Gespräch vom Mai 1989, in dem – erstmals im DDR-Rundfunk – Grundsätze der maßgeblich von Wilhelm Reich entwickelten Körperpsychotherapie erklärt wurden.
***
A. P.: In jeder analytischen Psychotherapie geht es darum, Unbewußtes bewußt zu machen, verlorengegangene, verdrängte Erlebnisse wieder ans Tageslicht zu holen. Normalerweise wird dabei der Schwerpunkt auf die Sprache gesetzt – z. B. indem der Patient alles mitteilt, was ihm spontan zu seinem letzten Traum einfällt.
Der Zusatz „körperorientiert“ vor der von Ihnen bevorzugten Therapieform weist schon darauf hin, daß Sie sich nicht auf diesen Weg beschränken. Warum?
Maaz: Für uns ist der Körper deshalb so bedeutend, weil er uns oft etwas deutlich macht, was wir sprachlich oder gedanklich gar nicht erfassen. Wir sagen oft auch gerne, was wir in der Sprache verstecken, das straft der Körper Lügen. Wir reden uns etwas ein oder wir teilen etwas mit, der Körper aber drückt etwas ganz anderes aus. Und das kann man, wenn man darauf achtet und das übt wahrzunehmen, auch sehr deutlich erkennen.
Also das wäre die eine wichtige Funktion. Das andere will ich mal so umschreiben: Wenn wir von Gefühlen sprechen, dann müssen wir uns klar sein, daß Gefühle ja eigentlich körperliche Vorgänge sind. Also wenn ich Angst empfinde, dann drückt sich das aus als Schwitzen oder als Herzklopfen oder als Harn- oder Stuhldrang oder als Bauchkneifen oder so etwas. Oder wenn ich Wut empfinde, dann möchte ich am liebsten toben oder schlagen oder brüllen oder beißen oder kratzen. Das sind also körperliche Vorgänge, die auch körperlich ausgedrückt sein wollen. Es ist bereits sprachlich ein Unterschied, ob ein Mensch sagt: „Ich habe Wut“ oder „Jetzt bin ich wütend“.
Die meisten Menschen können bestenfalls noch sagen: „Ich habe Wut“ und sind aber körperlich von dem eigentlichen Gefühl abgeschnitten. Wenn man sagt: „Ich bin wütend!“, dann merkt man schon, da kann in der Stimme und in der Gestik viel mehr davon ausgedrückt werden – bis hin zum wirklich Wütendsein. Dann muß der Mensch darüber nicht mehr sprechen, dann ist er es, dann ist er laut, dann brüllt und tobt er. Es geht um den wichtigen Unterschied, ob wir über Gefühle sprechen oder wirklich fühlen – beim Letzteren sind der Körper und sein Ausdrucksvermögen entscheidend.
Es kann z. B. sein, daß ein Mensch, wenn er anfängt seinen Schmerz zu zeigen, nur rote Augen bekommt. Jetzt geht in ihm etwas vor, was ihn berührt, was schmerzlich ist. Wenn er ein bißchen mehr zuläßt, fangen vielleicht an Tränen zu fließen. Wenn er noch mehr zuläßt, fängt er an zu schluchzen, der Mund oder das Kinn zittert und vibriert, und wenn er nicht nur still weint, sondern das nach außen hörbar werden läßt, ist jetzt auch sein Kehlkopf mit einbezogen. Und das kann noch weiter gehen, daß jetzt ein tiefes Schluchzen hochkommt aus ihm. Und wenn er das ebenfalls zuläßt, sieht man, daß der Bauch zittert, der Brustkorb bebt, daß das Gefühl bis in das Becken hineingeht, bis in die Arme und Beine: Ein Zittern, ein Beben erfaßt den ganzen Körper. Das wäre ein Beispiel dafür, wie der Körper das eigentliche Organ ist, das Gefühle ausdrückt. Hier wird auch deutlich, wie ein Mensch dabei seine Gefühle ganz freilassen kann oder nur zurückhaltend, vorsichtig, gehemmt ausdrückt. Und leider ist es heute so, daß die meisten Menschen eine Scheu haben, ihre Gefühle ganz offen und frei auszudrücken, sondern das nur sehr verhalten und gehemmt tun, als Folge ihrer Erziehung.
Wir leben ja in einer sozialen Umwelt, in der es nicht nur unerwünscht ist, Gefühle zu zeigen, sondern viele Menschen reagieren sogar verängstigt und verunsichert und machen ermahnend-moralisierende Vorwürfe, wenn man seine Gefühle voll ausdrückt. Man wird in der Regel also eher genötigt, sich zurückzuhalten und zu beherrschen. Das gilt als höchste Tugend und Kulturleistung.
Aber die Folge davon ist, daß man „sitzen bleibt“ auf seinem Gefühl und damit auch auf der Spannung, die in dem. Gefühl vorhanden ist – wodurch Unwohlsein und Gereiztheit entstehen und Energie für neurotische Symptome zur Verfügung bleibt. Die Hemmung der Gefühle betrifft leider auch die angenehmen und lustvollen Zustände. Viele Menschen können sich nur leise, still und unbemerkt freuen. Aber Freude drückt sich in den Augen aus – durch strahlende, leuchtende Augen kann man zeigen, wie man sich freut. Man kann im Gesicht Lachen und Freude zeigen, man kann es mit dem Kehlkopf tun, Freudenrufe ausstoßen, jubilieren. Man kann schließlich auch da den ganzen Körper einbeziehen: Ein freudiger Mensch, der springt, hüpft, tanzt vielleicht. Er bewegt also freudig seinen ganzen Körper, wenn er dieses Gefühl nicht bremst.
Das wäre eigentlich das, was wir uns nur wünschen können, daß wir uns wieder eine Welt schaffen, in der wir in der Lage sind und den Mut und die Möglichkeit haben, unsere Gefühle so umfassend ausdrucken zu können.
Nun kann man, wenn man sich den Körper eines Menschen anschaut, einerseits in seiner Ausdrucksbewegung, in seiner Mimik, Gestik und Haltung etwas von dem Menschen und über den Menschen erfahren – er signalisiert, er kommuniziert damit etwas – oder aber sogar die gewachsenen, gereiften Körperformen sagen etwas über den Menschen aus. Über seine Persönlichkeit, über seinen Charakter.
Ich will mal ganz grob einige Beispiele nennen, worauf man achten kann. So z. B. auf das Verhältnis Kopf und Körper. Das sagt schon etwas aus über das Verhältnis vom Verstand und Gefühl des Menschen. Es gibt z. B. Menschen, die sehr viel wissen, sehr viel reden können und sehr gebildet sind. Und diese Bildung drückt sich nicht in der gleichen Weise im Körper aus. Der Körper kann also sehr unterentwickelt sein, sehr schmal, sehr unlebendig oder starr. Der Lebhaftigkeit, die der Kopf, der Verstand mitteilt, kann ein körperlicher Ausdruck von Schüchternheit oder Gehemmtheit entgegenstehen.
Man kann sich auch die Körperhälften anschauen – da gibt es oft einen Unterschied zwischen der oberen und der unteren Körperhälfte. Wir verstehen das mittlerweile so, daß Männer – ich sage es mal bildhaft – nach oben streben, also im Brustkorb, im Schulterbereich sich kräftig entwickeln, um damit auch ihre Dominanz zu demonstrieren. Und auf der anderen Seite haben sie dagegen oft ein eher unterentwickeltes Becken oder eher schwach entwickelte Beine. Ein Zeichen dafür, daß sie an ihren Standpunkten und Standorten nicht immer so gut gegründet sind, wie sie nach oben hin scheinen. Man könnte fast sagen, es ist mehr Schein als Sein.
A. P: Würden Sie da auch das Body-building einordnen?
Maaz: Ich bin nicht prinzipiell gegen Muskeltraining – leider wird es aber häufig kompensierend benutzt. Wenn man sich „stählt“ und „trimmt“ durch eine solche Sportart, um zu vergessen oder zu übersehen, was der Körper ausdrückt: Daß man eigentlich eben auch ein unsicherer, ein schwacher, ein ängstlicher Mensch ist. Mit dem „gepanzerten“ Körper macht man sich und anderen etwas vor.
Ein anderes Beispiel für den Zusammenhang zwischen Körper und Charakter, wie er uns in der Therapie häufig sichtbar wird, läßt sich an der weit verbreiteten zwanghaften Charakterstruktur beschreiben. Also Menschen, die schon sehr früh durch die Erziehung genötigt waren, sich zu beherrschen, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten. Eine solche Erziehung führt dazu, daß der Mensch sehr früh lernen muß, alles an sich zu halten, zurückzuhalten, nicht locker und spontan zu sein, nicht einfach aus sich herauszugehen und etwas auszudrücken, was er gefühlsmäßig gerade erlebt. Wenn man das sehr nachhaltig in der Erziehung erfahren hat, dann ist diese zwanghafte Struktur, von der wir vom Charakter her sprechen, auch körperlich ausgedrückt. Zum Beispiel haben diese Menschen oft steife Beine, also die Knie sind meistens durchgedrückt. Im Unterschied zu flexiblen Beinen mit lockeren Knien, die elastisch federnd sind. Oder – das Becken halten sie meist steif und etwas nach hinten gedreht. Das heißt, das Becken darf nicht mehr locker lustvoll und frei schwingen. Das hat etwas damit zu tun, daß sie auch die Lustbedürfnisse, die mit der Funktion der Sexualorgane im Beckenbereich verbunden sind, sich nicht frei gestatten dürfen. Und das führt schließlich dazu, daß das Becken steif gehalten wird, häufig verbunden mit einer Anspannung der Beckenbodenmuskulatur, mit einer Anspannung der Gesäßmuskulatur, mit einer Versteifung oder Verstärkung der Wirbelsäulenbiegung in der Lendenwirbelsäule.
Zwanghafte Menschen haben oft auch eine Blockierung ihres Zwerchfells. Das heißt, das Zwerchfell ist hochgestellt, und das bedeutet, daß die Atmung nicht tief bis in den Bauch hineinreichen kann. Das hat wiederum damit zu tun, daß zwanghafte Menschen ihre Gefühle besonders dadurch unterdrücken, daß sie ihre Atmung einschränken. Wir sprechen auch von einer Atemhemmung. Die geschieht z. B. dadurch, daß das Zwerchfell weniger beweglich ist, der Atem relativ flach geht und vor allem nicht in den Bauch hinein – um dort nicht tiefere Gefühle, die aus dem Bauchbereich kommen könnten, zu aktivieren. An der flachen Brust kann man die Scheu erkennen, richtig einzuatmen. Wenn man solche Menschen näher kennenlernt und in der Therapie mit ihnen arbeitet, dann stellt man immer wieder fest, daß sie unter einer Erziehungsnorm standen: „Hol dir nichts vom Leben, trau dir nichts zu“. Wenn sie das jahrelang immer wieder hören und schließlich als Grundsatz verinnerlichen mußten, haben sie sich dann auch in der Regel irgendwann nicht mehr getraut, durch tiefes Einatmen sich ein Stück Welt einzuverleiben, für sich zu beanspruchen.
Genau das Gegenteil gibt es auch: Menschen, die eher einen aufgeblähten Brustkorb haben, die sich nicht richtig trauen, auszuatmen. Das sind zumeist Menschen, die sich nie richtig loslassen können, die immer „in Reserve“ bleiben. Das heißt, sie behalten auch ein größeres Atemvolumen als Reserve, das sie nie hergeben. Sie brauchen Sicherheit und Kontrolle über ihre spontanen Reaktionen. Solche Menschen können sich dann auch schwer sexuell hingeben, was sie aber brauchten, um wirklich Lust zu empfinden.
A. P.: Heißt das, man könnte bei einem Menschen durch bloßes Hinschauen auf seinen Charakter schließen?
Maaz: Ganz so einfach ist es nicht. Es gibt ja auch noch andere Gründe, weshalb ein Mensch bestimmte Körperformen entwickelt hat, von denen man nichts wissen kann. Das können Unfälle sein, Krankheiten, genetische Einflüsse oder Ernährungsfaktoren. Ich halte nichts davon, daß man durch Blick auf den eigenen Körper oder den Körper anderer mit Bestimmtheit sagt, so ist der Charakter oder der Gefühlszustand. Damit muß man schon etwas verantwortlicher umgehen und diesen Menschen, seine Lebensgeschichte und Lebensumstände genauer kennen. Wir versuchen in unserer therapeutischen Arbeit, Menschen zu ermutigen und auch zu lehren, auf ihren Körper besser zu achten oder genauer wahrzunehmen, was sie körperlich empfinden und was ihnen ihr Körper signalisiert. Es geht also mehr darum, daß ein Mensch lernen kann, sich durch bewußte Körperwahrnehmung selbst besser zu verstehen. Eine solche Selbsterfahrung ist seriöser als eine Fremdbeurteilung auf Grund von Beobachtungen und Wahrnehmungen von anderen. Letztlich kann jeder Mensch sich selbst am besten verstehen.
A. P.: Im normalen Alltagskontakt zwischen Menschen ist diese Art Vorwissen in der Regel nicht gegeben – trotzdem dürfte doch auch hier die Körpersprache einen wesentlichen Einfluß darauf haben, wie man miteinander umgeht und wie man sich versteht.
Maaz: Ich bin überzeugt, daß das eine sehr große Wirkung hat. Wir unterscheiden bei uns zwischen verbaler, also sprachlicher, und nichtverbaler Kommunikation. Und zu letzter zählt ganz besonders der Körperausdruck, Körperhaltungen, Mimik und Gestik. Sehr häufig kommt es vor, daß das, was man sprachlich mitteilt, und das, was der Körper dabei ausdrückt, nicht übereinstimmen. Und das ist für jede Kommunikation sehr problematisch, weil der Empfänger der Kommunikation dann zwei unterschiedliche oder sogar widersprechende Signale erhält. Man kann also z. B. zu jemandem sagen: „Ja, das gefällt mir, was du sagst“ – und im Gesicht Skepsis ausdrücken, z. B. durch Stirnrunzeln. Oder man kann einem Menschen sagen „Du, ich bin dir zugewandt“ – aber die Haltung drückt etwas anderes aus. Man rückt eher etwas ab von ihm, dreht sich zur Seite oder man verschließt die Arme oder die Beine. Und das bedeutet ja genau das Gegenteil: Man ist nicht aufgeschlossen, sondern man ist verschlossen.
Dies ist für jede Kommunikation, also auch für jede Beziehung ein großes Problem, wenn solche sich widersprechenden Signale ankommen. Anders gesagt: Ideal wäre es für die Verständigung, wenn das, was man spricht, und das, was man nicht-sprachlich, also im Körperausdruck signalisiert, gut übereinstimmen. Dann hat der andere das Gefühl, das ist ehrlich, das ist echt.
A. P.: Daraus könnte man vielleicht schließen: Man sollte seinen Körper mehr unter Kontrolle haben.
Maaz: Das wäre genau die falsche Schlußfolgerung, weil man den Körper nicht ohne Folgen unter Kontrolle halten kann. Wenn man das versucht, wird man immer unechter, immer unehrlicher, starrer, immer gehemmter. Es wäre sinnvoller, daß man wahrnimmt und versteht, wann solche Widersprüche auftreten. Und in dieser Hinsicht gehöre ich zu denen, die dem Körper mehr trauen als der Sprache eines Menschen. Wir sagen gern „Der Körper lügt nicht“. Das heißt auch, daß der Mensch in dem, was er spricht, durchaus lügen kann – das ist ja kein Geheimnis; aber was er körperlich ausdrückt, das kann er nicht so verbergen oder verfälschen. Und wenn man auf Diskrepanzen zwischen sprachlichem und körperlichem Ausdruck aufmerksam wird, dann kann man schon vermuten, daß dieser Mensch in Widersprüchen lebt, nicht eins mit sich ist. Meist handelt es sich dabei aber nicht um bewußte Lügen, sondern um unbewußte innerseelische Konflikte.
Darin liegt die Chance: Wenn der Mensch seine Körpersprache besser verstehen lernt, daß er dann auch mehr von seinem Unbewußten und inneren Widerspruch erkennen könnte.
A. P.: Hat es Sinn, sich in Partnerschaften gegenseitig darauf hinzuweisen, wenn man solche Diskrepanzen spürt?
Maaz: Das wäre eine ideale Möglichkeit. Daß man sich darauf aufmerksam macht: Du ich höre, was du sagst, und zugleich habe ich auch das Empfinden, du drückst mit deinem Körper etwas ganz anderes aus. Du sprichst zu mir, aber dein Körper signalisiert mir, daß du gar nicht interessiert bist an mir. Du sagst „ja“, dein Körper drückt eher „nein“ oder Distanz aus. Solche Dinge bewußter wahrzunehmen und auszusprechen, nicht als Angriff sondern als Hilfe, wäre eine Möglichkeit, Konflikte konstruktiver zu verarbeiten.
Mir fällt ein Beispiel aus der Sexualität ein, weil das oft auch eine Rolle spielt und von vielen Menschen völlig mißverstanden wird. Gehen wir mal von der Situation aus, daß ein Mann, der sexuell interessiert ist, den Geschlechtsverkehr durchführen möchte und plötzlich keine Erektion hat. Es besteht also ein Widerspruch zwischen dem, was er will oder scheinbar will und dem, was ihm sein Körper gestattet. Sein Körper, sein Geschlechtsteil verweigert ihm sozusagen den Dienst. Die meisten Männer reagieren darauf mit Entsetzen, mit Panik und Angst: Was ist denn jetzt Schlimmes passiert? Man könnte aber auch anders vorgehen. Wir sprechen in diesem Zusammenhang von der „Weisheit des Penis“.
Der Körper, das Geschlechtsteil, will nicht das, was der Mann denkt, was er wolle. Und da liegt eine Chance mitzubekommen, daß irgendwas in der Beziehung zu dieser Situation oder zu dem Partner, der Partnerin nicht stimmt, oder daß sich hinter dem vermeintlichen Wunsch, nach einer sexuellen Beziehung etwas ganz anderes verbirgt. Vielleicht will derjenige nur ein bißchen Zärtlichkeit oder Zuwendung, gar nicht Sexualität. Er hat also die Bedürfnisse verwechselt. Wenn man so mit den Signalen seines Körpers umgehen könnte, hätte man also einen echten Gewinn daraus.
A. P.: Kann man das verallgemeinern, auf andere körperliche Vorgänge, auf Symptome oder Beschwerden anwenden?
Maaz: Es ist in der Tat so, daß funktionelle Störungen – Magenbeschwerden, krampfartige Beschwerden im Oberbauch oder Kopfschmerzen, Herzbeschwerden oder Herzrhythmusstörungen u. a. – in vielen Fällen einen Gefühlszustand, genauer: einen unterdrückten Gefühlszustand signalisieren. Dort läge ebenfalls die Chance – und das will ja eine körperorientierte Psychotherapie – daß man solche Körpersignale nicht einfach, wie in der Medizin üblich – dämpft, beruhigt durch irgendwelche Medikamente, sondern sie bewußt wahrnimmt, sich in sie hineinfühlt und sich dann bemüht, den Ausdruck zu verstehen. Was drückt der Körper jetzt in diesem Moment mit diesen Symptomen aus? Was wird damit erreicht oder verhindert, welche Energien sind in dem Symptom gebunden? Wenn diese „Übersetzung“ gelingt – dafür haben wir viele, viele Beispiele – dann ist das Symptom plötzlich verschwunden. Dann hat es seinen Dienst getan, dem Menschen geholfen, etwas, was ihm bis dahin unbewußt war, zu verstehen. Das ist die beste, weil wirklich ursächliche Möglichkeit zur Behandlung solcher Beschwerden.
Man kann auch sagen: Nach einer solchen Therapie hat man ein besseres, gesünderes Verhältnis zum eigenen Körper. Man findet wieder zu der Tatsache, daß man nicht einen Körper hat, sondern daß man Körper ist: Ich bin mein Körper. Damit wäre die verhängnisvolle Trennung zwischen Kopf und Körper überwunden. Diese Trennung ist verantwortlich für viele Erkrankungen, soziale Konflikte und Fehlentwicklungen.
[1] Der Text ist die bearbeitete Fassung meiner dritten Jugendradio-DT-64-Sendung mit Hans-Joachim Maaz. Sie wurde am 8.5.1989, 20.03- 21 Uhr unter dem Titel „Mensch Du – Dein Körper hat Dir was zu sagen“ ausgestrahlt. Frühere Veröffentlichungen finden sich in ICH – die Psychozeitung 4/91, „Weltall, Erde …ICH“ bzw. www.weltall-erde-ich.de.
Tipps zum Weiterlesen:
Reif für die Matte. Therapiebericht
Anna: „Das Leben macht mehr Spaß so.“ Eine Fallgeschichte