Anregungen zu einer Psychoanalyse des europäischen „Rechtsrucks“

Basierend auf Erkenntnissen Erich Fromms und Wilhelm Reichs sowie auf Forschungen zu rechtsextremen Einstellungen in Deutschland habe ich 2014 nach Hintergründen der aktuellen politischen Entwicklung Europas, letztlich auch des immer globaler werdenden „Rechtsrucks“ gesucht.
Drei Jahre später entstand daraus mein Buch „Rechtsruck im 21. Jahrhundert“.

von Andreas Peglau [1]

Der Ausgang der Europawahl vom Mai 2014 hat die Frage nach den Wurzeln „rechter“ [2] Bewegungen und Ideologien mit neuer Schärfe aufgeworfen. Die Entwicklung in der Ukraine belegt einmal mehr, dass faschistoide Gruppierungen auf unserem Kontinent „hoffähig“ sind. In Deutschland kontinuierlich vorgenommene Untersuchungen zum – in der „Mitte“ der Bevölkerung verankerten – Rechtsextremismus ergeben seit Jahren bedenkliche Resultate. [3] An den Forschungen der Psychoanalytiker und Sozialwissenschaftler Erich Fromm (1900-1980) und Wilhelm Reich (1897-1957) anknüpfend, lassen sich dafür Erklärungen finden, die über die üblicherweise angeführten Faktoren [4] hinausgehen und deshalb in die laufenden Diskussionen einbezogen werden sollten.

Fromm und Reich über den Nationalsozialismus

Ab 1929 widmete Erich Fromm den psychischen Strukturen deutscher Arbeiter und Angestellten eine empirische Untersuchung. Diese zeigte, dass „die in Parteien und Gewerkschaften erzogenen Arbeiter trotz ihrer revolutionären Bekenntnisse nicht jenen Widerstand gegen ein autoritäres und diktatorisches Regime verkörperten, den man ihnen gern zuschrieb und von dem die Arbeiter selbst überzeugt waren.“ [5] Was sie tatsächlich kennzeichnete, war ein massenhaftes Bedürfnis nach autoritärer Führung – bester Nährboden für jenen Machtwechsel, der bald folgen sollte. [6]

Zur gleichen Zeit arbeitete auch Wilhelm Reich daran, die Wurzeln „rechter“ Bewegungen aufzudecken. [7] Im Spätsommer 1933 veröffentlichte er, nun im dänischen Exil, seine Massenpsychologie des Faschismus – ein Buch, das bis heute in der psychoanalytischen Literatur seinesgleichen sucht. [8] Ausgangspunkt waren u.a. Reichs gestiegene „Zweifel an der marxistischen Grundauffassung des gesellschaftlichen Geschehens“. [9] Dass sich Werktätige millionenfach entgegen ihren angeblich „objektiven“ Klasseninteressen verhielten, indem sie „rechte“ Parteien wählten, sei mit Marx nicht mehr zu erklären. Nicht nur, dass sich materielles „Sein“ in Bewusstsein umsetzt, müsse berücksichtigt werden, sondern auch, wie das geschehe, wie dieses Bewusstsein dann auf äußere Vorgänge zurückwirke – und welche unbewussten Prozesse abliefen. Dazu sei die Psychoanalyse vonnöten. [10]

„Der Nationalsozialismus ist unser Todfeind“, schrieb Reich zu Beginn seines Buches, „aber wir können ihn nur schlagen, wenn wir seine Stärken richtig einschätzen.“ [11] Eine dieser Stärken sei, dass Hitler bewusste, vor allem aber unbewusste und neurotische Vorstellungen von Millionen Deutschen in zugespitzter Weise verkörperte und auslebte: „Nur dann, wenn die [psychische – A.P.] Struktur einer Führerpersönlichkeit mit massenindividuellen Strukturen breiter Kreise zusammenklingt, kann ein ‚Führer‘ Geschichte machen.“ [12] Grundlage dafür sei eine in wesentlichen Punkten übereinstimmende Sozialisierung, der Führer wie Geführte ausgesetzt gewesen waren: Als Kinder durchliefen sie zunächst „den autoritären Miniaturstaat der Familie, […] um später dem allgemeinen gesellschaftlichen Rahmen einordnungsfähig zu sein.“ [13] Je „hilfloser das Massenindividuum aufgrund seiner Erziehung“, desto intensiver werde der Wunsch nach einem – autoritären – Ersatzvater, [14] mit dem es sich identifizieren könne. Statt sein „völliges Herabsinken“ zur „kritiklosen Gefolgschaft“ wahrzunehmen, fühle es sich als „kleiner Hitler“. [15]

Als Erich Fromm 1941 in seinem Buch Die Furcht vor der Freiheit als erster Psychoanalytiker nach Reich öffentlich gegen den Faschismus Stellung bezog, formulierte er ähnliche Thesen. [16] „Der Nazismus“, insbesondere die Tatsache, „dass er ein ganzes Volk erfasst hat“, sei „ein psychologisches Problem“, das jedoch „aus den sozioökonomischen Faktoren“ abgeleitet werden müsse. „Hitlers Persönlichkeit, seine Lehren und das Nazi-System“ seien extreme Ausformungen des „autoritären“ Charakters, wodurch Hitler „jene Teile der Bevölkerung so stark ansprach, die – mehr oder weniger – die gleiche Charakterstruktur besaßen.“ [17]

Das sind zum einen Gegenpositionen zu allen Auffassungen, die Hitlers angeblichem Charisma die ausschlaggebende Bedeutung für seinen Erfolg beimessen. Wäre es nicht Hitler gewesen, hätte sich – die gegebenen Rahmenbedingungen vorausgesetzt – mit hoher Wahrscheinlichkeit ein ähnlich strukturierter Psychopath als umjubelter „Führer“ gefunden. Fromm sollte später schreiben: „Unter uns gibt es Hunderte von Hitlern, die hervortreten würden, wenn ihre historische Stunde gekommen wäre.“ [18]

Zum zweiten widerlegen diese Einsichten die ab 1945 immer wieder gern gebrauchte Floskel „Hitler war an allem Schuld“: Ohne die auf ihn setzenden Fanatiker und das Millionenheer der Mitläufer wäre Hitler der politisch orientierungs- und bedeutungslose Niemand geblieben, der er erwiesenermaßen [19] bis 1919 war. Die hinter ihm stehenden Drahtzieher aus Politik und Wirtschaft hätten zudem niemanden gefördert, der nicht bei den Massen ankam.

Was bedeutet das für die heutige Zeit?

Wenden wir die These der wechselseitigen Abhängigkeit von Führern und Geführten auf die Gegenwart an, ergibt sich: Auch heute trifft die Behauptung „Die Politiker sind an allem Schuld“ nicht zu. Sicherlich: Je höher jemand in der Machtpyramide sitzt, desto mehr Einfluss und damit Verantwortung hat er oder sie. Dennoch tragen und schaffen die „Massen“, also wir – zumindest unbewusst – zu wesentlichen Teilen die Gesellschaft, in der wir leben. Unsere politischen Führerinnen oder Führer dürften auch jetzt wieder jene Charakterstrukturen verkörpern, die für die meisten von uns kennzeichnend sind, und unsere, nicht zuletzt unbewussten und neurotischen, Erwartungen erfüllen.

Angela Merkel also als Spiegel der seelischen Befindlichkeit der Deutschen? Ich halte das für wahrscheinlich. Von ganz hinten an die Spitze gelangen, irgendwie schlau das eigene Ding machen, Schwierigkeiten „aussitzen“, den Ball flach halten – schon damit dürften sich viele identifizieren können. In Auswertung einer Umfrage vom April 2014 wurde Merkels Popularität so erklärt: „Die Kanzlerin […] entspreche mit ihrem unspektakulären Politikstil weiterhin […] dem Lebensgefühl der Menschen und ihrem Bedürfnis nach Sicherheit.“ Themen, die die SPD einbringe – wie Energiewende, Mindestlohn, Rente mit 63 – seien BRD-Bürgerinnen und -Bürgern dagegen weniger wichtig. [20] Von größeren Problemen will die Masse der Bevölkerung also nichts wissen, geschweige denn, so lässt sich vermuten, an deren Lösung mitarbeiten. Und in der Tat zeigt die Statistik: Der Großteil der Deutschen ist nicht interessiert, die demokratischen Gestaltungsmöglichkeiten auszunutzen, wünscht sich aber passenderweise eine starke Führungsfigur. [21] Merkels Erfolg beweist: Das darf inzwischen statt eines harten Ersatzvaters eine konturarme Ersatzmutter sein, die suggeriert, alles im Griff zu haben – auch wenn Letzteres nachweislich nicht stimmt, unter ihrer Regentschaft Kriegsgefahr [22] und Verelendung [23] wachsen, Sicherheit also in Wirklichkeit abgebaut wird.

Die Erkenntnisse von Fromm und Reich zeigen gleichfalls: Es wäre naiv, Parteien wie die ukrainische „Swoboda“, die griechische „Morgenröte“ oder die NPD ausschließlich als Vertreter von Minderheiten zu sehen. Solche Gruppierungen repräsentieren tradierte psychosoziale Strukturen, die nicht nur unter ihren Mitgliedern und Wählern verbreitet sind. Auch die eingangs erwähnten Untersuchungen zu faschistoiden Einstellungen in der BRD, die eine Leipziger Forschungsgruppe um Oliver Decker und Elmar Brähler vornimmt, decken regelmäßig rechtsextreme Positionen bei Anhängern sämtlicher politischer Parteien auf. [24] „Rechte“ Parteigänger sind darum nur die Spitze des Eisbergs, „Symptomträger“ einer psychosozialen Störung, mit der längst auch andere, sich als liberaler oder gar „links“ Verstehende, „infiziert“ wurden. Ähnlich einer Seuche können diese Symptome – zum Beispiel infolge von Wirtschaftskrisen [25] – rasant um sich greifen. Die zuvor als kulturell recht hochstehend angesehenen Deutschen haben es in den 1930er Jahren vorgemacht.

 Psychosoziale Wurzeln des Faschismus

Dazu, dass auf unserem Kontinent noch heute eine Basis für faschistoide Entwicklungen existiert, dürften auch jene Faktoren beigetragen haben, die Reich schon in der Massenpsychologie benannte. [26] Die Faschisten verdankten ihren Erfolg, hielt er fest, maßgeblich psychischen Konstellationen, die bereits seit Jahrhunderten erzeugt würden, insbesondere durch Kirche, Kleinfamilie und Sexualunterdrückung. Auch diese – und mit ihnen das gesamte „Patriarchat“ – seien deshalb aus der Welt zu schaffen, um die Wurzeln „rechter“ Bewegungen zu beseitigen. [27] Zur aktuellen Brisanz dieser Thesen kann ich hier nur kurze Statements anbieten.

Erstens: Hat die Kirche noch immer eine gefühls- und sexualunterdrückende, Menschen destruktiv machende Wirkung?

Für die katholische Kirche trifft das schon aufgrund ihrer Haltung zu Verhütung, vor- oder außerehelichem Sex, Homosexualität und Zölibat zu. Das belegt auch der nicht zuletzt dadurch verursachte sexuelle Missbrauch in ihren Institutionen. Während in Polen eine aggressive, katholisch dominierte Anti-Abtreibungs-Bewegung erstarkt, [28] zeigte kürzlich eine Umfrage, dass die meisten deutschen Katholiken lustbejahendere Ansichten haben als ihre Funktionäre. [29] Doch auch hierzulande stabilisiert die konfessionsübergreifende Verbreitung patriarchalischer Mythen wie dem vom zugleich guten wie allmächtigen männlichen Schöpfergott autoritäre und damit gefühlsunterdrückende Normen. Jüngst bekräftigten Äußerungen des Militärbischofs Sigurd Rink: [30] Selbst die früher stark pazifistisch engagierte evangelische Kirche [31] befürwortet zunehmend die ­– durch den militanten Ex-Pfarrer Joachim Gauch [32] prominent vertretene – Triade aus Rüstungsexporten, Kriegseinsätzen und außenpolitischer Aggressionsbereitschaft.

Dass in der BRD jährlich 200.000 Menschen aus den Kirchen austreten, dürfte zu Teilen als Abgrenzung von solchen Vorstellungen zu verstehen sein. Da der deutsche Staat den Kirchen zusätzlich zur Kirchensteuer jedes Jahr 460 Millionen Euro zukommen lässt – egal, wie viele Gläubige ihnen noch angehören [33] – und einen nahezu flächendeckenden Religionsunterricht installiert hat, formen Kirchen dennoch weiter vielfach Selbst- und Weltbilder. [34]

 Zweitens: Erzeugen Kleinfamilien noch immer autoritäre Strukturen?

Ich meine ja. In einer Gesellschaft, die wenig gesunden sozialen Halt bietet, schaffen Kleinfamilien oftmals einengende Ersatzgeborgenheit. Häufig geben Eltern hier unkritisch die geltenden, oft schädlichen Normen an ihre Kinder weiter, prägen diese so zugleich darauf, sich unter Erwachsene und sonstige Autoritäten zu ducken.

Für Deutschland ist immerhin festzuhalten, dass die Institution Ehe und damit der Kern der Kleinfamilie an Bedeutung verloren hat, dass ab 1968 nicht-autoritäre Tendenzen in die Erziehung und Bildung Westdeutschlands eingedrungen sind, dass heute in Familien oftmals liebevoller mit Kindern umgegangen wird, dass sich zudem die außerfamiliäre Kinderbetreuung entfaltet hat – wenngleich auf unzureichendem Niveau. Im Jahr 2000 hat der Bundestag endlich den Passus ins Bürgerliche Gesetzbuch aufgenommen: „Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“

Welches Ausmaß an Unterdrückung trotzdem hinter kleinfamiliären Mauern weiterhin stattfindet, ließ sich jüngst dem Buch Deutschland misshandelt seine Kinder [35] entnehmen. Laut Kinderschutzbund Deutschland sterben jede Woche in der BRD drei Kinder durch Misshandlung oder Vernachlässigung. [36] In aktuellen Elternbefragungen gaben 40 Prozent an, ihre Kinder zu schlagen, [37] 88 Prozent wollten ihnen vor allem „Höflichkeit und gutes Benehmen“ beibringen, [38] 70 Prozent „Disziplin“. [39]

Drittens zur Sexualunterdrückung. Sicherlich gibt es heute in Europa ein freieres Geschlechtsleben als 1933, wozu die Frauenemanzipation entscheidend beigetragen hat.

Aber meines Erachtens kann nur eine noch immer durch Unterdrückung krank gemachte Sexualität erklären, dass im englischen Rotherham zwischen 1997 und 2013 mindestens 1400 Mädchen und Jungen systematisch vergewaltigt, misshandelt und zur Prostitution gezwungen wurden. [40] Oder dass bei einer kürzlich veröffentlichten EU-Studie 12 Prozent aller Frauen angaben, vor ihrem 15. Lebensjahr sexueller Belästigung oder Missbrauch durch Erwachsene ausgesetzt gewesen zu sein, 33 Prozent, seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlitten zu haben, 5 Prozent, vergewaltigt worden zu sein. Deutschland schnitt bei dieser Studie sogar noch etwas schlechter ab als der Durchschnitt europäischer Länder. [41]

Wenn bei einer Umfrage vom Mai 2014 zehn Prozent der befragten deutschen Frauen mitteilten, „aus Überzeugung“ „keusch in die Ehe“ gehen zu wollen, [42] könnte das bedeuten, dass sexualunterdrückende Normen auch in der BRD sogar wieder an Boden gewinnen.

Wir sind also auch heute weit davon entfernt, die destruktiven Wirkungen von Kirche, Kleinfamilie und Sexualunterdrückung überwunden zu haben. Auf eine Abschaffung der letztlich menschenverachtenden Verhältnisse des Kapitalismus ist ja zurzeit ohnehin kaum zu hoffen.

Folgen wir Reich, bedeutet das: Auch unsere gegenwärtigen Staatsgebilde brüten jene seelischen Deformationen selbst aus, an deren Auswirkungen sie dann kranken, erzeugen psychische Gegebenheiten, die viele von uns zu psychosozialen „Zeitbomben“ werden lassen.

Gesellschaftscharakter

Noch beunruhigender wird es, wenn wir eine weitere Einsicht Reichs und Fromms hinzunehmen. Wie ein Volk sich verhalte, sei kein Zufall, schrieb Reich in der Massenpsychologie, denn „jede Gesellschaftsordnung“ erzeuge „in den Massen ihrer Mitglieder diejenigen [psychischen – A.P.] Strukturen […], die sie für ihre Hauptziele braucht.“ [43] Erich Fromm formulierte diesbezüglich: „Die sozio-ökonomische Struktur einer Gesellschaft formt den Gesellschafts-Charakter ihrer Mitglieder dergestalt, dass sie tun wollen, was sie tun sollen.“ [44]

Doch für welche Ziele benötigt unsere gegenwärtige Sozialordnung diese Unzahl oberflächlicher, dumpfer oder resignierter Menschen mit ihren oftmals primitiven Wut- und Neidaffekten, die einem beispielsweise aus diversen Internet-blogs entgegenstarren? Wofür braucht Deutschland jene Gewaltbereitschaft, auf welche die für 2013 veröffentlichte Zahl von 3000 Gewaltdelikten allein in Berlins öffentlichen Verkehrsmitteln [45] ebenso schließen lässt wie die Ausschreitungen angeblicher Fußball-Fans oder die Präsenz hasserfüllter Neonazis vor Asylbewerberheimen? Dass so geformte oder genauer gesagt: psychisch verformte Menschen keine gute Grundlage für Demokratie darstellen können, ist klar. Aber von einem durchweg demokratischen System kann ja in Bezug auf unseren Staat auch nicht die Rede sein.

Eine demokratische Erziehung und Bildung [46] hat sich trotz der 68er-Bewegung nicht durchgesetzt, schon gar nicht eine demokratisch aufgebaute Wirtschaftssphäre: Das Arbeitsleben der meisten BRD-Bürgerinnen und Bürger ist weiter streng autoritär geregelt, anders kann Kapitalismus nicht funktionieren. [47] Und gerade in letzter Zeit hat sich deutlich gezeigt, wie sehr sich der gesamte BRD-Staatsapparat autoritär unterordnet: unter Konzerne und Banken sowie unter das imperiale Streben der USA. [48] „Amerika muss auf der Weltbühne immer führen“, verkündete Barack Obama einmal mehr im Mai 2014, „Rückgrat dieser Führerschaft“ sei das US-Militär. [49]

Sich diesem ebenso größenwahnsinnigen wie brandgefährlichen Vormachtstreben unterzuordnen bzw. anzuschließen, verlangt, verbrecherischen Kriegshandlungen wie im Irak oder in Afghanistan zuzustimmen oder sich sogar daran zu beteiligen. Schon die Zustimmung setzt hier meiner Meinung nach ein hohes Maß an Verdrängung oder Zynismus oder Untertanengeist voraus bzw. – psychoanalytisch formuliert – eine „Identifikation mit dem Aggressor“. Für die im Sinne der Auftraggeber erfolgreiche Beteiligung als Soldat sind zudem Gefühlsabspaltung und die Bereitschaft zu töten unerlässlich.

Im Sinne von Wilhelm Reich und Erich Fromm müssen wir daraus schließen: Unsere Gesellschaft hat ein Interesse an satten Kleinbürgern, dumpfen Mitläufern und an einem jederzeit auf möglichst beliebige Ziele ausrichtbaren Zerstörungspotential. Deshalb erzeugt sie massenhaft die dazu passenden seelischen Störungen – und gefährdet so, was tatsächlich an demokratischen Errungenschaften aufgebaut wurde.

Die Verantwortung der „Massen“

Aber unsere Gesellschaft, das sind eben nicht nur Politiker, Medienlenker, Konzernchefs, sondern auch heute: „die Massen“. Auch wenn aus Politik und Medien machtvolle Vorgaben kommen, sind es doch maßgeblich wir, die die Sozialisierung ausführen, vor allem als Eltern. Noch immer pressen wir unsere Kinder oftmals in Schablonen, die öffentliche und verinnerlichte Normen vorgeben. Das beginnt, wenn wir ihnen Ordnung, Disziplin, Leistungs- und Anpassungsbereitschaft antrainieren, damit sie in der Welt klarkommen (statt sie zu ändern), wenn wir ihre Eigenständigkeit und spontane Emotionalität beschneiden, weil sie sich nicht gut vereinbaren lässt mit unserem, meist fremdbestimmten Tagesablauf – wir müssen ja versuchen, Geld zu verdienen. Es setzt sich fort, wenn wir sie gezwungenermaßen zwingen, in eine Schule zu gehen, in der ihnen meist überforderte Lehrer oftmals bedeutungslosen Lernstoff eintrichtern [50] oder wenn wir ihnen gar Ritalin aufdrängen [51] statt wahrzunehmen, dass sie durch ihre angebliche Hyperaktivität nur zeigen, wie mies es ihnen geht. Und spätestens durch das Zahlen von Steuern fördern wir ohnehin auch alles Reaktionäre und Zerstörerische, womit unser Staat letztlich unsere Kinder (und uns) auch seelisch beschädigt, vom „Neoliberalismus“ über unnötigen CO2-Ausstoß bis hin zu Kriegseinsätzen.

All das begünstigt zugleich das Entstehen von depressiver Resignation, autoritärer Abhängigkeit und angestauter Wut – und macht somit empfänglich für Ideologien wie die faschistische.

Hauptsache Hass

Doch nicht diese Ideologie ist die tiefste Schicht des Problems, sondern die sich hinter ihr versteckende Destruktivität. Diese gegen Sündenböcke und (vermeintliche) Feinde richten zu können, wird dann oft als befreiend und druckreduzierend empfunden: Endlich weiß ich, wer an allem schuld ist und kann mich rächen! Je destruktiver wir gemacht wurden, desto verwendbarer sind wir daher: egal ob für nationalistische, neofaschistische, fundamentalistische, imperialistische, umweltzerstörerische, kinder-, frauen-, homosexuellen- oder ausländerfeindliche Ideologien. Wird der explosiven Wut ein Ventil geboten, sind die Gesinnungen austauschbar: Terror und Mord lassen sich ebenso mit dem Alibi „rechter“ wie „linker“ Weltanschauung verüben, zum vermeintlichen Heile Allahs, zugunsten einer Öko-Diktatur oder als Bestandteil westlicher neoliberaler Weltbeglückung. Zu letzterem Zweck können dann auch – wie seit der Ukraine-Krise drastisch zu beobachten – verdummende Massenmedien und Kriegstreiber versuchen, dieses Hasspotential wieder einmal als „Volkszorn“ gegen das Feindbild einer „russischen Gefahr“ in Stellung zu bringen. [52]

Verbote von „Morgenröte“, „Swoboda“ und NPD können das Übel daher nie an der Wurzel packen: Die Destruktivität sucht sich neue Schlachtfelder. Auch mehr Arbeitsplätze und höherer Wohlstand allein sind dünne Pflaster auf einer weiter schwärenden Wunde; [53] der psychosoziale „Schoß“, aus dem das Unheil kriecht, bleibt fruchtbar.

1946 schrieb Reich in der englischsprachigen Neuausgabe seiner Massenpsychologie:

„[Im] charakterlichen Sinne ist ‚Faschismus‘ die emotionelle Grundhaltung des autoritär unterdrückten Menschen der maschinellen Zivilisation und ihrer mechanistisch-mystischen Lebensauffassung.
Der mechanistisch-mystische Charakter der Menschen unserer Epoche schafft die faschistischen Parteien und nicht umgekehrt.
Der Faschismus wird auch heute noch, infolge des politischen Fehldenkens, als eine spezifische Nationaleigenschaft der Deutschen oder Japaner aufgefasst […].
Meine charakteranalytischen Erfahrungen überzeugten mich dagegen, dass es heute keinen einzigen lebenden Menschen gibt, der nicht in seiner Struktur die Elemente des faschistischen Fühlens und Denkens trüge […].
Demzufolge gibt es einen deutschen, italienischen, spanischen, anglosächsischen, jüdischen und arabischen Faschismus […].
Man kann den faschistischen Amokläufer nicht unschädlich machen, wenn man ihn, je nach politischer Konjunktur, nur im Deutschen oder Italiener und nicht auch im Amerikaner und Chinesen sucht; wenn man ihn nicht in sich selbst aufspürt, wenn man nicht die sozialen Institutionen kennt, die ihn täglich ausbrüten.“ [54] 

Doch wer will das schon: faschistoide Anteile in sich selbst aufspüren, sie als Ausdruck seelischer Gestörtheit begreifen und diese Störung – vielleicht therapeutisch – „bearbeiten“? Gute Gründe dafür hätten allerdings die meisten von uns.

Rechtsextremismus heute, BRD

2014 bekannten sich zwar in den Erhebungen der Leipziger Forschungsgruppe nur 5,6% der Befragten eindeutig zu einem „geschlossenen rechtsextremen Weltbild“. [55] Aber diese „nur“ 5,6% repräsentieren mindestens 3,56 Millionen [56] unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger, die Aussagen wie den folgenden ebenfalls „überwiegend“ oder „voll und ganz“ zustimmen dürften:

„Wir sollten einen Führer haben, der Deutschland zum Wohle aller mit starker Hand regiert.

Was Deutschland jetzt braucht, ist eine einzige starke Partei, die die Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert.

Was unser Land heute braucht, ist ein hartes und energisches Durchsetzen deutscher Interessen gegenüber dem Ausland.

Eigentlich sind die Deutschen anderen Völkern von Natur aus überlegen.

Wie in der Natur sollte sich in der Gesellschaft immer der Stärkere durchsetzen.

Die Bundesrepublik ist durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maß überfremdet.

Die Ausländer kommen nur hier her, um unseren Sozialstaat auszunutzen.

Die Juden arbeiten mehr als andere Menschen mit üblen Tricks, um das zu erreichen, was sie wollen.

Es gibt wertvolles und unwertes Leben.

Die Verbrechen des Nationalsozialismus sind in der Geschichtsschreibung weit übertrieben worden.“ [57]

Zusätzliche 12 bis 31% der Befragten (wobei letztere Zahl für mehr als 22 Millionen Deutsche steht) beurteilten diese Aussagen jeweils als „teils/teils“ richtig. [58] Und: Eine noch weit höhere Zahl vertrat weitere fremdenfeindliche Positionen. So lehnten mehr als drei Viertel der BRD-Bürgerinnen und -bürger [59] „die Forderung ab, der Staat solle großzügig bei der Prüfung von Asylanträgen vorgehen“. Weniger als 50% aller Befragten gestanden Asylsuchenden zu, „wirkliche Verfolgung erlitten zu haben oder von ihr bedroht zu sein“. Knapp 40% pflichteten islamfeindlichen Aussagen bei, knapp 53% diffamierten Sinti und Roma. [60]

Das unterstreicht: Allein durch Friedens- und Abrüstungsverträge, auch allein durch – zweifellos notwendige – Umwälzungen in Produktionsprozess und Besitzverteilung kann keine nachhaltige Friedfertigkeit entstehen. In den „Köpfen“ kommt sie damit noch lange nicht an.

Es zeigt freilich auch: Nur ein kleinerer Teil derjenigen, die „rechte“ Positionen vertreten, ist rechtsextrem[61] Pauschalisierungen wie „Wer etwas gegen Ausländer sagt, ist ein Faschist“, sind nicht zu rechtfertigen. Da sich zudem mehr als 90% der Befragten zur „Idee der Demokratie“ [62] bekannten, muss wohl geschlossen werden: Ein Großteil der Deutschen sind „fremdenfeindliche Demokraten“.

Sind sie damit nun eher „links“ oder „rechts“?

Fragwürdige Zweiteilung

Auf Politik angewendet, war „rechts“ (wie „links“) schon immer ein schwammiger Begriff, den sowohl „die Rechten“ selbst als auch mit ihnen befasste Experten unterschiedlich ausleg(t)en. [63] Dementsprechend kann auch „von einer Rechtsextremismusforschung mit einem gemeinsamen Untersuchungsgegenstand nicht die Rede sein“. [64] Nicht einmal auf eine klare Definition oder Abgrenzung von „Faschismus“ und „Nationalsozialismus“ können sich auf diese Themen spezialisierte Wissenschaftler einigen. [65] Auch der schon beschriebene Fakt, dass heute „rechte“ Positionen von Wählern sämtlicher Parteien bejaht werden, bestätigt meines Erachtens: Das Links/Rechts-Schema verschleiert die Realität mehr als es sie erklärt. Weit aussagekräftiger erscheint mir die von Fromm [66] verwendete Einteilung in lebensbejahend und lebensfeindlich.

Mittels dieser Einteilung lässt sich beispielsweise sagen: Da „Fremde“ Menschen sind, lebendige Wesen, sind fremdenfeindliche Einstellungen lebensfeindliche Einstellungen. Aber: Die Idee der Demokratie konsequent zu Ende gedacht, bedeutet, dass allen Menschen ein gleichberechtigtes Dasein zusteht – eine ausgesprochen lebensbejahende Einstellung. Die meisten Deutschen vereinen also in sich lebensfeindliche und -bejahende Positionen. Die entscheidende Grenze verläuft nicht zwischen Parteien, sondern zwischen Persönlichkeitsanteilen.

Fromms Einteilung lässt sich aber ebenso auf Menschengruppen oder Gesellschaftssysteme anwenden. Egal auf Veranlassung welcher Autorität, mit dem Deckmäntelchen welcher Ideologie Völkerverhetzung, Angriffskrieg, Massenmord und Umweltvernichtung geschehen: Lebensfeindlich ist es in jedem Fall. Es gibt keinen guten Mord.

In einer Zeit, in der durch die Ukraine-Krise der Frieden in Mitteleuropa akut bedroht ist, nicht einmal ein Atomkrieg ausgeschlossen werden kann, erscheint mir auch folgende Überlegung wichtig. Wer immer sich ernsthaft – nicht heuchlerisch-demagogisch! – für den Frieden einsetzt, handelt lebensbejahend. Daher sollten er oder sie sich, auch über Ideologie- und Klassenunterschiede hinweg, mit all jenen verbünden, die dieses Ziel ebenfalls glaubwürdig vertreten. Wer beispielsweise darauf besteht, nur mit Menschen zusammenzuwirken, die überhaupt keine fremdenfeindlichen Gedanken hegen, schließt, wie wir gesehen haben, mehr als drei Viertel der BRD-Bevölkerung von vornherein aus – und verhindert damit jede erfolgsträchtige Massenbewegung schon im Ansatz.

Hoffnungen

Bereits 1934, im Nachwort zur zweiten Auflage der Massenpsychologie, hatte Reich konstatiert: „Versucht man die Struktur der Menschen allein zu ändern, so widerstrebt die Gesellschaft. Versucht man die Gesellschaft allein zu ändern, so widerstreben die Menschen. Das zeigt, dass keines für sich allein verändert werden kann.“ [67] Als wesentliche Punkte, an denen die „Struktur der Menschen“ konstruktiv beeinflusst werden kann, arbeitete er u.a. die Lebensumstände von Schwangeren heraus, die Art des Geborenwerdens (natürlichere statt medizinalisierter Geburt), nichtautoritäre Erziehung und Bildung, erfüllende Sexualität und Partnerschaft, Psycho- bzw. Körpertherapie. [68] Woraus sich ergibt: Kinder liebevoll ins Leben zu begleiten, aktiv nach guten Partnerschaften, erfüllter Sexualität und psychischer Gesundheit zu streben, sind – ebenso wie Widerstand gegen autoritäre Führer und Normen in Familie, Schule, Beruf, Medien, Kirche und Staat – wirksame Mittel, destruktiver Gewalt und Krieg die psychosoziale Basis zu entziehen. Nicht von heute auf morgen, doch immerhin: spätestens innerhalb der nächsten Generation. Wer behauptet: „Ich kann gar nichts tun!“, irrt also schon deswegen. Insbesondere Menschen, die – wie bislang die meisten Mitteleuropäer – in relativem Wohlstand und relativer Sicherheit leben, haben diesbezüglich erwähnenswerten Spielraum.

Ist das eine (zu) optimistische Sicht, wäre eine pessimistische angebracht? Erich Fromm wies darauf hin, wie ähnlich sich beides ist. Pessimisten gehen davon aus, dass alles unweigerlich schlecht ausgeht – so „dass man nichts machen kann“. Optimisten vertrauen darauf, dass irgendwie schon alles gut ausgeht – „so dass man nichts zu machen braucht“. Zwei verschiedene Alibis für ein und dasselbe: Passivität. Nötig sei stattdessen, „das Undenkbare [zu] denken und dennoch innerhalb der Grenzen des realistisch Möglichen [zu] handeln.“ [69]

Undenkbar erschien noch im Frühjahr 1989, dass die DDR in absehbarer Zeit aufhören könnte, zu existieren. Bald darauf war sogar das gesamte „sozialistische Weltsystem“ verschwunden. 1988 war der seit 26 Jahren eingekerkerte Nelson Mandela von der US-Regierung noch als „Terrorrist“ auf eine schwarze Liste gesetzt worden. Undenkbar erschien, was sich bald darauf ereignete: 1990 wurde Mandela aus der Haft entlassen, beseitigte mit anderen das südafrikanische Apartheidregime, erhielt 1993 dafür den Friedensnobelpreis, wurde 1994 erster schwarzer Präsident seines Landes. Wer will angesichts solcher Tatsachen behaupten, es seien keine gravierenden sozialen Veränderungen möglich? Wer glaubt ernsthaft, in einer auf höchst komplexe Weise miteinander verbundenen, „globalisierten“ Welt exakt voraussehen zu können, was in fünf Jahren sein wird? Niemals können wir mit absoluter Sicherheit wissen, dass positive Änderungen unmöglich sind. Darum bleibt zumindest immer eine Rest-Chance, für die wir kämpfen sollten: für uns selbst und für die nächsten Generationen.

Getragen von seinem „rationalen Glauben an die Fähigkeit des Menschen, sich aus dem scheinbar verhängnisvollen Netz der Umstände, die er selbst geschaffen hat, zu befreien“, forderte auch Erich Fromm „radikale Änderungen […] nicht nur unserer ökonomischen und politischen Struktur, sondern auch unserer Werte, unserer Vorstellung von den Zielen des Menschen und unseres persönlichen Verhaltens“. [70] Mehrfach schilderte er detailliert Wege in eine „gesunde Gesellschaft“, [71] „in der sich nie­mand mehr be­droht füh­len muss: nicht das Kind durch die El­tern; nicht die El­tern durch die über ihnen Ste­hen­den; keine so­zia­le Klas­se durch eine an­de­re; keine Na­ti­on durch eine Supermacht.“ [72]

Fromms Hoffnungen basierten auf einem Menschenbild, das er 1973 in seinem Buch Anatomie der menschlichen Destruktivität zusammenfasste. Um die politischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts einschließlich ihrer faschistischen Auswüchse verstehbar zu machen, verband er dort Psychoanalyse, (Sozial-)Psychologie, Paläontologie, Anthropologie, Neurophysiologie, Tierpsychologie und Geschichtswissenschaft. Noch immer bietet diese Schrift zudem die bei weitem ausführlichste und schlüssigste Beweisführung dafür, dass es keinen angeborenen Aggressions- oder gar Todestrieb gibt, [73] dass der Mensch keinesfalls „böse“ zur Welt kommt – was auch aktuelle Funde der Neurobiologie untermauern. [74] Wilhelm Reich sprach hier von Selbstregulationsfähigkeit: Wir haben angeborene innere Maßstäbe und Motive, die – würden sie gefördert statt unterdrückt und pervertiert – lebendige, liebevolle Beziehungen und gesunde Sozialsysteme ermöglichten. [75]

Das heißt auch: Selbst US-Präsidenten und andere Staatenlenker, die skrupellos den Mord an Einzelnen oder Massen befehlen, [76] selbst Söldner oder Glaubensfanatiker, die diese Morde dann z.B. in Vietnam, Angola, Nicaragua oder Afghanistan begehen, [77] selbst Faschisten, die Andersdenkende massakrieren, sind vor wenigen Jahrzehnten mit diesem gesunden Potential auf die Welt gekommen, wollten und konnten lieben. Und, eine gut verlaufende Schwangerschaft vorausgesetzt: Jedes Neugeborene verfügt über dieses Potential. Jeder Mensch bringt die Chance für einen grundsätzlichen Neuanfang mit auf unsere Welt.

Bei den meisten, die diese Welt besser machen wollen, sind jedoch all diese Erkenntnisse, Erfahrungen und Vorschläge bis heute offenbar nicht angekommen oder haben keinen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Es bleibt zu hoffen, dass sich daran etwas ändert.

Dann wäre auch eine angemessene Reaktion auf den, eine Zunahme von Lebensfeindlichkeit signalisierenden, europäischen „Rechtsruck“ möglich.

Genauer gesagt: nur dann.

*

Literatur:

Bauer, Joachim (2011): Schmerzgrenze. Vom Ursprung alltäglicher und globaler Gewalt, München: Blessing.

Bauerkämpfer, Arnd (2006): Der Faschismus in Europa 1918–1945, Stuttgart: Reclam.

Breuer, Stefan (1999): Grundpositionen der deutschen Rechten (1871–1945), Tübingen: edition discord.

Breuer, Stefan (2001): Ordnungen der Ungleichheit – die deutsche Rechte im Widerstreit ihrer Ideen 1871–1945, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.

Breuer, Stefan (2005): Nationalismus und Faschismus. Frankreich, Italien und Deutschland im Vergleich, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.

Bröckers, Mathias/Schreyer, Paul (2014): Wir sind die Guten. Ansichten eines Putinverstehers oder wie uns die Medien manipulieren, Frankfurt a.M.: Westend.

Chomsky, Noam (2013): Der Schutzschirm der amerikanischen Macht. Die Widersprüche der US-Politik zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, (o.O.) Lowell Factory Books.

Crome, Erhard (2014): Geopolitisches um die Ukraine, in Strutynski, Peter (Hg.): Ein Spiel mit dem Feuer. Die Ukraine, Russland und der Westen, Köln: PapyRossa, S. 99-117.

Decker, Oliver/Weißmann, Marliese/Kiess, Johannes/Brähler, Elmar (2011): Die Mitte in der Krise. Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland. Springe: zu Klampen.

Decker, Oliver/Kiess, Johannes/Brähler, Elmar (2013): Rechtsextremismus der Mitte. Eine sozialpsychologische Gegenwartsdiagnose. Gießen: Psychosozial.

Dies. (2014): Rechtsextreme Einstellung in Deutschland 2014. Universität Leipzig: http://www.uni-leipzig.de/~kredo/Mitte_Leipzig_Internet.pdf

Erpenbeck, John/Sauter, Werner (2013): So werden wir lernen! Kompetenzentwicklung in einer Welt fühlender Computer, kluger Wolken und sinnsuchender Netze, Berlin/Heidelberg: Springer/Gabler.

Fromm, Erich (1989a): Die Furcht vor der Freiheit, in ders.: Gesamtausgabe, Bd. 1, München: dtv, S. 215-392.

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Letzte Internetabfrage: 20.9.2014

 

Anmerkungen

[1] Erstveröffentlichung am 21.9.2014 auf der Webseite der Internationalen Erich-Fromm-Gesellschaft. Den Beitrag bitte zitieren als: Peglau, Andreas (2014): Anregungen zu einer Psychoanalyse des europäischen „Rechtsrucks“, http://www.fromm-gesellschaft.eu.

Ich danke allen, die diesen Text vorab gelesen, kommentiert und bereichert haben – A.P.

[2] Unter „rechts“ verstehe ich im Kern die Tendenz zu Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit und Autoritarismus; ist sie stark ausgeprägt, spreche ich von „rechtsextrem“, was ich wiederum mit „faschistoid“ als „faschistische Züge zeigend“ (Duden) gleichsetze. Zur Sinnhaftigkeit des Links/Rechts-Schemas später mehr.

[3] So wurde für 2012 ermittelt, dass 36,2 % der Deutschen islamfeindlich, 25,1 % ausländerfeindlich, 11,5 % „primär antisemitisch“ eingestellt sind. Zwischen 2002 und 2012 befürworteten durchschnittlich 6,8 % der Ost- und 4,2 % der Westdeutschen eine rechtsautoritäre Diktatur (Decker/Kiess/Brähler 2013, S. 108, 133).

[4] huffingtonpost.de lieferte am 25.5.2014 unter der Überschrift „Rechtsruck bei den Europawahlen 2014“ folgende oberflächlich-verharmlosenden Erklärungen: „dürftige Regierungsbilanz“ (Frankreich), „Haushaltskrise“ (Griechenland), Schwäche der „Volksparteien“ (Österreich). Im Juni 2014 gab ein Antifaschisten-Treffen in Frankfurt a.M. als Begründungen u.a. an: „Arbeitslosigkeit“, die Arbeiterklasse habe „sich nicht genügend gegen den Kapitalismus“ gewehrt, die sozialdemokratischen Parteien hätten „das internationale Kapital unterstützt“ (Junge Welt, 4.6.2014, S. 15: „Autoritärer Kapitalismus“). Das ähnelt verblüffend jenen hilflosen „linken“ Deutungsversuchen, die schon Reich 1933 (S. 36f., 58f.) kritisierte. Wieso, lässt sich in Anlehnung an ihn auch heute fragen, macht Arbeitslosigkeit reaktionär statt revolutionär, warum hat sich die Arbeiterklasse nicht genügend gewehrt, welche Fehler haben nicht nur sozialdemokratische, sondern auch andere „linke“ Parteien gemacht? Was also sind die wirklichen Gründe?

[5] Funk 1998, S. 68.

[6] Die Publikation der Ergebnisse war erst 1980 möglich (Fromm 1989f). 1931 ging der zuvor vorwiegend in Frankfurt a.M. und Berlin tätige Fromm in die Schweiz, später in die USA.

[7] 1930 war Reich von Wien nach Berlin gekommen. Wie Fromm war er jüdischer Abstammung, anders als Fromm Kommunist und KPD-Mitglied. Im April 1933 flüchtete Reich aus Deutschland.

[8] Zu Vorgeschichte, Inhalt und Resonanz von Reichs Massenpsychologie: Peglau 2013, S. 241-268. Reichs Buch war auch einer der Gründe, warum er im November 1933 aus der KP geworfen wurde: Entgegen der Kominternrichtlinie hatte er Hitlers Erfolg als schwere Niederlage der Arbeiterklasse eingestuft, zudem grundsätzliche Kritik am Vorgehen der kommunistischen Parteien daraus abgeleitet. Fast gleichzeitig strichen die psychoanalytischen Organisationen den insbesondere wegen seines antifaschistischen Engagements als untragbar eingestuften Reich aus ihren Reihen. Fromms Mitgliedschaft wurde 1935 von der sich „arisierenden“ Deutschen Psychoanalytischen Gesellschaft annulliert, lebte später vorübergehend wieder auf (ebd., S. 445-446). Obwohl Reich wie Fromm zu den wichtigsten und kreativsten Psychoanalytikern gehörten, werden sie vom analytischen Hauptstrom weitgehend ausgeblendet, in Reichs Fall auch diffamiert (ebd., S. 399-407).

[9] Reich 1933, S. 13.

[10] Ebd., S. 29.

[11] Ebd., S. 7.

[12] Ebd., S. 58.

[13] Ebd., S. 50.

[14] Wie bekannt, brauchte auch Hitler lebenslang die Vorstellung einer Leitinstanz wie der „Vorsehung“.

[15] Reich 1933, S. 98f., S. 123.

[16] Reichs und Fromms diesbezügliche Ausarbeitungen sind bis heute die einzigen psychoanalytischen Versuche, eine umfassende Theorie der psychosozialen Basis des Faschismus zu formulieren (Wippermann 1980, S. 58).

[17] Fromm 1989a, S. 346.

[18] Fromm 1989d, S. 393.

[19] Reuth 2009, S. 51-101.

[20] http://www.stern.de/politik/deutschland/stern-rtl-wahltrend-spd-regiert-am-waehler-vorbei-2100580.html

[21] Decker, Kiess, Brähler (2013, S. 22f., 42).

[22] Henken 2014.

[23] http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/armutsbericht-verteilung-von-armut-und-reichtum-in-deutschland-a-939995.html; Roth 2014.

[24] 2014 befürworteten z.B. 2,1 % der CDU/CSU-Wähler, 2,8% der SPD-Wähler und 2,9% Wähler der „Linken“ eine rechtsautoritäre Diktatur (Wähler „rechter“ Parteien: 26,1%) Bei der Ausländerfeindlichkeit lagen die Prozentsätze bei 17,1 (CDU/CSU), 17,9 (SPD), 16,9 („Die Linke“), 69,6 („rechte“ Parteien). Menschen mit „geschlossenem rechtsextremen Weltbild“ wählten zu 21,4% CDU/CSU, 24,6% SPD, 7,3% „Die Linke“, aber nur zu 6,3% klar „rechte“ Parteien, ebenfalls mit 6,3% die AfD (Decker/Kiess/Brähler 2014, S. 41f.).

[25] Dass dies auch heute gilt, leiten Decker/Kiess/Brähler (2013, S. 15f.) schlüssig aus ihren Daten ab.

[26] Über Reich hinausgehend, hat Erich Fromm (1989d, insbesondere S. 245-486) detailliert psychosoziale Faktoren analysiert, die zu destruktiven Entwicklungen in Individuum und Gesellschaft führen. Da es den Rahmen dieses Artikels sprengen würde, darauf einzugehen, kann ich nur empfehlen, dort selbst nachzulesen.

[27] Reich 1933, S. 35, 126-138, 190f., 202, vgl. Fromm 1989d, S. 137-143.

[28] http://www.welt.de/vermischtes/article125626992/Polinnen-reisen-zur-Abtreibung-nach-Brandenburg.html

[29] http://www.faz.net/aktuell/politik/umfrage-des-vatikans-katholiken-hadern-mit-sexualmoral-der-kirche-12783198.html

[30] Junge Welt, 9.9.2014, S. 2: „Zum Absegnen des Tötens bereit“.

[31] http://de.wikipedia.org/wiki/Schwerter_zu_Pflugscharen

[32] http://www.stern.de/politik/deutschland/juergen-todenhoefer-bestseller-autor-bezeichnet-gauck-als-dschihadisten-2117908.html

[33] http://www.welt.de/politik/deutschland/article13583390/Warum-der-Staat-der-Kirche-jaehrlich-Millionen-zahlt.html

[34] Vor „rechtem“ Gedankengut schützen sie trotzdem nicht: 3,1% Mitglieder der evangelischen Kirche, 4,2% der katholischen befürworteten 2014 eine „rechte“ Diktatur (Konfessionslose: 3,7%). Bei der Ausländerfeindlichkeit war die Verteilung 17,5% (ev.), 21,5% (kath.), 15,7% (o. Konf.) (Decker/Kiess/Brähler 2014, S. 42).

[35] Guddat/Tsokos 2014.

[36] http://www.n-tv.de/politik/Kinderhilfe-versagt-zu-oft-article6373746.html

[37] http://www.eltern.de/kleinkind/erziehung/ohrfeigen-klaps.html

[38] http://de.statista.com/statistik/daten/studie/39028/umfrage/wichtige-erziehungsziele-fuer-eltern/

[39] http://www.eltern-bildung.net/pages/publikationen/studien_und_policy_papers/allensbach_studie_2011_-_zwischen_ehrgeiz_und_ueberforderung/index.html

[40] http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/neuer-missbrauchsskandal-in-grossbritannien-mindestens-1400-kinder-in-nordenglischer-provinz-missbraucht/10617272.html

[41] http://fra.europa.eu/de/press-release/2014/gewalt-gegen-frauen-sie-passiert-taglich-und-allen-kontexten. Sexuelle Gewalt gegen Männer wurde nicht abgefragt. Einige Statistiker bezweifeln zwar die Qualität der Daten. „An der Grundaussage der Studie, dass europaweit erschreckend viele Frauen Gewalt erfahren, zweifeln Experten jedoch nicht.“ Zudem ergeben WHO-Studien in anderen Regionen ähnliche Ergebnisse (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-125443825.html).

[42] http://www.presseportal.de/pm/52760/2749492/keusch-in-die-ehe-umfrage-fuer-jede-zehnte-frau-kommt-geschlechtsverkehr-vor-der-heirat-nicht-invv

[43] Reich 1933, S. 39.

[44] Fromm 1989e, S. 364.

[45] http://www.berliner-zeitung.de/polizei/identifizierung-durch-bvg-videos–3000-gewalttaten-in-bussen-und-bahnen-,10809296,26626850.html

[46] Neill 1969.

[47] Fromm 1989b, S. 70.

[48] Kronauer (2014) zeigt anhand erheblicher Konflikte zwischen USA und BRD, dass Letztere dabei kein hilfloses Opfer der US-Politik ist, sondern auch eigene Großmachtinteressen verfolgt.

[49] http://www.focus.de/politik/ausland/diplomatie-obama-bekraeftigt-globalen-fuehrungsanspruch-der-usa_id_3881559.html. Dass nicht nur China und Russland, sondern auch ein autarkes Europa – erst recht, wenn es mit Russland kooperiert – dabei als niederzuhaltende Konkurrenten betrachtet werden, hat bereits 1997 US-Präsidentenberater und Obama-Mentor Brzezinski öffentlich mitgeteilt. Ebenso, dass die Vereinnahmung der Ukraine bei diesem Machtpoker eine zentrale Rolle spielen werde (Crome 2014).

[50] Erpenbeck/Sauter 2013.

[51] Kornyeyeva 2014.

[52] Bröckers/Schreyer 2014, S. 125-161; Strutynski 2014, S. 173-210.

[53] Decker/Weißmann/Kiess/Brähler (2011, S. 115) sehen eine florierende Wirtschaft als „Plombe“, die „rechte“ Haltungen nur zudeckt aber nicht abbaut.

[54] Reich 1986, S. 13-15.

[55] Decker/Kiess/Brähler 2014, S. 59.

[56] Die Forscher befragten eine repräsentative Stichprobe aller Deutschen zwischen 14 und 91 Jahren. Diese machen etwa 71,2 Millionen aus (https://www.destatis.de/bevoelkerungspyramide/). 3,56 Millionen ist als Angabe über die Gesamtbevölkerung positiv verzerrt, weil die nicht Befragten unter den 14jährigen (10,2 Millionen) und über 91jährigen (mehr als 300.000) sicher ebenfalls nicht durchweg demokratische Einstellungen haben.

[57] Decker/Kiess/Brähler 2014, S. 34-37.

[58] Ebd., S. 60.

[59] 84,7 % der Ost- und 73,5 % der Westdeutschen. Bei etwa 65 Millionen West- und 16 Millionen Ostdeutschen (inkl. Berlins) ergeben sich hier als Absolutzahlen rund 48 Millionen West- und 13,5 Millionen Ostdeutsche, die dieser Aussage zustimmen, insgesamt also rund 61,5 Millionen bzw. rund 76% der Gesamtbevölkerung.

[60] Ebd., S. 50, 62. Die Untersuchung liefert keine Indizien für die Annahme, dass diese Verteilung unter Politikern anders aussieht. Die aggressiven Züge deutscher Politik gegenüber „Fremden“ im In- und Ausland scheinen also eine stabile psychische Basis haben: „oben“ wie „unten“. Je negativer wir „Fremde“ sehen, desto weniger muss uns auch der Export von Waffen stören, mit denen ja „nur“ Ausländer getötet werden.

[61] Ist nicht allerdings das reale „rechte“ Extrem die Bereitschaft oder gar der Wunsch, exzessiv zu töten und zu zerstören? Im Fragebogen wird zur Beurteilung vorgegeben „Ohne Judenvernichtung würde man Hitler heute als großen Staatsmann ansehen“ (ebd., S. 37). Wer ihn auch mit Judenvernichtung als großen Staatsmann sieht, ist so nicht feststellbar. Zu glauben, da gäbe es niemanden, der diese Einstellung hat, halte ich für eine Illusion.

[62] Ebd., S. 52.

[63] Breuer 1999; 2001; 2005.

[64] Decker/Weißmann/Kiess/Brähler 2012, S. 11.

[65] Bauerkämpfer 2006, S. 13-46; Nolte 2008, S. 97-111.

[66] Fromm 1989d.

[67] Reich 1934, S. 283.

[68] Peglau 2013, S. 386f. In den 1980er Jahren entwickelte der (damals noch DDR-)Psychotherapeut Hans-Joachim Maaz diese Ansätze zu einer „therapeutischen Kultur“ weiter (Maaz 1990; 1991). Im Jahr 2000 habe ich mich zusammen mit dem Verein ich-e.V. bemüht, dieses Konzept zu bebildern und zu diskutieren (Peglau 2000).

[69] Fromm 1989d, S. 398.

[70] Fromm 1989d, S. 398.

[71] Z.B. in Fromm 1989b; c; e, S. 393-414. Rainer Funk, Psychoanalytiker und Mitstreiter von Fromm, hat diese Konzepte aktualisiert und weiterentwickelt (Funk 2005; 2012; http://www.erich-fromm-online.de/).

[72] Fromm 1989d, S. 436.

[73] Dieser ja auch von Sigmund Freud vertretenen These widersprach auch Reich (1932) vehement.

[74] Bauer 2011.

[75] Reich 1983. Erwin Wagenhofers 2013 veröffentlichte Filmdokumentation Alphabet – Angst oder Liebe illustriert das auf berührende Weise.

[76] Scahill 2013; Chomsky 2013.

[77] Mamdani 2005, S. 73-218.

 

PS: Der komplette Text der ansonsten nur noch in Raubdrucken oder teuren antiquarischen Ausgaben erhältlichen „Massenpsychologie des Faschismus“ von Reich ist hier zu sehen oder herunterzuladen: https://archive.org/details/Reich_1933_Massenpsychologie_k
PS 2: 2020 habe ich im Psychosozial-Verlag Gießen, den mit ausführlichem Material ergänzten Originaltext der 1933er Massenpsychologie herausgegeben.

Wer unter https://archive.org/ den Namen Wilhelm Reich eingibt, stößt auf weitere seiner Publikationen.

Ausführliches Material zu Fromm findet sich hier:

http://www.erich-fromm-online.de/

http://www.fromm-gesellschaft.eu.

 

Tipps zum Weiterlesen und -hören:

English translation: Suggestions for a Psychoanalysis of Europe’s Shift to the Right

Rechtsruck im 21. Jahrhundert. Wilhelm Reichs „Massenpsychologie des Faschismus“ als Erklärungsansatz (kostenloser Download des Buchs als pdf)

Rechtsruck im 21. Jahrhundert. Wilhelm Reichs „Massenpsychologie des Faschismus“ als Erklärungsansatz (kostenloser Download des HÖR-Buchs)

Videomitschnitt: Rechtsruck im 21. Jahrhundert. Wilhelm Reichs „Massenpsychologie des Faschismus“ als Erklärungsansatz (Vortrag, gehalten auf dem 16. EABP-Kongress in Berlin, 7.9.2018)

Text dieses Vortrags: Rechtsruck im 21. Jahrhundert. Wilhelm Reichs „Massenpsychologie des Faschismus“ als Erklärungsansatz

English translation: A shift to the right in the 21st century. Wilhelm Reich’s „Mass Psychology of Fascism“ as an explanatory approach