Auszüge aus Almuth Bruder-Bezzels Rezension von „Unpolitische Wissenschaft?“ in der Zeitschrift für Individualpsychologie:
»Beides, die allgemeine Geschichte der Psychoanalyse in dieser Zeit und der Fall Reich, wird hier materialreich dargestellt, vertieft, über das verfügbare Wissen hinaus auf den neuesten Stand erweitert. Peglau gibt zusätzlich Einblick in den Autor und politischen Aktivisten Reich, womit wir sowohl den Autor Reich kennen lernen als auch die Auseinandersetzungen mit ihm durch die Psychoanalyse besser verstehen können.«
»Im Buch wechseln Abschnitte zur Geschichte der Psychoanalyse im NS allgemeiner ab mit Abschnitten über Reichs Aktivitäten und Schriften und vielen größeren und kürzeren Abschnitten zur politischen Geschichte, die als Hintergrund zum weiteren Verständnis beitragen. Dazu gehört vor allem ein längerer Abschnitt über die Handhabung der Bücherverbrennung und den Verboten.«
»Mit diesen Kenntnissen kann Peglau Legenden entgegentreten und aufzeigen, dass die psychoanalytische Literatur keineswegs verschwunden und geheim, sondern verfügbar und beworben war; dass allgemein, passend dazu, die Bedrohung der Psychoanalyse relativ gering war.«
»Entgegen Reichs eigener Überzeugung war Psychoanalyse und NS also vereinbar, jedenfalls haben die Protagonisten damals dies ermöglicht. Aber trotzdem wurde die Psychoanalyse, ihr
Anspruch auf Aufklärung, Kulturkritik, auf Selbstbestimmung, damit beschädigt. Und ich fürchte, dass sie sich von dieser Beschädigung im Großen und Ganzen nicht mehr erholt hat, dass sie, trotz aller Kritik an dieser Geschichte, sich gegen Unrecht nicht einbringt, sondern mitspielt oder schweigt.«
Die vollständige Rezension finden Sie in der Zeitschrift für Individualpsychologie 2/2014, Jg. 39, S. 191-194 bzw. hier: http://www.v-r.de/de/magazine_edition-64-64/zeitschrift_fuer_individualpsychologie_2014_39_2-1010403/