Archiv der Kategorie: Vorträge

Are We Born Warriors?

The Psychosocial Preconditions of Peacefulness and Destructiveness

by Andreas Peglau[1]


What follows is an edited version of a lecture, held on June 30, 2023, for the lecture series “Psychological Anthropology: Militarism and War” at the University of Cologne. The following English text is based on a translation done by DeepL Translate, as corrected and revised by Stephen A. Cooper. Weiterlesen

Sind wir geborene Krieger? Zu psychosozialen Voraussetzungen von Friedfertigkeit und Destruktivität

Vortrag, gehalten am 30.6.2023 innerhalb der Vorlesungsreihe „Psychologische Anthropologie: Militarismus und Krieg“ an der Universität zu Köln (bearbeitetes Manuskript)

von Andreas Peglau[1]

Hier kann der Text als pdf heruntergeladen werden.

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Was ist Krieg?

Ein organisierter, gewaltsam und mit Waffen ausgetragener Konflikt zwischen Staaten oder größeren Gruppen von Menschen. Krieg zu führen bedeutet in jedem Fall, bereit zu sein, andere Menschen zu töten.
Wären wir „geborene Krieger“, würde die Bereitschaft, andere Menschen ohne Gewissensbisse zu verletzten und zu vernichten, zu unserer seelischen Grundausstattung gehören. Wir würden damit auf die Welt kommen.
Das müsste sich daher auch lebenslang irgendwie zeigen – und zwar im Prinzip schon immer und überall, seit es Menschen gibt. Weiterlesen

Videomitschnitt: Rechtsruck im 21. Jahrhundert. Wilhelm Reichs „Massenpsychologie des Faschismus“ als Erklärungsansatz

Andreas Peglau über 1933 veröffentlichte Erkenntnisse Wilhelm Reichs, die helfen, auch den Rechtsruck im 21. Jahrhundert zu verstehen (Vortrag, gehalten auf dem 16. EABP-Kongress in Berlin, 7.9.2018)

Im November 1930 zog der 33-jährige Wilhelm Reich von Wien nach Berlin – in der Hoffnung auf ein günstiges Umfeld für seine therapeutische, sexualreformerische und politische Tätigkeit. Auf all diesen Gebieten war er zuvor in Konflikte mit Sigmund Freud und dessen Kollegen geraten.

(…)

Schon 1929 hatte Reich begriffen, „daß der Ausgangskonflikt der seelischen Erkrankung […] sich in Form der muskulären Störung physiologisch strukturell verankert“. Seitdem richtete er sein Augenmerk zusätzlich zum verbalen auf den körpersprachlichen Ausdruck von Gefühlen und Gedanken. In Berlin bezog er dies systematischer in die Behandlung ein. Das spiegelt eine von ihm 1931 mitgeteilte Fallgeschichte wider.
Reich schrieb: „Es war zunächst nicht leicht, den Patienten dazu zu bewegen, das trotzige Agieren der Kindheit zu reaktivieren. […] Ein vornehmer Mensch […] kann doch derartiges nicht tun.“ Reich „versuchte es zuerst mit der Deutung, stieß aber auf völliges Ignorieren“ seiner Bemühungen. „Nun begann“ er, „den Patienten nachzuahmen.“ Dadurch verunsichert, wohl auch verärgert, reagierte dieser – Zitat:

„mit einem unwillkürlichen Aufstrampeln. Ich ergriff die Gelegenheit und forderte ihn auf, sich völlig gehen zu lassen. Er begriff zuerst nicht, wie man ihn zu derartigem auffordern könne, aber schließlich begann er mit immer mehr Mut, sich auf dem Sofa hin und her zu werfen, um dann zu affektivem Trotzschreien und Hervorbrüllen unartikulierter, tierähnlicher Laute überzugehen. Ganz besonders stark wurde ein derartiger Anfall, als ich ihm einmal sagte, seine Verteidigung seines Vaters sei nur eine Maskierung seines maßlosen Hasses gegen ihn. Ich zögerte auch nicht, diesem Haß ein Stück rationaler Berechtigung zuzubilligen. Seine Aktionen begannen nunmehr, einen unheimlichen Charakter anzunehmen. Er brüllte derart, daß die Leute im Hause ängstlich zu werden begannen. Das konnte uns nicht stören, denn wir wußten, daß er nur auf diese Weise seine kindliche Neurose voll, affektiv, nicht nur erinnerungsmäßig, wiedererleben konnte“.

Zitat Ende. Reich wurde bei diesem – für Freud undenkbaren – Vorgehen in ungeahnter Intensität mit der Destruktivität konfrontiert, die seine Patienten normalerweise hinter einer angepassten, höflichen Maske verbargen. Entsprach man ihren neurotischen Erwartungen nicht, unterstützte sie stattdessen dabei, ihre nun aufsteigenden Gefühle zu zeigen, brach sich oftmals seit der Kindheit gestauter Hass auf unterdrückende Autoritäten Bahn – in Gedanken, Worten, Gefühlen und Körpersprache. Reich entdeckte somit einen spezifisch körperpsychotherapeutischen, dem rein psychoanalytischen klar überlegenen Zugang zum Verständnis destruktiven Verhaltens – von dem das faschistische ja nur eine Spielart ist.

(…)

Hier ist der gesamte Text nachzulesen.

Hier findet sich die englische Übersetzung. / For the English translation please look here.

A shift to the right in the 21st century. Wilhelm Reich’s „Mass Psychology of Fascism“ as an explanatory approach

Lecture by Andreas Peglau held at the 16. EABP-congress in Berlin, 7.9.2018.
Translated by Martina Weitendorf

In November 1930, 33-year-old Wilhelm Reich moved from Vienna to Berlin – in the hope of a favourable environment for his therapeutic, sexual reform and political activities. In all these areas he had previously come into conflict with Sigmund Freud and his colleagues.
There are only a few architectural testimonies of Reich’s work in Berlin. I would like to show you four of them before I move on to the main topic of my presentation.

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Vortrag: Rechtsruck im 21. Jahrhundert. Wilhelm Reichs „Massenpsychologie des Faschismus“ als Erklärungsansatz

Andreas Peglau über 1933 veröffentlichte Erkenntnisse Wilhelm Reichs, die helfen, auch den Rechtsruck im 21. Jahrhundert zu verstehen (16. EABP-Kongress in Berlin, 7.9.2018)

Im November 1930 zog der 33-jährige Wilhelm Reich von Wien nach Berlin – in der Hoffnung auf ein günstiges Umfeld für seine therapeutische, sexualreformerische und politische Tätigkeit. Auf all diesen Gebieten war er zuvor in Konflikte mit Sigmund Freud und dessen Kollegen geraten.
Es gibt nur noch wenige architektonische Zeugnisse von Reichs Wirken in Berlin. Vier davon möchte ich Ihnen zeigen, bevor ich zum Hauptthema meines Vortrags komme. Zunächst das Schickler-Gebäude an der Spree, unweit des Alexanderplatzes. Weiterlesen

Wie sähe eine an Wilhelm Reich orientierte Psychoanalyse aus?

von Andreas Peglau

Aus einem Vortrag, gehalten auf der Frühjahrstagung der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung in Kassel, am 6.6.2015.

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… Lässt sich aus all dem, was ich Ihnen nun berichtet habe, der Schluss ziehen, es wäre wünschenswert, Reich – wie 1997, anlässlich seines 100. Geburtstages, gefordert wurde –, durch Wiederaufnahme in die Internationale Psychoanalytische Vereinigung (IPV) zu „rehabilitieren“?

Zum einen glaube ich nicht, dass Reich Wert darauf gelegt hätte, posthum erneut IPV-Mitglied zu werden. Weiterlesen

Wilhelm Reich: ausgegrenzt, vergessen, neu bewertet

Sigmund Freuds widerständiges Erbe“ – unter diesem Titel fand am 6. Juni 2014 ein Symposium anlässlich des 70sten Geburtstags von Bernd Nitzschke statt, das sich den »Grenzgängen innerhalb und außerhalb psychoanalytischer Institutionen« widmete.

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Die politische Psychoanalyse und ihr verdrängter Exponent Wilhelm Reich. Vortrag über wesentliche Inhalte des Buches „Unpolitische Wissenschaft?“

von Andreas Peglau

Nach dem Erscheinen meines Buches im August 2013 hatte ich mehrfach Gelegenheit, es bei öffentlichen Veranstaltungen vorzustellen. Anschließend wurde ich jedes Mal gebeten, das Mitgeteilte auch zu veröffentlichen. Ich habe diese Vorträge deshalb zum vorliegenden Text zusammengestellt. Ich hoffe, er gibt nicht nur einen guten Überblick über einige der wichtigsten Ergebnisse meiner Recherchen, sondern weckt ebenfalls Interesse, sich mit dem Buch selbst zu befassen. Weiterlesen

Menschenbilder als Voraussetzung zum Helfen

Ein Vortrag über nützliche und schädliche Hilfe, deren psychische Basis sowie über reale und irreale Menschenbilder – von Andreas Peglau

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Ich glaube, eine der wichtigsten Fragen, die heute steht, ist die, wie wir – von dem Ort aus, an dem wir jeweils leben – auf die Veränderungen reagieren, die unseren ganzen Planeten betreffen und allmählich auch jeden einzelnen, jede einzelne von uns beeinflussen werden. Weiterlesen