Archiv für den Monat: Mai 2020

Medien zur Neuerscheinung der „Massenpsychologie des Faschismus“ 2020

Tarek Al-Ubaidi und Andreas Peglau bei CROPfm zur Neuauflage der „Massenpsychologie des Faschismus“. In einem knapp zweistündigen Gespräch haben wir am 27. März 2020 versucht, Inhalt und Aktualität von Reichs Klassiker gerecht zu werden, inklusive kurzer Verständigungen über „Me too“, Homophobie und Corona. Hier kann die Sendung gehört und heruntergeladen werden. 
Das Gespräch beginnt 8 Minuten nach dem Start der Sendung.

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Illustration: Matthias Töpfer >> atelier-toepfer.de

 

Auf hagalil.com (14.12.2019) finden sich neben einer Einführung Auszüge aus Reichs Kapitel zur Rassentheorie.

Unter dem Titel „Anatomie des Wahns“ ist bei rubikon.de am 16.1.2020 eine kurze Einführung plus Leseprobe erschienen.

junge Welt, Thema vom 21. Februar 2020: „Verdrängter Klassiker. Nicht nur von historischem Interesse – die vergriffene Originalfassung von Wilhelm Reichs ‚Massenpsychologie des Faschismus‘ ist neu aufgelegt worden“.
Dieser Beitrag hat sich ein ganzes Jahr lang in den Top 20 der junge-Welt-Themenbeiträge der letzten zwölf Monate gehalten und lag am bis zum Ende auf Platz 3:

junge Welt, 18.2.2021, Rubrik „„Die Lesetips unserer Abonnenten der letzten 12 Monate“

In einer Rezension des Buches für Luzifer-Amor, Heft 65, 2020 schreibt Helmut Dahmer:
„Psychoanalytiker wie Stalinisten fanden 1933, gleichermaßen verblendet, auf Reichs Massenpsychologie des Faschismus keine andere Antwort, als diesen Autor zu ächten. Acht Jahrzehnte später taucht nun der lang verdrängte ’nationalsozialistische Untergrund‘ vor unseren Augen gespenstisch wieder auf. Da wird Reichs legendärer Originaltext von 1933 wieder gebraucht.“

Ausführlich würdigt Helmut Dahmer Reichs Werk in einem am 27. Januar 2020 erschienenen Artikel in kritiknetz.de.

Günter Rexilius urteilt in der Neuen Rheinischen Zeitung vom 5. Februar 2020:
„Niemand hat wie Reich mit psycho-analytischer Akribie untersucht, dass und wie patriarchale Gesellschaften auf faschistischem Denken und Handeln fußen: Der sie tragende autoritäre Erziehungsstil, der sexualfeindlich und destruktiv ist, verankert in den kindlichen Individuen Angst, Unterwürfigkeit und Aggressivität als ‚Marschroute‘ durchs Leben. So einfach und eindringlich wie überzeugend beschreibt Wilhelm Reich ein bis heute überdauerndes bürgerliches Gesellschaftsmodell, das sich einer psychischen Dynamik bedient, die wir alle mehr oder weniger gut kennen.“

In socialnet.de zieht Hans-Peter Heekerens am 25. Februar 2020 folgendes Fazit zur Massenpsychologie:
„Das Buch gehört dahin, wovon es die Nazis und ihre allzu willigen Helfer bis in die Spitzen der deutschen Professorenschaft zur klammheimlichen Freude der kommunistischen wie psychoanalytischen Orthodoxie erfolgreich bald neun Jahrzehnte ferngehalten haben: in die Hochschulbibliotheken und sonstige Bibliotheken, die der Bildung in Kindheit, Jugend und Erwachsenenalter dienen.“

Im Blättchen vom 2. März 2020 fasst Wolfgang Brauer wichtige Schlüsse aus Reichs Buch zusammen:
„Erstens sind die neuen nazistischen Bewegungen keine Eintagsfliegen, und sie repräsentieren auch keine vernachlässigbaren Minderheiten. Zweitens scheinen die bislang gewählten politischen Mittel ihrer Bekämpfung einigermaßen hilf- und erfolglos zu sein. Auch wenn sie mit Getöse daherkommen.
Es ist eine medizinische Binsenweisheit, dass vor jeder Therapie eine gründliche Anamnese zu erfolgen hat. Für die Politik gilt das nicht minder. Noch wird das sträflich vernachlässigt. Andreas Peglaus Reich-Edition gibt wertvolle Anregungen, diesen misslichen Zustand zu überwinden.“

Werner Abel verweist im Neuen Deutschland vom 10. März 2020 darauf, dass Reich in seinen  autobiografischen Miteilungen resümiert, „die Sowjetunion sei bereits ‚1936 ein eindeutig imperialistischer Staat‘ gewesen, ‚der nur eines mit dem demokratischen Kommunismus gemein hatte: das Bauen auf die Hoffnung der Menschen auf eine bessere Zukunft‘. Antikommunist wurde Reich nie, aber nachvollziehbarerweise Antistalinist.“ Die Rezension schließt mit dem Satz: „Wer ein ganzheitliches Verständnis des NS-Regimes anstrebt, aber auch wer den gegenwärtigen politischen Rechtsruck durchschauen und bekämpfen will, sollte das Buch lesen.“

Am 14. Mai 2020 veröffentlichte Stefan Howald in der in der Schweiz erscheinenden WOZ (Die Wochenzeitung) seine Rezension. Sie ist überschrieben mit: „So züchtet die Kleinfamilie Rechtsextreme. Warum die ArbeiterInnen nicht zwangsläufig links sind: In seiner ‚Massenpsychologie des Faschismus‘ demonstrierte Wilhelm Reich schon 1933 einen facettenreichen Erklärungsansatz.“

Roland Kaufhold hat am 17. Juni 2020 auf hagalil.com seine Funde zu dem „linken“, aus Österreich stammenden Psychoanalytiker Rudolf Ekstein (1912-2005) vorgestellt. Einer der wichtigsten Bezugspunkte für Eksteins 1937 entstandenen Aufsatz „Sexualpolitik des Faschismus“ war Reichs „Massenpsychologie“, wie Kaufhold ausführlich belegt.

Bernd Nitzschke vermeldet in literaturkritik.de vom 21.12.2020 „Die Wiederkehr eines Verdrängten“: „Wollte man bisher die von Wilhelm Reich 1933 formulierte Analyse des realen Faschismus beziehungsweise der Gläubigkeit der Anhänger und Befürworter autoritärer Herrschaft (kirchlicher, politischer oder sonstiger Gruppierungen) nachvollziehen, musste man auf einen der ‚Raubdrucke‘ der Massenpsychologie zurückgreifen, die in der Folge der Wiederentdeckung Reichs durch die 68er-Bewegung erschienen sind, oder man nahm eine Neufassung zur Hand, in die Reich die ‚Orgon‘-Theorie umfangreich eingearbeitet hat. Bis heute zitierten geschichtsvergessene Autoren, die Reich kritisieren wollten, immer wieder spätere Überarbeitungen, ohne auf die Unterschiede zur Originalausgabe der Massenpsychologie zu achten, geschweige denn darauf hinzuweisen. Nun aber hat Andreas Peglau eine sorgfältig editierte Neuausgabe des Originaltextes der Massenpsychologie des Faschismus von 1933 vorgelegt, ergänzt durch das Nachwort zur 2. Auflage von 1934, eine Zeittafel mit den wichtigsten Lebens- und Werkdaten zu Wilhelm Reich sowie einen biographisch-zeitgeschichtlichen Abriss, in dem der Kontext des Werkes vorzüglich erläutert wird. Diese Neuausgabe ist allen Lesern zu empfehlen, die nachvollziehen wollen, wie sich ein jüdisch-marxistischer Psychoanalytiker 1933 in einer Exil-Publikation mit dem sich abzeichnenden Unheil nationalsozialistischer Macht- und Gewaltpolitik auseinandergesetzt hat. Mögen auch manche der Antworten, die Wilhelm Reich damals gab, für unsere Zeit nicht mehr zutreffen – die Fragen, die er stellte, sind auch heute von höchster Aktualität.“
(Eine Kurzfassung dieses Beitrags findet sich in Psychoanalyse aktuell. Onlinezeitung der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung DPV.)

In „Trockenlegung erinnerungspolitischer Sumpflandschaften“ (psychosozial 2021, Heft I, Nr. 163) ergänzt Bernd Nitzschke, „der biografisch-zeitgeschichtliche Kontext dieses Textes wird von Peglau in einem vorzüglich recherchierten Beitrag im Anhang der Neuausgabe erläutert. Wilhelm Reich war – neben Otto Gross (als Vorläufer) und Erich Fromm (als Zeitgenosse) – einer der Pioniere der Autoritarismusforschung.“