von Andreas Peglau
Keine endgültigen Lösungen
Dass an der Lehre von Marx und ihm kritisch angeknüpft werden sollte, dem hätte sicherlich der alte Engels beigepflichtet. 1895, ein halbes Jahr vor seinem Tod, rekapitulierte er in einem Brief: „Aber die ganze Auffassungsweise von Marx ist nicht eine Doktrin, sondern eine Methode. Sie gibt keine fertigen Dogmen, sondern Anhaltspunkte zu weiterer Untersuchung.“[1] Fünf Jahre zuvor hatte er über die von ihm und Marx erarbeitete „Geschichtsauffassung“ mitgeteilt, sie sei „vor allem eine Anleitung beim Studium“.[2]
Schon 1886 bezeichnete er es als „großen Grundgedanken“ materialistischer Dialektik, „dass die Welt nicht als ein Komplex von fertigen Dingen zu fassen ist, sondern als ein Komplex von Prozessen, worin die scheinbar stabilen Dinge nicht minder wie ihre Gedankenabbilder in unserm Kopf, die Begriffe, eine ununterbrochene Veränderung des Werdens und Vergehens durchmachen“. Daher höre „die Forderung endgültiger Lösungen und ewiger Wahrheiten ein für allemal auf; man ist sich der notwendigen Beschränktheit aller gewonnenen Erkenntnis stets bewusst“.[3]
Wer dies konsequent auf das Gedankenabbild Marxismus anwendete, sah sich im „realen Sozialismus“ jedoch schnell als Dissident abgestempelt, lief Gefahr, verfolgt oder – unter Stalin – ermordet zu werden.
Weshalb sollte auch etwas weiterentwickelt werden, das Lenin 1913 so definiert hatte: „Die Lehre von Marx ist allmächtig, weil sie wahr ist. Sie ist in sich geschlossen und harmonisch, sie gibt den Menschen eine einheitliche Weltanschauung.“[4]
Was vor 1990 also angeblich kaum einer Überarbeitung bedurfte, war nach 1990 angeblich kaum noch der Beachtung wert. Weithin galt die Parole „Marx ist tot“.[5] Kein Wunder, dass sich in den Hauptströmen des Marxismus nie eine angemessene Bewertung der Psyche etablierte.[6]
Vernachlässigte Vorleistungen
1893, zehn Jahre nach dem Tod von Marx, benannte Engels einen Punkt, der
„in den Sachen von Marx und mir regelmäßig nicht genug hervorgehoben ist […]. Nämlich wir alle haben zunächst das Hauptgewicht auf die Ableitung der politischen, rechtlichen und sonstigen ideologischen Vorstellungen und durch diese Vorstellungen vermittelten Handlungen aus den ökonomischen Grundtatsachen gelegt und legen müssen. Dabei haben wir dann die formelle Seite über der inhaltlichen vernachlässigt: die Art und Weise, wie diese Vorstellungen etc. zustande kommen“.[7]
Das war allerdings höchstens ein halbes Eingeständnis der eigenen Begrenztheit. Schon der Begriff „Vorstellungen“ ist ein psychologischer. Die Frage, wie diese zustande kommen, ist alles andere als „formell“ – und es ließen sich Mitte des 19. Jahrhunderts qualifizierte Antworten darauf finden.
Der Psyche war seit der Renaissance gesteigertes wissenschaftliches Interesse entgegengebracht worden. Dafür standen Namen wie Philipp Melanchthon (1497–1560), Baruch de Spinoza (1632–1677), John Locke (1632–1704) oder Denis Diderot (1713–1784).[8]
Jean-Jacques Rousseau (1712–1778), Heinrich Pestalozzi (1746–1827) und Friedrich Fröbel (1772–1852) hatten das Augenmerk auf Kindheit, Erziehung, Schulbildung, damit auf die lebensgeschichtliche Verankerung seelischer Strukturen gelenkt.[9]
Literarisch vertieft wurde das unter anderem durch Karl Philip Moritz (1756–1793), der 1783 das Magazin zur Erfahrungsseelenkunde gründete und mit „Anton Reiser“ das Genre des psychologischen Entwicklungsromans schuf. Nicht zuletzt Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) knüpft daran an.
Der Philosoph Immanuel Kant (1724–1804) nahm mit seinem Aufsatz „Was ist Aufklärung?“[10] manch massenpsychologische Erkenntnis vorweg. Arthur Schopenhauer (1788–1860) vertrat ein Menschenbild, das in Teilen dem Sigmund Freuds ähnelte.[11] Der Unternehmer Robert Owen (1771–1858) bewies seit Beginn des 19. Jahrhunderts nicht nur, dass es Alternativen zum Raubtierkapitalismus gab, er verband dies auch mit gründlichen Überlegungen zu Lebensgestaltung, Erziehung, Partnerschaft, schließlich mit kommunistischen Auffassungen.[12]
Die meisten dieser Männer waren Marx und Engels bekannt,[13] mit einigen von ihnen – wie Kant,[14] Rousseau[15] und Owen[16] – setzten sie sich intensiver auseinander. Goethes Faust-Tragödie, die zumindest im ersten Teil von einer ausgesprochen individuellen Biografie erzählt, war eines der Lieblingsbücher von Marx,[17] aus dem er, auch im Kapital, gern zitierte.
Vielleicht von Rousseau inspiriert, hielt Marx 1845 in den „Feuerbach-Thesen“ fest: „Die materialistische Lehre von der Veränderung der Umstände und der Erziehung vergisst, dass die Umstände von den Menschen verändert und der Erzieher selbst erzogen werden muss.“[18] Noch Jahre danach hob Engels aus der „Lehre der materialistischen Aufklärer“ hervor, „der Charakter des Menschen“ sei einerseits das Produkt „der angebornen Organisation und andrerseits der den Menschen während seiner Lebenszeit, besonders aber während der Entwicklungsperiode umgebenden Umstände“.[19]
Doch weder ihn noch Marx scheint interessiert zu haben, woraus die „angeborene Organisation“ besteht, wie sich in der „Entwicklungsperiode“ von Kindheit und Jugend Charaktere he-rausbilden. Sie meinten, einen Schlüssel in der Hand zu halten, der ohnehin jede Tür öffnete.
Das Buch der menschlichen Wesenskräfte
1844 vermerkte Marx in den Ökonomisch-philosophischen Manuskripten:
„Man sieht, wie die Geschichte der Industrie und das gewordne gegenständliche Dasein der Industrie das aufgeschlagne Buch der menschlichen Wesenskräfte, die sinnlich vorliegende menschliche Psychologie ist […]. Eine Psychologie, für welche dies Buch, also grade der sinnlich gegenwärtigste, zugänglichste Teil der Geschichte zugeschlagen ist, kann nicht zur wirklichen inhaltvollen und reellen Wissenschaft werden.“[20]
Zweifellos wirkte sich im Produktionsprozess ebenso die psychische Verfassung der daran Beteiligten aus, wie umgekehrt dieser Prozess auf die daran Beteiligten zurückwirkte. Deshalb war es berechtigt, der Psychologie gebührende Aufmerksamkeit dafür abzuverlangen.
Aber Marx wird 1844 bekannt gewesen sein, dass Archäologen eine ausgedehnte Phase der Menschheitsentwicklung annahmen, in der nicht von „Industrie“ gesprochen werden konnte.[21] Ab 1800 war die Vorstellung „eines langen Zeitraumes der Geschichte der Menschen“ immer akzeptabler geworden,[22] 1836 hatte sich die Dreiteilung in Stein-, Bronze- und Eisenzeit durchgesetzt. In dieser „Vorgeschichte“ konnten sich womöglich andere „Wesenskräfte“ gezeigt haben. Menschliches Leben dürfte zudem schon immer mehr als Produktion umfasst haben, zumindest Beziehungen zwischen Mann und Frau, Erwachsenen und Kindern sowie Beziehungen zur Natur, die nichts mit Arbeit zu tun hatten. Daher ist das Buch menschlicher Wesenskräfte als weitaus dicker zu veranschlagen, als Marx es zugestehen wollte – und die Relevanz von „Industrie“ dementsprechend geringer.
Immerhin hielt Marx in den Ökonomisch-philosophischen Manuskripten menschliche Wesenskräfte, Psychologie und Wechselwirkungen zwischen Industrie und Psyche noch ausdrücklicher Erwähnung für wert. Das sollte sich ändern.
Charaktermasken
Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie, dessen Band Eins erstmals 1867 erschien, gilt als zentrales Werk der Lehre von Marx und Engels.[23] Vorarbeiten dazu enthalten die Ökonomischen Manuskripte. Dort postulierte Marx:
„In der That ist die Herrschaft der Capitalisten über die Arbeiter nur die Herrschaft der verselbstständigten […] Arbeitsbedingungen […] über den Arbeiter selbst […] Die Functionen, die der Capitalist ausübt, sind nur die mit Bewußtsein und Willen ausgeübten Functionen des Capitals […]. Der Capitalist functionirt nur als personnificirtes Capital, das Capital als Person, wie der Arbeiter nur als die personnificirte Arbeit […]. Die Herrschaft des Capitalisten über den Arbeiter ist daher die Herrschaft der Sache über den Menschen, der todten Arbeit über die lebendige, des Products über den Producenten […], die Verkehrung des Subjekts in das Objekt und umgekehrt.“[24]
Entsprechend hieß es dann im Vorwort zum Kapital über die von Marx skizzierten „Gestalten von Kapitalist und Grundeigentümer“, es handele sich
„um die Personen nur, soweit sie die Personifikation ökonomischer Kategorien sind, Träger von bestimmten Klassenverhältnissen und Interessen. Weniger als jeder andere kann mein Standpunkt, der die Entwicklung der ökonomischen Gesellschaftsformation als einen naturgeschichtlichen Prozeß auffaßt, den einzelnen verantwortlich machen für Verhältnisse, deren Geschöpf er sozial bleibt, sosehr er sich auch subjektiv über sie erheben mag“.[25]
Den individuellen Spielraum für das Sich-Erheben über die Verhältnisse hielt Marx offenkundig nicht für bedeutsam genug, um ihn auszuloten. Stattdessen variieren alle drei Kapital-Bände die These, Menschen agierten im kapitalistischen Produktionsprozess nach vorgegebenen Mustern, automatengleich, alternativlos, Dingen und Verhältnissen hilflos unterworfen – Lohnarbeiter genauso wie Kapitalisten.
Der Kapitalist, wiederholte Marx mehrfach, sei „personifiziertes, mit Willen und Bewußtsein begabtes Kapital“,[26] sein „Tun und Lassen nur Funktion“ des Kapitals,[27] seine „Seele“ die „Kapitalseele“.[28] Nur „als Kapital“ besitze „der Automat im Kapitalisten Bewußtsein und Willen“.[29] Bei „Strafe des Untergangs“ zwinge ihn die Konkurrenz, „die Produktion zu verbessern“,[30] sein „Bereicherungstrieb“ sei
„Wirkung des gesellschaftlichen Mechanismus, worin er nur ein Triebrad ist. Außerdem macht die Entwicklung der kapitalistischen Produktion eine fortwährende Steigerung des in einem industriellen Unternehmen angelegten Kapitals zur Notwendigkeit, und die Konkurrenz herrscht jedem individuellen Kapitalisten die immanenten Gesetze der kapitalistischen Produktionsweise als äußere Zwangsgesetze auf. Sie zwingt ihn, sein Kapital fortwährend auszudehnen, um es zu erhalten“.[31]
Zu den Aufgaben des Unternehmers als „personifiziertes Kapital“ gehöre darüber hinaus, zu kontrollieren, „daß der Arbeiter sein Werk ordentlich und mit dem gehörigen Grad von Intensität verrichte“.[32]
Der Arbeiter wiederum sei „obgleich frei, naturgesetzlich abhängig vom Kapitalisten“,[33] felsenfest ans Kapital geschmiedet,[34] gehöre diesem als „disponibles Menschenmaterial“[35] noch „bevor er sich dem Kapitalisten verkauft“.[36] „Gezwungen, sich selbst freiwillig zu verkaufen“,[37] verwandle sich der Arbeiter in „Zubehör“,[38] in ein „automatische[s] Trieb-werk“,[39] eine bloße Maschine „zur Fabrikation von Mehrwert“,[40] in „Produktionsinstrument“[41] und „Rohmaterial“ der Ausbeutung,[42] werde ein „lebendige[s] Anhängsel“, das einem „tote[n] Mechanismus“ einverleibt sei.[43] Der Arbeiter wende die Produktionsmittel nicht an, sondern werde von ihnen und von den „Arbeitsbedingung[en]“ angewendet.[44]
Weil Menschen sich im Produktionsprozess „bloß atomistisch“, also vereinzelt, isoliert voneinander verhielten, sei die „Gestalt“ der Produktionsverhältnisse unabhängig „von ihrer Kontrolle und ihrem bewußten individuellen Tun“.[45] „Wie der Mensch in der Religion vom Machwerk seines eignen Kopfes“ beherrscht werde, „so wird er in der kapitalistischen Produktion vom Machwerk seiner eignen Hand beherrscht“. [46]
Um die Beziehung zwischen Kapitalist und Lohnarbeiter zu illustrieren, verwendet Marx einige Male den Begriff „ökonomische Charaktermasken“. Diese Masken seien ebenfalls „Personifikationen der ökonomischen Verhältnisse“, als deren Träger sich kapitalistischer „Sklavenhalter“ und proletarischer „Sklave“, Käufer und Verkäufer von Waren – inklusive der „Ware Arbeitskraft“ – gegenüberträten.[47] Auch die Vokabel „Charakter“ signalisiert daher nicht, dass sich Marx mit Psyche befassen wollte oder den Anspruch hatte, das Handeln konkreter Menschen einzubeziehen. „Der Kapitalist“ handelt, um nicht bankrott zu gehen, „der Proletarier“, um nicht zu verhungern – und beide können nicht anders. Daher erübrigten sich Überlegungen zu weiteren Motiven oder abweichenden Handlungen. Da Marx Menschen im Kapitalismus als „Triebrad“ und „Zubehör“ einer Maschinerie wahrnahm, scheint ihm passend vorgekommen zu sein, deren Agieren in mechanistischer Weise zu beschreiben.
Aber konnten, können Menschen wirklich nicht anders? Ist der „subjektive“ Spielraum so eng, dass sich auf sozialökonomische Verhältnisse kein erwähnenswerter Einfluss nehmen lässt?
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Weiterlesen in Teil 3: Individuelle Spielräume, Friedrich Engels, Robert Owen
Quellenverzeichnis.
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Anmerkungen
[1] Marx/ Engels 1968, S. 96.
[2] Marx/ Engels 1967b, S. 436.
[3] Engels 1975a, S. 293.
[4] Lenin 1977, S. 3. Lenin behandelte den Marxismus jedoch keinesfalls als abgeschlossen (Sandkühler 2021, S. 1494f.).
[5] Ab Ende 1989 auch in der Fassung von Norbert Blüm („Marx ist tot, Jesus lebt!“) propagandistisch ausgeschlachtet.
[6] Daran haben weder das nach 1968 im „Westen“ für einige Zeit verstärkte Interesse am „Freudomarxismus“ oder Forderungen, den „subjektiven Faktor“ stärker zu berücksichtigen (z.B. Parin 1986) oder die Kritische Theorie etwas geändert, noch die Versuche, im „Osten“ eine marxistische Subjekttheorie zu entwickeln (z.B. Erpenbeck 1986; Borbely und Erpenbeck 1987). Schon gar nicht wurden solche Erwägungen Bestandteil staatstragender Ideologien oder der Programme sich als „links“ einordnender Parteien. Zu Berührungen zwischen Marxismus und Psychoanalyse siehe auch Gente 1972.
[7] Marx/ Engels 1968, S. 96. 1890 hatte er in einem anderen Brief dazu erklärt: „Daß von den Jüngeren zuweilen mehr Gewicht auf die ökonomische Seite gelegt wird, als ihr zukommt, haben Marx und ich teilweise selbst verschulden müssen. Wir hatten, den Gegnern gegenüber, das von diesen geleugnete Hauptprinzip zu betonen, und da war nicht immer Zeit, Ort und Gelegenheit, die übrigen an der Wechselwirkung beteiligten Momente zu ihrem Recht kommen zu lassen“ (Marx/ Engels 1967b, S. 465).
[8] Stubbe 2021, S. 119–128.
[9] Damit wurde auch die zuvor gepflegte Vorstellung obsolet, Kindheit sei keine abgrenzbare Lebensphase, Kinder wären nur „kleine Erwachsene“ (vgl. Bönig 2012).
[10] Kant 2004.
[11] Freud 1914, S. 53.
[12] Schultz 1948. Elsässer (1984, S. 237) bescheinigt Owen und Fröbel, sie schreiben „den ersten Lebensjahren eine große Bedeutung für das spätere Leben […] zu. Beide Pädagogen besitzen Einsichten in die Psyche des Kindes, die erst hundert Jahre später von der Wissenschaft bestätigt werden“.
[13] Zu Locke: Marx 2021, S. 49f., 105, 116, 139, 165, 412, 645. Zu Diderot: ebd., S. 148; Kaiser/ Werchan 1967, S. 52, 80. Zu Schopenhauer: Marx/ Engels 1975, S. 361; Ebeling/ Lütkehaus 1985, S. 193–195. Heinrich (2021, S. 266f.) schreibt, Marx habe „Spinoza ähnlich hochgeschätzt wie Hegel“. Zu den Grenzen von Marx‘ Philosophie-Kenntnissen: Anderson 2023, S. 68f.
[14] Heinrich 2021, S. 195.
[15] Marx/ Engels 2017, S. 253, 459, 583, 584, 649; Kaiser/ Werchan 1967, S. 175.
[16] Siehe zum Beispiel Engels 1973, S. 197–200.
[17] Heinrich 2018, S. 13.
[18] Marx 1969, S. 5.
[19] Engels 1962a, S. 243.
[20] Marx 1968, S. 542.
[21] Das galt selbst dann, wenn der später von Marx ungewöhnlich weit gefasste Industrie-Begriff zugrunde gelegt worden wäre: Im Kapital sprach er 1867 von „ländlich patriarchalische[r] Industrie einer Bauernfamilie“ (Marx 2021, S. 92, vgl. dazu https://de.wikipedia.org/wiki/Industrie).
[22] Stabrey 2017, S. 37.
[23] Engels spielte eine wichtige Rolle für Zustandekommen und – ab der zweiten Auflage – Aufbau des ersten Bandes, erst recht für Inhalt und Gestalt der nach dem Tod von Marx herausgegebenen Bände (vgl. Krätke 2020, S. 24–44).
[24] Marx 2011, S. 64.
[25] Marx 2021, S. 16.
[26] Ebd., S. 168.
[27] Ebd., S. 619.
[28] Ebd., S. 247.
[29] Ebd., S. 425.
[30] Marx 1983a, S. 255.
[31] Marx 2021, S. 618.
[32] Ebd., S. 228.
[33] Ebd., S. 798, mit der Einschränkung, dies gelte in „altzivilisierten Ländern.“
[34] Ebd., S. 675.
[35] Ebd., S. 662.
[36] Ebd., S. 603.
[37] Ebd., S. 793. Eine von Marx mehrfach getätigte befremdliche Aussage: Freiwilligkeit ist nicht vereinbar mit Zwang, auch nicht „dialektisch“. Also entsteht in den betroffenen Menschen ein seelischer Konflikt – den Marx übergeht.
[38] Ebd., S. 508.
[39] Ebd., S. 381.
[40] Ebd., S. 421.
[41] Ebd., S. 396.
[42] Ebd., S. 350.
[43] Ebd., S. 445.
[44] Ebd., S. 596, 446. Auch die letzten Behauptungen sind schwer miteinander vereinbar: Wird der Arbeiter zum Produktionsinstrument oder von Produktionsmitteln angewendet? Wenden sich Produktionsmittel gegenseitig an, wenn ja, alle?
[45] Ebd., S. 108.
[46] Ebd., S. 649.
[47] Ebd., S. 100. In einem neueren Artikel dazu heißt es: „Die Frage […], welche Spielräume die sozialen Rollen (‚Masken‘) für die in ihnen Handelnden eröffnen, […] wird in den marxistisch inspirierten Sozialwissenschaften unterschiedlich beantwortet. Marx tendierte zu der Auffassung, dass man sich über die kapitalistischen Verhältnisse nur sehr begrenzt erheben könne […]“. (Demirović o. J.). Hans Hiebel (2019, S. 41) bestätigt: „Das Individuum hinter der Maske oder Rolle erscheint als irrelevant“. Wikipedia bietet zu „Charaktermaske“ eine verblüffende These. Menschen würden, in nach pathologischer Persönlichkeitsspaltung klingender Weise, im Handumdrehen zwischen „Maske“ und „‘wahrem‘ Ich“ – eine Vokabel, die bei Marx nicht im Zusammenhang mit „Charaktermasken“ auftaucht – umschalten. Und das zweimal täglich: „Die Menschen im Kapitalismus“ müssen im „Produktionsprozess […] als Kapitalisten bzw. Proletarier agieren und erfüllen damit eine objektiv nötige Funktion, die mit ihrem sonstigen, ‚wahren‘ Ich nichts zu tun hat. Im Arbeitsalltag schlüpfen sie in die Masken von Kapitalist und Arbeiter, nach Feierabend können die Menschen diese Masken fallen lassen“. Dieser These folgend, müsste die Antwort von Marx auf die „Grundfrage der Philosophie“ ergänzt werden: „Es ist nicht das Bewusstsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewusstsein bestimmt – aber nur zwischen 8 und 17 Uhr.“ Dazu, was vom „Produktions-Ich“ mit nach Haus genommen wird, äußerte sich Marx nicht.