚rechts‘ und stützt ‚rechte‘ Entwicklungen — Letzteres auch dadurch, dass seine Anwendung zu massenhafter Verelendung führt. So gesehen lässt sich fragen: Was befördert den ‚Rechtsruck‘ mehr — eine PEGIDA-Demonstration oder eine Vorstandssitzung der Deutschen Bank?  (…)

Es ist aus mehreren Gründen falsch, die einfache Rechnung aufzumachen: AfD-Wähler = (Neo)faschisten, Nicht-AfD-Wähler = Demokraten. Ebenso falsch ist die Ableitung: „rechter“, autoritärer Osten / demokratisch geläuterter Westen mit „braunen“ Farbtupfern.
Unzutreffend ist zudem die Vorstellung, die DDR förderte das Zustandekommen „rechter“ Einstellungen stärker als die BRD. Das Gegenteil trifft zu — und wäre gründlicher sozialwissenschaftlicher Aufarbeitung wert.“

Gesamter Text

 

 

Auszüge aus Wilhelm Reichs „Rede an den kleinen Mann“: kostenloser Hörbuch-Download und Anhören.

Aus der Einleitung:

Die „Rede an den kleinen Mann“ ist also in allererster Linie eine Abrechnung mit den massenhaft erzeugten individuellen Persönlichkeitszügen, die jeder Art autoritärer Herrschaft notwendigerweise zugrunde liegen – und ein Versuch, aufzuzeigen, wie sich diesem Fluch entkommen lässt.
Genau das macht diese Rede so wichtig – und brandaktuell.   

Flyer zum Hörbuch auf Deutsch (pdf-Download)

Flyer for the audio book in English (pdf-Download)

 

 

„Ist das die Kultur? Das konnte unmöglich wahr sein!“
Wilhelm Reichs Weiterentwicklung des Freud’schen Massenpsychologieansatzes


Dieser Beitrag ist im November 2022
in der „Psyche“ erschienen
und für 16 Euro hier als pdf erhältlich.

 

 

 

Zusammenfassung

Schlaglichtartig wird in die Biographie eines der wichtigsten Freud-Schüler eingeführt: Wilhelm Reich (1897–1957). Dass dieser aus einem – im Vergleich zu Freud – positiven Menschenbild radikalere Sozialkritik ableitete und offen politisch »links«, dann auch antifaschistisch agierte, trug maßgeblich zum Zerwürfnis mit Freud um 1930 und zur Ächtung Reichs in der IPA ab 1933 bei. Im selben Jahr veröffentlichte Reich seine Schrift »Massenpsychologie des Faschismus«. Dort baut er nicht nur auf Erkenntnissen Freuds auf, er führt diese auch weiter. Reich, der zur Niederschlagung des ­Faschismus beitragen wollte, deckt die Entstehung und Wirkung jener typischen Charakterstrukturen auf, die die Basis der faschis­tischen Bewegungen in Europa bildeten. Ausführlich beschreibt er, wie diese Strukturen durch patriarchalische Sozialisierung, ins­besondere ­Sexualunterdrückung, hergestellt werden. Sein Augenmerk richtet er zudem auf das Wechselspiel zwischen Geführten und Führern: Im Unterschied zu Freud möchte Reich letzteren keine »eigene Psycho­logie« zubilligen, sondern versteht sie als austauschbare Gallionsfiguren, die die – nicht zuletzt neurotischen – Charakterstrukturen einer Masse besonders effizient repräsentieren.

 

 

Utopie oder Dystopie? Zitate und Notizen zu China, Mai 2020 bis Oktober 2021

von Andreas Peglau (10.10.2021)

China wird heute meist als Staat dargestellt, der seine Bürgerinnen und Bürger extrem kontrolliert und unterdrückt.
Auch denjenigen, die die hiesigen „Corona“-Maßnahmen als Installation eines Polizeistaates werten, gilt China oft als Synonym für das, was uns schlimmstenfalls erwartet.
Vielfach wird außerdem vor der Entstehung eines „globalen China“ gewarnt.

Bis vor kurzem habe auch ich China schlicht als weiteren kapitalistisch-autoritären Staat abgetan. Die aktuell in Westeuropa grassierende Entdemokratisierung hat mich dazu gebracht, genauer hinzuschauen.

Einiges, was ich seither zu China gelesen, notiert oder auch weitergegeben habe, habe ich hier chronologisch zusammengestellt.

Es hat weder den Anspruch auf irgendeine Vollständigkeit noch auf Endgültigkeit – aber es lässt sich nutzen, um eigene Positionen dagegen zu setzen oder zu überprüfen.

Stefan Baron, Journalist, Volkswirt, Chinakenner, Befürworter der bürgerlichen Demokratie, kritisiert „das chinesische Regime“ dafür, dass es „Herrschaft für das Volk“ sei, im Gegensatz zur im „Westen“ üblichen „Herrschaft durch das Volk“. Dazu kann ich nur sagen: Herrschaft FÜR das Volk wäre in der BRD ein Riesenfortschritt.

 

 

„Massenpsychologie des Faschismus“. Wiederveröffentlichung des Originaltextes nach 87 Jahren

1933 erstmals erschienen, ist Reichs Klassiker von anhaltender und 2020 enorm gestiegener Brisanz.

Massenpsychologie des Faschismus

 

„Die moralische Hemmung der natürlichen Geschlechtlichkeit des Kindes (…) macht ängstlich, scheu, autoritätsfürchtig, gehorsam, im bürger­lichen Sinne brav und erziehbar; sie lähmt, weil nunmehr jede aggressive Regung mit schwerer Angst besetzt ist, die auflehnenden Kräfte im Menschen, setzt durch das sexuelle Denkverbot eine allgemeine Denkhemmung und Kritik­unfähigkeit; kurz, ihr Ziel ist die Herstellung des an die privateigentümliche Ordnung angepassten, trotz Not und Erniedrigung sie dulden­den Staatsbürgers.“

 

 

Das Buch kann beim Psychosozial-Verlag Gießen bestellt werden. Es enthält den redigierten Originaltext sowie umfangreiches Zusatzmaterial.
Für diejenigen, die das Buch (auch) auf eine andere Weise kennenlernen möchten:
Kostenloser Download der (stark gekürzten) Hörbuch-Version.
Mehr Informationen hier zum Nachlesen oder als pdf zum Download:
WR Massenpsychologie Neuauflage 2020.
Hier eine Leseprobe (Inhaltsverzeichnis plus Vorrede).
Und hier Zitate aus der bisherigen Medienresonanz.

 

 

Die Psychologie der Krise

Die Werke Erich Fromms helfen, zu durchschauen, was Corona in uns und mit uns macht — beziehungsweise, was gerade mit uns gemacht wird.

von Andreas Peglau (23.3.2020)

Fromms doppeltes Jubiläum — er wurde am 23. März vor 120 Jahren geboren und hatte am 18. März seinen 40. Todestag — ist ein guter Anlass, ihn zu würdigen. Ich hätte dafür gern an seinem bekanntesten Buch angeknüpft: der „Kunst des Liebens“. Aber eine andere seiner Schriften kommt mir momentan wichtiger vor: „Die Anatomie der menschlichen Destruktivität“. Meines Erachtens spiegeln mehrere Kapitel dieses 1973 erschienenen Buches etwas wider, was sich heute in Deutschland und anderswo ereignet.

 

 

Berlin-Alexanderplatz, 4. November 1989

von Andreas Peglau

Wir sollten uns darauf besinnen, dass vor etwas mehr als 30 Jahren schon einmal gelungen ist, mutige Menschen zu vereinen, um „mehr Demokratie“ einzufordern. Das ist heute, wo im Zeichen angeblich notwendiger „Corona“-Restriktionen das Grundgesetz ausgehebelt wird, nicht minder notwendig als 1989 in der DDR. Auch damals ging es nicht zuletzt darum, ein verfassungsmäßig zugestandenes aber durch den Staat in Wirklichkeit unterlaufenes Demonstrationsverbot durchzusetzen.

Foto: Gpl/Umbruch Bildarchiv, Lausitzer Straße 10, 10999 Berlin, Tel. 030/612 30 37. Weitere Bilder von der Demonstration am 4.11.89 und rund um den Mauerfall unter: http://www.umbruch-bildarchiv.de/bildarchiv/ereignis/mauerfall.html

Foto: Gpl/Umbruch Bildarchiv, Lausitzer Straße 10, 10999 Berlin, Tel. 030/612 30 37. Weitere Bilder vom 4.11.89 unter: http://www.umbruch-bildarchiv.de/bildarchiv/ereignis/mauerfall.html

 

 

Raus aus der Panik!

Mittels Realitätsprüfung können wir versuchen, unsere Situation wieder selbstbewusster zu erfassen und zu gestalten. 

 von Andreas Peglau (28.3.2020)

Es ist oft sehr schwer, sich dem Sog massenhaften Verhaltens zu entziehen. Das Toilettenpapier-Hamstern ist nur das momentan am leichtesten erkennbare Beispiel dafür. Werden die Käufer befragt, können sie üblicherweise kaum andere Erklärungen angeben als: „Weil es andere auch machen“.
Aber es gibt bessere Erklärungen. Und Auswege.

 

 

Die Schattenträger

Man stimmt der Politik der AfD nicht zu, wenn man darauf hinweist, dass sie nur Symptom einer gesamtgesellschaftlichen Schieflage ist.

von Andreas Peglau (8.5. 2020)

Nein, ich bin ganz sicher kein Fan von Björn Höcke, Alexander Gauland, Alice Weidel oder der Alternative für Deutschland (AfD). Und ich will deren „rechtes“, zum Teil faschistoides Potenzial, das nun sogar vom Verfassungsschutz anerkannt wird, nicht kleinreden. Aber ich halte es für brandgefährlich, sich nicht bewusst zu machen, wer und was den politischen Rechtsruck hierzulande verursacht hat. Und das ist nun einmal nicht die AfD. Wer die weitere Entdemokratisierung dieses Landes verhindern will, sollte den Mut haben, sämtliche Faktoren zu berücksichtigen, die an dieser verheerenden Entwicklung beteiligt sind. Der politische Rechtsruck kann nur aufgehalten werden, wenn er als gesamtgesellschaftliche Störung begriffen wird.

 

 

Risse in der Mauer. Die Musikkultur der DDR war bunter und widerständiger als viele im Westen glauben.

(5.10.2019)

Illustration: Matthias Töpfer >> www.bilderdaemmerung.de

Illustration: Matthias Töpfer >> www.bilderdaemmerung.de

 

Laut einer noch immer gern verwendeten Interpretation, die auch zur Deutung des AfD-Erfolgs im ‚Osten‘ herangezogenen wird, war die DDR ein ‚totalitäres‘ Regime, dem NS-Staat insofern nahe verwandt. Angenommen, das träfe zu …

 

 

 

 

„Wissen“-schaft? Über Ignoranten und Fälscher mit Doktorhüten

Das, was uns Politiker als „einzig mögliche Lösung“ vorsetzen, ist in Wirklichkeit (auch) Ausdruck ihrer persönlichen Bedürfnislage und Charakterstruktur. Für das, was uns Wissenschaftler als objektive Wahrheiten anzubieten haben, gilt im Prinzip das Gleiche. Auch das „wissenschaftliche Weltbild“ steht auf spürbar subjektiveren – und wackligeren – Füßen, als es vorgibt.

Den obenstehenden Beitrag habe ich bereits 1997 geschrieben. Da 2021 vielfach zur Rechtfertigung von „Corona“-Maßnahmen „die Wissenschaft“ beschworen wird, als handele es sich dabei um eine einheitliche, immer nur die Wahrheit verkündende Kraft, halte ich ihn wieder für lesenswert.
Auch Vertreter der Wissenschaft Medizin agier(t)en keinesfalls durchweg im Interesse ihrer Patienten und Patientinnen. (Siehe dazu unter anderem die Publikationen oder diesen Vortrag von Dr. med. Gerd Reuther). Gerade in Deutschland gab es schuldhafte Verstrickungen von Ärzten mit destruktiven ökonomischen, politischen und ideologischen Zielsetzungen, die nie vergessen werden sollten.
Dazu habe ich bereits vor längerer Zeit zwei Artikel veröffentlicht – siehe unten.
Nur wer diese historischen Tatsachen ignoriert, kann auf die Idee kommen, der Medizin blind zu vertrauen.

Lebensunwertes Leben? Teil 1: Euthanasie in NS-Deutschland

Lebensunwertes Leben? Teil 2: Wurzeln der Euthanasie

 

 

 

Die „Kulturinsel Einsiedel“ – Von der Schwierigkeit, Kunst, Natur und Geldverdienen zu verbinden (1997)

Einsiedel 5

Märchenland … (Foto: A. Peglau)

Es geht nicht östlicher in Deutschland. Wer die Kulturinsel Einsiedel (heute: „Turisede“) finden will, muss sich immer hart an der Neiße lang bewegen. Zum Beispiel von Görlitz kommend, Richtung Rothenburg.
So bin ich 1995 gefahren. Und plötzlich, zwischen zwei Dörfern, tauchten ungewöhnliche aber sehr einladende Bauten aus viel Holz und Glas und Steinen am Straßenrand auf.
Ein paar Minuten später saß ich an einem offenen Kamin, trank einen Kaffee und blickte auf eine Ausstellung mit Keramik, Schmuck und Gemälden. Und wunderte mich darüber, wer einen solchen Ort in diese abgelegene Gegend gezaubert hatte …

 


 

Über mich.

Ich bin 1957 in Berlin (Ost) geboren.
1981 schloss ich an der Humboldt-Universität das Studium der Klinischen Psychologie mit einem Diplom ab.
Ab 1985 war ich als Redakteur bei Jugendradio DT 64 u.a. für Lebenshilfesendungen zuständig.
Während der DDR-„Wende“ gründete ich mit über 500 interessierten DDR-Bürgerinnen und -Bürgern den Verein „ich-e.V.“ (zunächst „Gemeinschaft zur Förderung der Psychoanalyse“), den ich die nächsten Jahre leitete. Als verantwortlicher Redakteur von „ICH – die Psychozeitung“ schrieb ich zwischen 1990 und 1998 eine Vielzahl von Beiträgen, hielt Vorträge, leitete zeitweise eine Beratungsstelle.
2008 erhielt ich meine Approbation als tiefenpsychologischer und psychoanalytischer Therapeut.
2013 wurde ich an der Berliner Charité zum Dr. rer. medic. promoviert mit einer Arbeit zum Thema „Unpolitische Wissenschaft? Wilhelm Reich und die Psychoanalyse im Nationalsozialismus“, die inzwischen im Psychosozial-Verlag Gießen in dritter Auflage erschienen ist.

Insbesondere die Recherchen zu diesem Buch haben mich gezwungen, die Psychoanalyse kritischer zu sehen. Für unverzichtbar halte ich dennoch weiterhin die Aufarbeitung individueller Lebensgeschichte, das Bewusstmachen von Unbewusstem, auch – aber nicht nur – in therapeutischer Form.
Sigmund Freud hat 1917 definiert, die Psychoanalyse lasse sich »auf Kulturgeschichte, Religionswissenschaft und Mythologie ebenso anwenden […] wie auf die Neurosenlehre«, sie »beabsichtigt und leistet nichts anderes, als die Aufdeckung des Unbewussten im Seelenleben«. Psychoanalyse ist also weit mehr als eine Therapiemethode. Aber es gibt auch keine isolierten seelischen Vorgänge. Sie sind verknüpft mit sozialen, kulturellen, ökonomischen, politischen und ökologischen Prozessen.
Die nicht zuletzt globalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts werden sich deshalb nur konstruktiv bewältigen lassen, wenn wir auch den psychischen Aspekten – endlich – die angemessene Aufmerksamkeit widmen. Diesen Zusammenhang hat Wilhelm Reich schon 1934 benannt:

»Versucht man die Struktur der Menschen allein zu ändern, so widerstrebt die Gesellschaft. Versucht man die Gesellschaft allein zu ändern, so widerstreben die Menschen. Das zeigt, dass keines für sich allein verändert werden kann.«

Zu einem solchen Veränderungsprozess einen Beitrag zu leisten, bemühe ich mich seit langem. Auf dieser Webseite habe ich einiges von dem, was dabei herausgekommen ist und mir mitteilenswert erscheint, zusammengestellt.
Gelegentlich werde ich es ergänzen.

Andreas Peglau

PS 1: Für Rückmeldungen, gern auch kritische, steht die Email-Adresse
info@andreas-peglau-psychoanalyse.de zur Verfügung.

PS 2: Diese Webseite steht in enger Beziehung zu, überlappt bzw. ergänzt sich wechselseitig mit dieser Webseite: https://weltall-erde-ich.de