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Über AndreasPeglau

1957 geboren in Berlin/ DDR, Dr. rer. medic., Diplom-Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut und Psychoanalytiker in eigener Praxis.

Wir sind keine geborenen Krieger. Übersetzungen

Da mir dieser Text sehr wichtig ist, habe ich ihn von DeepL in acht weitere Sprachen übersetzen lassen.
Diese Übersetzungen konnte ich nicht kontrollieren. Die dabei mit Sicherheit entstandenden Fehler bitte ich zu entschuldigen.

ENGLISCH: We are not born warriors.
Andreas Peglau Keine geborenen Krieger engl 14-5-25
This is an automatic, unedited translation by DeepL. Please excuse any errors that sure have occurred.

RUSSISCH: Мы не рождаемся воинами.
Andreas Peglau Keine geborenen Krieger ru 14-5-25
Это автоматический перевод DeepL, который я не проверял. Приношу извинения за ошибки, которые наверняка есть в тексте.

CHINESISCH: 我們不是天生的戰士。
Andreas Peglau Keine geborenen Krieger chin 14-5-25
这是 DeepL 的自动翻译,未经我审核。对于其中肯定存在的错误,我深表歉意。

SPANISCH: No nacemos guerreros.
Andreas Peglau Keine geborenen Krieger 14-5-25 es
Se trata de una traducción automática deDeepL que no he revisado. Pido disculpas por los errores que seguramente contiene.

PORTUGIESISCH (brasilianisch): Não nascemos guerreiros.
Andreas Peglau Keine geborenen Krieger port-brasil 14-5-25
Trata-se de uma tradução automática do DeepL, que não foi verificada por mim. Peço desculpas pelas erros que certamente estão presentes.

FRANZÖSISCH: Nous ne sommes pas des guerriers nés.
Andreas Peglau Keine geborenen Krieger frz 14-5-25
Il s’agit d’une traduction automatique réalisée par DeepL, que je n’ai pas vérifiée. Je vous prie de m’excuser pour les erreurs qui s’y trouvent certainement.

ITALIENISCH: Non siamo guerrieri nati.
Andreas Peglau Keine geborenen Krieger ital 14-5-25
Si tratta di una traduzione automatica di DeepLche non ho verificato. Vi prego di scusare gli errori che sicuramente sono presenti.

GRIECHISCH: Δεν είμαστε γεννημένοι πολεμιστές.
Andreas Peglau Keine geborenen Krieger grie 14-5-25
Πρόκειται για αυτόματη μετάφραση από το DeepL, την οποία δεν έχω ελέγξει. Σας παρακαλώ να συγχωρήσετε τα σφάλματα που σίγουρα υπάρχουν.

Wir sind keine geborenen Krieger. Zu psychosozialen Voraussetzungen von Friedfertigkeit und „Kriegstüchtigkeit“

von Andreas Peglau[1]

 

(Download des gesamten Textes als pdf: Andreas Peglau Keine geborenen Krieger 14-5-25)

 

Seit die Menschen existieren …

„Als Krieg wird ein organisierter und unter Einsatz erheblicher Mittel mit Waffen und Gewalt ausgetragener Konflikt bezeichnet, an dem planmäßig vorgehende Kollektive beteiligt sind. Ziel der beteiligten Kollektive ist es, ihre Interessen durchzusetzen. […] Die dazu stattfindenden Gewalthandlungen greifen gezielt die körperliche Unversehrtheit gegnerischer Individuen an und führen so zu Tod und Verletzung.“ (Wikipedia)[2]

 

Von dem antiken griechischen Philosophen Heraklit (circa 520 v.u.Z. – 460 v.u.Z.) ist der Satz überliefert: „Der Krieg ist der Vater von allen.“[3] 1642 schrieb der englische Philosoph Thomas Hobbes vom „Krieg aller gegen alle“ als ursprünglichen, als Naturzustand.[4] Knapp 300 Jahre später knüpfte Sigmund Freud an einen anderen Ausspruch von Hobbes an und behauptete: „Der Mensch ist des Menschen Wolf“, eine „wilde Bestie, der die Schonung der eigenen Art fremd ist“, beruhend auf einer „primären“ – also vorgegebenen, angelegten – „Feindseligkeit der Menschen gegeneinander“.[5]

Wäre es so, müssten wir uns keine Gedanken darüber machen, wie es zu Kriegen kommt oder wessen Interessen in Kriegen umgesetzt werden: Es liegt uns halt irgendwie in den Genen … Das hieße zudem: Kriege wären auf Dauer kaum zu vermeiden. Und wenn überhaupt, dann nur um den Preis, unsere wahre Natur, unsere „Anlagen“ zu unterdrücken.
Noch heute wird die These vom Krieg als ursprünglichen, quasi „natürlichen“ Zustand vertreten. Zwei Beispiele:
2009, beim Erhalt des Friedensnobelpreises, verkündete Barack Obama, jener US-Präsident, der mehr Kriegstage zu verantworten haben sollte als all seine Vorgänger:[6] „Der Krieg kam, in der einen oder anderen Gestalt, mit dem ersten Menschen auf die Welt.“[7]

Auf der Webseite des vom Trendforscher Matthias Horx gegründeten „Zukunftsinstitutes“ ließ sich 2024 erfahren: „Seit die Menschen existieren, gibt es kriegerische Auseinandersetzungen.“[8] Hier meinte man sogar, es ganz genau zu wissen: „Die gewalttätigsten Gesellschaften sind – oder waren – diejenigen, die für uns eher mit dem Attribut ‚friedlich‘ versehen sind. Jäger- und Sammlergesellschaften hatten die größten Mordraten, und in den meisten Regionen der Erde tobten tribale Kriege ohne Ende. Im natürlichen Urzustand nahm man sich, was man kriegen konnte, Mitglieder eines anderen Stammes galten nicht als ‚die unsrigen‘, und die Tötungshemmung war, zumal in den vielen Knappheits-Situationen, kaum ausgeprägt.“[9] Gegenüber diesem „natürlichen Urzustand“ müssen – beziehungsweise sollen – natürlich die bürgerlichen Demokratien, wo Verarmung, Ausbeutung, Unterdrückung und Kriegstreiberei gesetzlich geregelt sind, als pure Erlösung erscheinen.


Reise in die Urzeit

Werfen wir also einen Blick in den aktuellen Stand der Erkenntnisse zur Menschwerdung. Da in der Archäologie aufgrund der geringen Zahl an Belegen vielfach auf Vermutungen und „Analogieschlüsse“[10] zurückgegriffen wird, ein Großteil der Thesen unter den Fachleuten selbst umstritten ist und schon ein einzelner neuer Fund das Bild oft durcheinanderwirbelt, besitzen manche der folgenden Angaben, insbesondere zu Datierungen, nur vorläufige Gültigkeit. Die daraus von mir gezogenen Schlüsse dürften, hoffe ich, länger Bestand haben.

Gegenwärtig wird meist angenommen, dass die Abspaltung der zum heutigen Menschen führenden Linie von derjenigen, die zum heutigen Schimpansen führte, vor etwa sechs Millionen Jahren statt-fand.[11] Daraus entstanden zunächst noch relativ affenähnlich anmutende Wesen, auch als „Vormenschen“ tituliert. Von den sich daraus entwickelnden „Urmenschen“ und den „Frühmenschen“ als erste Vertreter der Gattung „Homo“, wird ab einer zwei bis drei Millionen Jahre zurückliegenden Zeit gesprochen.[12] Für den „anatomisch modernen Menschen“, den Homo sapiens, ist bislang eine Existenz von circa 300.000 Jahren nachgewiesen.[13]

Zum Prozess der Menschwerdung hat, darüber besteht wohl Einigkeit, unter anderem die Nutzung des Feuers beigetragen. Dazu erfahren wir auf der Webseite „Planet Wissen“:[14]

„Einige Funde deuten darauf hin, dass unsere Vorfahren […] bereits vor rund 1,5 Millionen Jahren die Kraft des Feuers nutzten. Doch die Frage, ab wann es dem Menschen gelang, Feuer selbstständig zu entfachen, wird auch unter den Forschern noch heftig diskutiert. Viele gehen davon aus, dass dies dem Neandertaler mithilfe von Feuersteinen vor 40.000 Jahren möglich war.“

Sollten die genannten Zahlenangaben korrekt sein, hätten unsere Vorfahren knapp anderthalb Millionen Jahre mit Feuer hantiert, ohne herauszufinden, wie sie es selber machen konnten. Es verwundert nicht, dass andere Wissenschaftler, wie der Historiker James C. Scott, einen weitaus früheren Zeitpunkt dafür ansetzen: vor etwa 400.000 Jahren.[15]
400.000 oder 40.000 Jahre? Hinter dieser bemerkenswerten Unschärfe von 360.000 Jahren verbirgt sich ein Grundproblem der Erforschung unserer frühesten Entwicklungsstufen: Über die allergrößte Zeit der Existenz immer menschlicher werdender Wesen vermuten wir zwar vieles, aber wissen äußerst wenig.


Keine repräsentativen Aussagen

In dem 2021 veröffentlichten Buch Anfänge. Eine neue Geschichte der Menschheit fassen der Anthropologe David Graeber und der Archäologe David Wengrow den aktuellen Forschungsstand zusammen. Sie schreiben: Für unsere frühe Vorgeschichte liegen

 „kaum Funde vor. So gibt es […] Tausende von Jahren, in denen die einzig verfügbaren Zeugnisse hominider Aktivitäten etwa aus einem einzigen Zahn oder vielleicht ein paar Splittern behauenem Feuerstein bestehen. […]
Wie sahen diese urmenschlichen Gesellschaften aus? Wir sollten wenigstens an dieser Stelle ehrlich sein und zugeben, nicht die geringste Ahnung zu haben. […]
In Bezug auf die meisten Perioden wissen wir nicht einmal, wie Menschen unterhalb des Kehlkopfs gebaut waren, ganz zu schweigen von der Pigmentierung, der Ernährung und all dem anderen.“[16]

2024 bestätigten der Archäologe Harald Meller, der Historiker Kai Michel und der Evolutionsbiologe Carel van Schaik: „Wir haben es mit einer verschwindend geringen Anzahl erhaltener Menschenknochen zu tun.“[17] Eine von ihnen zitierte Schätzung kam auf 3.000 entdeckte „Überreste des Homo sapiens, die älter als 10.000 Jahre waren“.[18]
Für die Gesamtzahl an Vor-, Ur-, Früh- und Jetztmenschen, die bis zu diesem Zeitpunkt die Erde bevölkert hatten, gibt es eine – notgedrungen höchst spekulative – Angabe von mehr als sieben Milliarden.[19] Da die Population menschenähnlicher Wesen anfangs offenbar nur schleppend wuchs, gehörten jedenfalls die allermeisten davon zur Gruppe der Homo sapiens.[20]
Von Milliarden über die halbe Erde verstreuter Individuen einige tausend Überreste, von denen mit zunehmenden Zeitabstand immer weniger auffindbar sind: Das verdeutlicht, auf welch wackligen Füßen sämtliche verallgemeinernden Schlüsse über frühe menschenartige Lebewesen und Menschen stehen. Davon, dass Skeletteile einiger weniger Individuen für repräsentative Aussagen über große Gruppen lebendiger Menschen taugen, kann keine Rede sein.

Informationen über psychosoziale Aspekte, über die geistig-seelische Verfassung ihrer vormaligen Besitzer enthalten Zähne und Schädelknochen, aus denen der übergroße Anteil dieser Funde besteht, ohnehin nicht. Also auch nicht darüber, ob sie kriegsgeil oder friedliebend waren.

Erste „direkte Zeugnisse für das, was wir heute […] als ‚Kultur‘ bezeichnen, reichen“ wiederum „nicht mehr als 100.000 Jahre zurück.“ Und erst seit knapp 50.000 Jahren kommen solche Zeugnisse allmählich häufiger vor.[21]
Da gab es den Homo sapiens aber bereits mindestens 250.000 Jahre. Doch auch das, was wir über psychische Verfassung, Motive, Ziele und soziale Verhaltensweisen der Menschen in diesen 250.000 Jahren zu wissen glauben, beruht – mit Ausnahme der letzten fünf Jahrtausende – nahezu ausschließlich auf mehr oder weniger plausiblen Annahmen.
Wie vorläufig diese Annahmen sind, offenbarte einmal mehr die Meldung vom 6. Juni 2023, dass bereits vor 200.000 Jahren menschenähnliche Vorfahren ihre Angehörigen begraben haben sollen. Bislang war das nur dem Neandertaler und dem Homo sapiens zugebilligt worden – und zwar erst seit 100.000 Jahren. Diese Funde, heißt es dazu in der Meldung, „stellen das bisherige Verständnis der menschlichen Evolution infrage, wonach erst die Entwicklung größerer Gehirne komplexe Aktivitäten wie das Begraben der Toten ermöglichte“.[22]

 

Eine kompakte Zusammenstellung früher archäologischer Funde und von ihnen abgeleiteter Annahmen findet sich in dem Buch Weltgeschichte der Psychologie, das der Psychologe und Anthropologe Hannes Stubbe verfasst hat.[23]

 

 

Fürsorge statt Mord

Brian Ferguson, ein weiterer Anthropologe, hat in diversen Fundstellen Hunderte von Homo-sapiens-Skeletten, die älter als 10.000 Jahre waren, daraufhin untersucht, ob sie Schäden durch Gewalteinwirkung aufweisen. Resultat: Das war nur etwa bei einem Dutzend davon eindeutig der Fall.[24] Das heißt, er fand keine archäologischen Beweise für Krieg in der Zeit, die mehr als 10.000 Jahre zurückliegt. Außerdem müssen Gewalteinwirkungen weder absichtlich noch von Menschen ausgeübt worden sein.

In der Tat liegen auch für die Urzeit Indizien für zwischenmenschliche Gewalttaten vor; die früheste wird auf ein Alter von circa 430.000 Jahren datiert.[25] Nachdem Meller, Michel und van Schaik in ihrem Buch Die Evolution der Gewalt die gesamten drei Millionen Jahre seit Aufkommen der Gattung Homo durchforstet, „dabei keine bedeutende Spur […] ausgelassen haben“, bilanzieren sie jedoch: „Es gibt nicht einmal eine Handvoll Belege für die absichtliche Tötung von Menschen.“[26]

Doch selbst wenn es sich bei diesen Tötungen um Morde gehandelt haben sollte, was in Ermangelung von Augenzeugenberichten nie zu klären ist: Ein Mord ist kein Krieg. Und ein einzelner Mörder – über den im Gegensatz zum Opfer keinerlei Informationen zu beschaffen sind – kann nicht als stellvertretend für die damalige Menschheitspopulation gelten.

Harald Meller und seine Co-Autoren merken zudem an:

„Sucht man nach prähistorischen Belegen für Krieg, Mord und Totschlag, entdeckt man stattdessen Indizien von Pflege und Fürsorge. Der paläoarchäologische Befund bezeugt: Die Menschen haben sich gegenseitig geholfen und unterstützt, ansonsten wären viele Verletzungen einem Todesurteil gleichgekommen.“

Als Beispiel führen sie einen, ebenfalls vor circa 430.000 Jahren verstorbenen Neandertaler an, der „an einer ganzen Reihe von degenerativen Krankheiten, Traumata, einer Verkürzung des rechten Armes und wohl Blindheit des linken Auges sowie massiver Schwerhörigkeit“ litt, dennoch ein Alter von „vierzig bis fünfzig Jahren“ erreichte – was nur bei „tägliche[r] Unterstützung“ seiner Gruppe inklusive Wundbehandlung denkbar war.[27]


Kriterien für „Krieg“

Hinzu kommt: Nicht jede absichtliche zwischenmenschliche Gewaltausübung, ja noch nicht einmal jeder mit Waffen ausgetragene Konflikt ist ein Krieg. Um noch einmal Wikipedia zu Rate zu ziehen:

„Eine grundlegende Herausforderung bei der Typisierung von Kriegen ist die Frage, wann ein Krieg als solcher bezeichnet werden kann. In politischer und wissenschaftlicher Betrachtung wird häufig zwischen bewaffnetem Konflikt und Krieg unterschieden. Als bewaffneter Konflikt gilt ein sporadischer, eher zufällig und nicht strategisch begründeter bewaffneter Zusammenstoß zwischen kämpfenden Parteien.“[28]

In „große[n] Forschungsprojekte[n]“, so heißt es dort weiter, gelte „das Maß von 1.000 Toten pro Jahr als grobe[r] Indikator dafür, dass ein bewaffneter Konflikt sich zum Krieg steigert“. Andere „Kriegsdefinitionen“ verlangten darüber hinaus „ein Minimum an kontinuierlichem planerischem und organisatorischem Vorgehen bei mindestens einem der Kontrahenten“ oder „dass mindestens eine der kämpfenden Parteien ein Staat sein muss, der sich mit seinen Streitkräften an der Auseinandersetzung beteiligt“.[29]

Ein längere Zeit als Beleg für die älteste kriegerische Auseinandersetzung gewerteter Fund genügte den eben genannten Kriterien bestenfalls zum Teil. R. Brian Ferguson berichtet über die im heutigen Sudan liegende Ausgrabung:

„Dieser Friedhof, der als Fundstätte 117 bekannt ist, wurde Mitte der 1960er Jahre bei einer Expedition unter der Leitung von Fred Wendorf, einem Archäologen an der Southern Methodist University in Dallas, Texas, entdeckt und ist nach groben Schätzungen zwischen 12.000 und 14.000 Jahre alt. Er enthielt 59 gut erhaltene Skelette, von denen 24 in enger Verbindung mit Steinstücken gefunden wurden, die als Teile von Geschossen interpretiert wurden.“[30]

Mittlerweile sind dort 61 Tote unterschiedlichen Alters und beiderlei Geschlechts gefunden worden; 41 Skelette weisen Verletzungen auf.[31] Doch es ließ sich nicht eruieren, ob diese Toten gleichzeitig beerdigt wurden oder im Laufe einer ganzen Reihe von Jahren. In seinem Buch Als der Mensch den Krieg erfand verweist der Urgeschichtler Dirk Husemann darauf, dass Fred Wendorf „in der Nähe eine weitere Begräbnisstätte aus derselben Zeit“ entdeckte, in der „kein einziger Toter mit Verletzungen“ lag. Es wurde daher auch für möglich gehalten, dass in Fundstätte 117 absichtsvoll „nur jene zur letzten Ruhe gelegt wurden, die eines gewaltsamen Todes gestorben sind“.[32] Inzwischen stellt sich heraus: „viele dieser Menschen wiesen Verletzungen auf“ – meist durch Pfeile oder Speere –, „die bei ihrem Tode bereits verheilt waren“;[33] das betraf drei Viertel der Erwachsenen.

Dirk Husemanns Urteil dürfte daher stimmen: Ein Massaker ist „auszuschließen“.[34] Allerdings belegen diese Befunde „wiederkehrende zwischenmenschliche Gewalt.“[35]


5.988 Millionen Jahre ohne Kriegsnachweis

Doch selbst wenn wir – trotz kompletter Unkenntnis näherer Umstände – die etwa 12.000 Jahre zurückliegenden Verletzungen und Tötungen im Sudan als Zeichen von Krieg einordnen wollten, hieße das, von sechs Millionen Jahren Menschwerdung ausgehend: Es existieren für 5.988 Millionen Jahre, also für 99,98 Prozent davon, keine Belege für Krieg.
Nehmen wir stattdessen die drei Millionen Jahre seit der Entstehung von Frühmenschen, also der Gattung Homo als Bezugsgröße, können wir für 99,96 Prozent dieser Zeit dasselbe feststellen.
Und selbst wenn wir nur die bislang nachgewiesenen 300.000 Jahre Homo-sapiens-Existenz zum Vergleich heranziehen, ist zu konstatieren: Für 96 Prozent der Lebenszeit „anatomisch moderner Menschen“ gibt es keinerlei Nachweis für irgendeine kriegerische Auseinandersetzung. Ebenso wenig für die schon vor bis zu 450.000 Jahren „als eigenständige Art“ bestehenden Neandertaler.[36]

Auch Harald Meller, Kai Michel und Carel van Schaik geben zu Protokoll, dass für diese unendlich lange Zeit „bisher keinerlei archäologische Hinweise auf Krieg oder auch nur sporadische Konflikte zwischen Gruppen“ vorliegen. Die Archäologie spreche hier „eine deutliche Sprache: Menschheitsgeschichtlich betrachtet, scheint das kollektive, organisierte Hinmetzeln ein junges Phänomen zu sein.“[37]

Warum auch, so fragen der Psychologe Christopher Ryan und die Psychiaterin Cacilda Jethá in ihrem Buch Sex. Die wahre Geschichte, hätten sich unsere Vorfahren auf einem fruchtbaren, im Wesentlichen unbewohnten[38] Planeten mit unerschöpflichen Ressourcen[39] auf strapaziöse Wanderungen begeben sollen, um irgendwo andere Menschen zu töten oder selbst getötet zu werden? Dazu passt, dass auf den mittlerweile zu Tausenden entdeckten urgeschichtlichen Höhlenmalereien keine Kriegsszenen zu finden sind.[40]

Erst vor circa 7.000 Jahren entstanden mehrere Massengräber, die von Fachleuten weitgehend übereinstimmend als Beleg kriegerischer Massaker eingestuft werden.[41] Den frühesten bildlichen Darstellungen, bei der sich Bogenschützen anscheinend feindlich gegenüberstehen,[42] wird momentan meist ein Alter von circa 5.000 Jahren zugeordnet.[43]
Kriege, so lässt sich vermuten, waren vor allem ein Resultat des Entstehens autoritärer Sozialstrukturen, damit einhergehender ungleicher Besitzverteilungen, vielleicht zusätzlich angefacht durch Naturkatastrophen und deren vielfältige Auswirkungen.[44]

Halten wir also bis hierhin fest: Sätze wie die eingangs zitierten von Barack Obama oder dem Zukunftsinstitut („Seit die Menschen existieren, gibt es kriegerische Auseinandersetzungen“), sind in keiner Weise belegbar und daher zugleich unwissenschaftlich.
Wer Derartiges dennoch verbreitet, muss sich fragen lassen, auf welcher Grundlage und mit welcher Motivation er das tut. Bei Obama liegt der Gedanke nahe: Kriege als zutiefst menschlich auszugeben, dürfte ihm erleichtert haben, ohne schlechtes Gewissen selbst welche anzuzetteln.

Ebenso dürfte es den heutigen Kriegshetzern in Regierungen und Massenmedien zupasskommen, auf eine vermeintlich in uns angelegte Bereitschaft zum oder gar Lust am Zerstören und Töten hinzuweisen, um uns die von ihnen angestrebte „Kriegstüchtigkeit“ schmackhaft zu machen, nach dem Motto: „Ihr wollt es doch sowieso!“

Grundsätzlich gilt: Wer an das angeboren Zerstörerische im Menschen glaubt, erspart sich die irritierende Frage, wodurch Menschen erst „böse“ gemacht werden.


Grenzen der Erkenntnis

Der Mangel an objektiven Beurteilungsmöglichkeiten der frühen Menschheitsgeschichte bedeutet freilich zugleich: Wir können ebenfalls keinen durchweg friedlichen Beginn der Menschwerdung nachweisen, keinen paradiesischen, ur-kommunistischen oder matriarchalen Ausgangszustand. 1996, nach gründlichen Recherchen, zogen die Archäologinnen Brigitte Röder, Juliane Hummel und Brigitta Kunz den Schluss, das Matriarchat sei „mit archäologischen Quellen weder zu beweisen noch zu widerlegen. Eines der größten Probleme der Archäologie ist es, dass sie bis heute keinen Schlüssel zur Gedankenwelt vergangener Gesellschaften in der Hand hat“.[45]
Für die letzten 50.000 Jahre bieten zwar unter anderem Höhlenzeichnungen und figürliche Darstellungen – der Ausdeutung bedürftige – Einblicke in diese Gedankenwelt. Ein verlässlicherer „Schlüssel“ entwickelte sich jedoch erst durch die Möglichkeit, Schriftsprachen in zeitüberdauernder Weise festzuhalten, zum Beispiel als Keilschrift – also vor circa 5.000 Jahren.[46] Darauf, dass selbst dieser Schlüssel nicht exakt geformt ist, dass schriftliche Überlieferungen häufig falsch, verzerrt und fast immer unvollständig sind, verweist schon der berechtigte Satz, dass die Geschichte von den Siegern geschrieben wird. Im berühmt gewordenen Falle der Osterinsel waren das Eroberer und Sklavenhändler, die den dortigen Eingeborenen jene Zerstörungen andichteten, die sie selbst unter ihnen angerichtet und initiiert hatten.[47]

Diffamierungen „primitiver“ Kulturen finden sich vielfach in der Geschichtsbetrachtung. So wurden und werden teils noch immer die Neandertaler als muskelbepackte, „geistig minderbemittelte und an Stumpfsinn und Kulturlosigkeit kaum zu überbietende Aliens“ geschildert[48] – obwohl längst zahlreiche Funde untermauern, dass diese erst vor etwa 40.000 Jahren verschwundene Menschengattung dem Homo sapiens in allen wesentlichen Aspekten ebenbürtig, genauso „menschlich“ war – und sich durch Fortpflanzung in einigen Fällen mit ihm vermischte.[49] Hannes Stubbe vermerkt: Auch wenn es manchen Wissenschaftlern „schwer fällt dies zuzugeben, müssen wir heute den Neandertaler als einen vollwertigen Menschen mit allen geistigen, psychischen und sozialen Funktionen, Kräften und Kompetenzen […] akzeptieren“.[50] Und ein größeres Gehirn als wir hatten die Neandertaler außerdem…[51] Martin Kuckenburg hat in mehreren Publikationen dem Neandertaler als „erstem Europäer“ Gerechtigkeit wiederfahren lassen.[52]

In Bezug auf das Thema „Kriegstüchtigkeit“ sind zwei weitere Beispiele von Realitätsverdrehung hervorhebenswert. Nur eine krasse, inzwischen detailliert aufgedeckte Datenmanipulation,[53] gestattete dem Psychologen Steven Pinker, zu behaupten, früher sei „kollektive Gewalt […] immer und überall vorhanden gewesen“[54] – und daraus eine  Idealisierung bürgerlich-kapitalistischer Sozialstrukturen abzuleiten.[55] Besonders dreist ging der Anthropologe Napoleon Chagnon[56] vor, der dem Volk der Yanomami 1964 zunächst Äxte und Macheten schenkte, um darauf und auf diversen Falschaussagen basierend in Bestsellern zu behaupten, sie seien äußerst gewalttätig. 1995 haben ihm die Yanomami für seine anhaltenden Verleumdungen ein Einreiseverbot für ihr Territorium erteilt.[57]
Aber Chagnon, Pinker ohnehin, werden weiter als Kronzeugen der Brutalität indigener Völker und anlagebedingter Bösartigkeit gehandelt.

Der Historiker Rutger Bregman hat Beispiele für die Verlogenheit des „Standardnarrativs“ vom „bösen Wilden“, den erst eine „gute“ (westliche) Zivilisation sozial verträglich machen muss, gesammelt und vorgeblich wissenschaftliche Experimente, Untersuchungen und Publikationen zum Menschenbild kritisch durchleuchtet.
Er kommt zu dem Ergebnis, der Mensch sei – so auch der Titel seines Buches – „im Grunde gut“.[58]

Bedeutet der geschilderte Mangel seriöser Daten zur Menschheits(vor)geschichte, wir können die Frage, ob wir geborene Krieger sind, nicht beantworten? Doch, das können wir.
Eine angeborene Kriegs- und Tötungsbereitschaft müsste sich immer und überall zeigen – und sei es nur daran, dass sie permanent unterdrückt werden muss. Um die Aussage, dass wir geborene Krieger sind, als unzulässig abzuweisen, müssen wir also nur den Nachweis erbringen, dass es auch anders ging oder geht. Für die letzten Jahrtausende ist das durchaus möglich.[59]


Jäger und Sammler

Bezüglich unserer sich als Jäger und Sammler betätigenden näheren Vorfahren – oft als „Wildbeuter“ bezeichnet – sei, so Harald Meller, Kai Michel und Carel van Schaik, das „auf Thomas Hobbes[60] zurückgehende Vorurteil zu beerdigen“, deren Leben wäre „einsam, armselig, ekelhaft, tierisch und kurz“ gewesen.[61] Anscheinend waren sie größer „als der heutige Durchschnittsmensch“ und ihre Lebenserwartung könnte, so geben es Christopher Ryan und Cacilda Jethá wieder, bei 70 bis 90 Jahren gelegen haben. Auch der Anthropologe Robert Edgerton meint, dass in Europa „die städtischen Bevölkerungen die Langlebigkeit der Jäger und Sammler vermutlich erst um die Mitte des 19. oder sogar des 20. Jahrhunderts“ wieder erreichten.[62] Diese Nomaden waren offenbar „bestens an ihre Lebensräume angepasst“ und dürften kaum einen Grund gehabt haben, wegen mangelnder Ressourcen Konflikte von Zaun zu brechen. [63]

Darauf deuten auch die Forschungen zu „148 tödliche[n] Aggressionsereignisse[n]“ in 21 früheren und gegenwartsnäheren Wildbeutergemeinschaften hin, die der Anthropologe Douglas P. Fry zusammen mit dem Philosophen Patrik Söderberg vorgenommen hat.[64] Ihre Ergebnisse fassen sie so zusammen: Der Hintergrund dieser Todesfälle war meist ein persönliches Motiv wie Eifersucht oder Rache, selten eine Familienfehde, noch „viel seltener“ ein Konflikt „zwischen politischen Gemeinschaften oder Krieg“. Bei etwa der Hälfte der Gemeinschaften gab es überhaupt „keine tödlichen Ereignisse, an denen mehr als ein Täter beteiligt war“.[65]

Wildbeuterordnungen existierten auch nicht etwa nur vor, sondern jahrtausendelang zusammen mit den erstmals vor circa 6.000 Jahren gegründeten Staaten.[66] Wie James C. Scott in seinem Buch Die Mühlen der Zivilisation[67] aufzeigt, lag dieses parallele Existieren nicht zuletzt daran, dass das Wildbeuterdasein eine attraktive Alternative zur Sesshaftigkeit blieb. Denn in den befestigten Siedlungen stiegen Lebenserwartung und -qualität meist zunächst gar nicht, sondern sanken. Unter anderem, weil das enge Zusammenleben von Menschen untereinander und mit Haustieren Seuchen verursachte und weil man nun gezwungen war, sich alles Lebensnotwendige vorwiegend an ein und demselben Ort zu verschaffen.

Doch auch in den sich herausbildenden großen Städten gab es Beispiele für friedliches Zusammenleben. Eine dieser Siedlungen war das anatolische Catal Hüyük (oder Çatalhöyük),[68] das etwa 1.500 Jahre lang, ab circa 7.400 v.u.Z. existierte, eine Fläche von bis zu 13 Hektar und mehrere tausend Einwohner hatte. Nahrungszugang und materieller Besitz waren anscheinend recht gleichartig verteilt, Hinweise auf eine zentrale Ordnungs- geschweige denn Unterdrückungsinstanz liegen nicht vor, ebenso wenig auf Gewaltverbrechen oder mörderische Kämpfe.

Allerdings: Nur 5 Prozent dieser Siedlung sind bisher archäologisch erschlossen.[69] Dennoch ist auch das ein starkes Indiz dafür, dass Kriege KEINE Menschheitskonstante sind.

Mittels bis in die Gegenwart reichender ethnologischer Forschungen lässt sich zudem beweisen, dass Vertreter des Homo sapiens lange Zeit gut miteinander leben können.


Von den friedlichsten Gesellschaften lernen

2021 stellten Douglas P. Fry, der seit langem über Chancen der Friedenserhaltung forscht[70] und der Sozialpsychologe Peter T. Coleman in einem Artikel ihr „Projekt Nachhaltiger Frieden“ (Sustaining Peace Project)[71] vor. Seit 2014 bemüht sich ihre Gruppe aus Psychologen, Anthropologen, Philosophen, Astrophysikern, Umwelt- und Politikwissenschaftlern, Informations- und Kommunikationsexperten um „ein umfassenderes und genaueres Verständnis von dauerhaftem Frieden“. Entgegen üblicher Mediendarstellungen gebe es, schreiben Coleman und Fry, bis heute eine Vielzahl von Gesellschaften, welche innerhalb ihrer Grenzen und mit ihren Nachbarn „seit 50, 100 oder sogar mehreren hundert Jahren“ in Frieden leben. Dies widerlege die „Überzeugung, dass Menschen von Natur aus auf Krieg programmiert sind“.[72] An Beispielen führen sie unter anderem die zehn benachbarten Stämme im brasilianischen Oberlauf des Xingu-Flusses, die Schweizer Kantone und den Zusammenschluss der Irokesen an.

Als besonders friedensfördernd konnten sie Folgendes herausarbeiten: eine übergeordnete gemeinsame Identität/ verbindende kollektive Aktivitäten und Institutionen/ gegen Krieg gerichtete Normen, Werte, Rituale und Symbole/ eine „Friedenssprache“ in den – so vorhanden – Massenmedien/ Politiker, Unternehmer, Geistliche und Aktivisten, die dazu beitragen, eine Vision von Frieden zu entwickeln und zu verwirklichen.[73]
Das legt die Frage nahe, was davon heute vorhanden ist der BRD oder in der EU. Letztere ordnen Coleman und Fry ebenfalls als friedliebende Gesellschaft ein. Aber ihr Artikel stammt ja noch aus dem Jahr 2021 …
Zur Vertiefung wird auf der Webseite des Sustaining Peace Project[74] vorgeschlagen, das (leider nicht auf Deutsch vorliegende) Buch von Fry zu lesen: The Human Potential for Peace.


Anatomie der menschlichen Destruktivität

Bereits 1973 hat der Psychoanalytiker und Sozialforscher Erich Fromm Berichte über unterschiedliche Ethnien und die Qualität ihrer Sozialbeziehungen zusammengestellt. In seinem bahnbrechenden Werk Anatomie der menschlichen Destruktivität[75] ist nachzulesen, dass es noch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stabile lebensbejahende, unkriegerische, oft matriarchal orientierte Sozialverbände gab, in denen keine Notwendigkeit bestand, einen angeblichen Tötungstrieb niederzuhalten.[76] Fromm fasst zusammen:

„Während wir in allen Kulturen die Feststellung machen, dass die Menschen sich gegen eine Bedrohung ihres Lebens verteidigen, indem sie kämpfen (oder fliehen), sind Destruktivität und Grausamkeit in so vielen Gesellschaften so minimal, dass diese großen Unterschiede nicht zu erklären wären, wenn wir es mit einer ‚angeborenen‘ Leidenschaft zu tun hätten.“[77]

Das Buch von Fromm bietet darüber hinaus die meines Wissens noch immer umfassendste Zusammenstellung von Argumenten aus Psychoanalyse, (Sozial-)Psychologie, Paläontologie, Anthropologie, Archäologie, Neurophysiologie, Tierpsychologie und Geschichtswissenschaft, die für eine dem Menschen angeborene Tendenz zu Kooperation und Friedfertigkeit sprechen.

Ich will nur stichwortartig einige der Punkte herauszugreifen, die in direktem Zusammenhang mit unserem Thema stehen:

– Aggression an sich, abgeleitet vom lateinischen „aggredere“ = auf jemanden oder etwas zugehen, etwas in Angriff nehmen, ist nicht nur nichts Schlechtes, sondern ein lebensnotwendiger, gesunder Bestandteil unseres Handlungsrepertoires. Nur mit ihrer Hilfe ist Abgrenzung, Durchsetzung, Selbstbehauptung und -verteidigung möglich. Schon zu Beginn unseres Lebens benötigen wir diese Fähigkeit, um uns durch den engen Geburtskanal hinaus zu drängen, geboren zu werden. Die Fähigkeit, in diesem Sinne gesunden aggressiv zu sein, besitzen sowohl Tiere als auch Menschen. Sie ist immer an bedrohliche Situationen oder Herausforderungen gebunden. Die Annahmen eines Aggressionstriebes (Konrad Lorenz) oder gar Todestriebes (Sigmund Freud) sind haltlose Spekulationen.[78]

– Unter Umständen ist mit aggressivem Verhalten auch Zerstörung, Destruktion verbunden – zum Beispiel, wenn ein Löwe eine Antilope reißt oder wenn Menschen in akuter Notwehr töten. Aber bei Tieren wie auch bei psychisch ausreichend gesunden Menschen, wird dieses Zerstören niemals zum Selbstweck.

– Sadistisch, gezielt lebensfeindlich, lustvoll destruktiv verhalten sich weder Tiere noch psychisch gesunde Menschen. Nur destruktiv gemachte, dadurch psychisch schwer gestörte Menschen wollen Krieg.

– Der Mensch ist in der Lage, sowohl reale wie auch irreale, bloß suggerierte vitale Bedrohungen geistig vorwegzunehmen. Auch Letzteres kann bei ihm biologisch fundierte, der Art- oder Selbsterhaltung dienende Aggression oder Destruktion auslösen. Dies wurde – und wird – vielfach von Machteliten genutzt, um in Massen Kriegsbereitschaft zu erzeugen.

– Als sinnvoll empfundenes Dasein, erfüllte zwischenmenschliche Beziehungen, aber auch tiefgründige Psychotherapie können helfen, Auswirkungen der zur Destruktivität führenden Sozialisation zu lindern oder zu heilen.[79]

Ob wir als potentielle Killer auf die Welt kommen, lässt sich ebenfalls anhand individueller Lebensläufe überprüfen. Prädestiniert dafür sind Biografien von Menschen, die so schwere Verbrechen begangen haben wie das Anzetteln von Krieg und Massenmord.


Goebbels

Joseph Goebbels,[80] geboren 1897, wurde als späterer Nazi-Propagandaminister zu einem der Hauptverantwortlichen für die antijüdische, antikommunistische und antisowjetische Kriegshetze des NS-Staates.
In seiner Kinder- und Jugendzeit ein Schwärmer, schrieb Goebbels Gedichte, Theater- und Klavierstücke, las neben anderen Gottfried Keller, Theodor Storm, Schiller und Goethe, verliebte sich und hoffte auf ein Leben voller Liebe und Anerkennung. Daran, dass diese Hoffnung zusehends scheiterte, hatte sein im Kindesalter entstandener Klumpfuß Anteil, besser gesagt: die negativen Reaktionen auf diese Behinderung. Für seine streng katholischen Eltern stellte sie eine „Heimsuchung“ dar, die am besten zu verleugnen sei. Bei Verwandten und Mitschülern löste sie Abneigung bis Abscheu aus, später auch bei manchen von ihm begehrten Frauen.

Mit der Zeit schob sich anstelle der unerfüllten Liebe zu anderen Menschen das Ersatzobjekt „Vaterland“ in den Vordergrund. Doch noch 1919, als „völkisch“ eingestellter 22-Jähriger, bewarb sich Goebbels bei einem jüdischen Professor erfolgreich um eine Promotion und urteilte, dies sei „ein außerordentlich liebenswürdiger“ und „zuvorkommender Mann“.[81] 1920 reflektierte er den zunächst siegreichen „linken“ Massenaufstand in Westdeutschland gegen reaktionäre Freikorps und Reichswehr so: „Rote Revolution im Ruhrgebiet […]. Ich bin aus der Ferne begeistert“.[82]
Auf der Suche nach einem „Genie“, das ihn und Deutschland erlösen möge, hörte er 1921 erstmals von Adolf Hitler – und war enttäuscht. Er reimte: „Seh ich nur ein Hakenkreuz, krieg ich schon zum Kacken Reiz.“[83]
Doch berufliche und private Frustrationen, Arbeitslosigkeit, Hunger, Existenzunsicherheit folgten,[84] seelische Probleme häuften sich: Sinnlosigkeitsgefühle, Suizidgedanken, Alkoholmissbrauch, Nervenzusammenbrüche. Nun wechselten bei ihm „Phasen tiefer Depression“ mit „Ausbrüche[n] fanatischen Willens“.[85]
1922 erfuhr er von seiner Verlobten, dass sie „Halbjüdin“ sei, war zwar irritiert, beendete die Beziehung aber zunächst nicht.[86] 1924 konnte er dem „Kapital“ von Karl Marx noch immer positive Seiten abgewinnen.[87]
Doch allmählich geriet er völlig in den Bann von nationalsozialistischer Ideologie und Führerkult, nicht zuletzt, weil sie ihm gestatteten, Minderwertigkeitsgefühle und Depressivität zu unterdrücken. Jetzt formte sich für ihn, wie er schrieb, „[d]roben am Himmel eine weiße Wolke zum Hakenkreuz“.[88] Der bedingungslose Gefolgsmann Hitlers war fertig.
Dieser Prozess dauerte allerdings fast 30 Jahre.


Hitler

Kaum über jemand anderen gibt es derartig viele Veröffentlichungen wie über Adolf Hitler. 2020 ist ein Buch hinzugekommen, das den aktuellen Wissenstand über seine Kindheit und Jugend zusammenträgt: Hitler – Prägende Jahre.[89]
Dem lässt sich einmal mehr entnehmen: Der pubertierende Hitler war offenkundig zunehmend geprägt von durch Größenideen kompensierten Selbstwertproblemen; auch Verbissenheit, Sturheit, verbale Aggressivität mehrten sich. Das war jedoch kein Wunder und keine Seltenheit bei dem für die damalige Zeit typischen, teils brutal unterdrückenden Umgang mit Kindern und Jugendlichen, dem auch er ausgesetzt war.

Und: Hitler konnte sich lange Zeit eine andere Seite bewahren, nämlich emotionale Schwingungsfähigkeit. Der jüdische Arzt Eduard Bloch, der sich vergeblich bemüht hatte, die Mutter des damals 18-jährigen Hitler vor dem Krebs-Tod zu bewahren, beschrieb Jahrzehnte danach, wie er am Todestag der Mutter den Sohn wahrgenommen hatte:

„Adolf, dessen Gesicht die Übermüdung einer schlaflosen Nacht zeigte, saß neben seiner Mutter. Um einen letzten Eindruck von ihr festzuhalten, hatte er sie gezeichnet […]. In meiner Karriere habe ich niemanden gesehen, der so vom Kummer vernichtet war wie Adolf Hitler. […] Kein Mensch hätte damals auch nur im mindesten geahnt, dass er einmal die Verkörperung aller Schlechtigkeit werden wird.“[90]

Nicht einmal Goebbels oder Hitler lässt sich daher unterstellen, sie seien als Monster auf die Welt gekommen, hätten „Kriegstüchtigkeit“ in die Wiege gelegt bekommen.

Übrigens lässt sich gelegentlich auch aus der Beschäftigung mit Soldaten Hoffnung schöpfen. Der US-amerikanische Militärexperte Dave Grossman belegt, dass „die größte Herausforderung von Armeen darin besteht, den Widerwillen der Soldaten, andere Menschen zu töten, zu überwinden.“ Die „Tötungshemmung“ lasse sich nur durch „abstumpfenden Drill und gezieltes Training“ aushebeln. Im Zweiten Weltkrieg seien die US-amerikanischen Soldaten so wenig aufs Töten vorbereitet gewesen, „dass nur 15 bis 20 Prozent der Infanteristen überhaupt einen Schuss abgaben“.[91]


Quintessenz

1) Die Behauptung, Menschen führten schon immer Krieg, entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage, ist unseriös und irreführend.

2) Die Frage, ob wir „geborene Krieger“ sind, ob „Kriegstüchtigkeit“ zur menschlichen Natur gehört, lässt sich wissenschaftlich sehr wohl untersuchen – und mit einem klaren NEIN beantworten.

Wer eigene Kinder hat beziehungsweise ausreichend intensiven Kontakt zu kleinen Kindern, kann an dieser Stelle auch überlegen, ob er oder sie diese Kinder als grundlos aggressiv oder gar zerstörerisch wahrnimmt – als „geborene Krieger“, denen eine Bereitschaft zum Töten zuzuschreiben sei.

Es gibt inzwischen zahlreiche Befunde aus verschiedenen Wissenschaftszweigen, die nachweisen, dass wir auf die Welt kommen mit dem Potential zu prosozialem Verhalten, zu Liebe, Freundschaft, Kooperation und Friedfertigkeit.[92] Und dieses Potential drängt danach, sich zu verwirklichen! Selbst die Politiker, die heute wieder Krieg und Massenmord veranlassen, sogar diejenigen, die diese Morde dann ausführen, sind vor einigen Jahren als gute Menschen auf die Welt gekommen.
Anders gesagt: Wir alle haben alle nötigen Voraussetzungen, um innerhalb einer guten Gesellschaft auch gute Menschen zu sein.

Darauf aufbauend, ist wiederum eine plausible Spekulation über die menschliche Frühzeit möglich. Eine heute von vielen Wissenschaftlern akzeptierte These ist, für sämtliche Vertreter des Homo sapiens – der Neandertaler lässt sich hier wohl ergänzen – eine „psychische Einheit“ anzunehmen. Mit anderen Worten: Seit es „moderne“ Menschen gibt, verfügen sie über gleichartige seelische Anlagen. Graeber und Wengrow[93] schreiben, „dass ein Mensch, der von Elefantenjagd oder Sammeln von Lotusknospen lebt, genauso analytisch, kritisch, skeptisch und einfallsreich sein kann, wie jemand, der sein Geld als Kraftfahrer oder Wirt verdient oder einen universitären Fachbereich leitet“.

Es lässt sich also vermuten, dass auch unsere fernen menschlichen Ahnen ebenso wenig kriegslüstern waren, wie wir es von Geburt an sind.


Und heute?   

Wenn es das Potential in uns gibt, in einer guten Gesellschaft gute Menschen zu sein – woran liegt es, wenn sich dieses Potential nicht entfaltet?

Daran, dass wir in keiner guten Gesellschaft leben.

Kinder sind in keiner Weise weniger wert als Erwachsene. Sie haben aber im Vergleich zu Letzteren kaum Möglichkeiten, über ihre Lebensumstände selbst zu bestimmen. In einer Welt wie der unsrigen, die geprägt ist von autoritären Hierarchien, von Ausbeutung, Unterdrückung, familiärer sowie staatlicher Kontrolle und Umweltzerstörung, ist für die Entfaltung psychisch gesunder Kinder wenig Platz.

Die sich daraus für sie ergebenden Leiden und Entbehrungen, ihre vielfach unzureichend befriedigten Bedürfnisse verursachen Trauer, Schmerz und Wut – die in aller Regel gegenüber den Erziehungspersonen nicht adäquat zum Ausdruck gebracht werden dürfen. Sie stauen sich daher an, bis sie destruktive Ausmaße annehmen – was später durch Erniedrigungen in der Schule, der Ausbildung, der Berufs- und Arbeitssphäre verstärkt wird. Da auch solcherart angestaute Gefühle offiziell zumeist nicht ausgelebt werden dürfen – es sei denn, man wird zum Beispiel Soldat –, werden sie verborgen hinter einer Fassade sozialer Angepasstheit, Höflichkeit und Nettigkeit. So entsteht – noch immer – der nach oben buckelnde, nach unten tretende „autoritäre Charakter“.[94]

Und das hat höchst bedenkliche Konsequenzen für das gesamte Sozialgefüge. Die destruktiven Emotionen sind nicht nur unterschwellig permanent vorhanden; sie können bei gegebenem Anlass auch jederzeit aus ihrem Versteck hervorbrechen. Dies umso leichter, wenn von Medien und Politik dafür als Zielobjekte sozial Schwächere oder dämonisierte „Fremde“ zur Verfügung gestellt werden. Das waren früher in Deutschland nicht zuletzt Juden, Kommunisten und Russen – und sind momentan erneut Russen, bald wohl zusätzlich auch Chinesen.[95]

Auf diese Weise, also sowohl durch das massenhaftes Herbeisozialisieren destruktiver psychischer Strukturen und mediale Manipulation wurde und wird versucht, Menschen zur „Kriegstüchtigkeit“ abzurichten. Je aggressionsgestauter und selbstwertgestörter wir gemacht werden, desto verwendbarer sind wir für jede Art destruktiver Zwecke – ob diese nun mit nationalistischen, neofaschistischen, fundamentalistischen, imperialistischen, umweltzerstörerischen, kinder-, frauen-, homosexuellen- oder ausländerfeindlichen Ideologien verbrämt werden.

Wird der massenhaft angestauten explosiven Wut ein Ventil geboten, sind die Gesinnungen austauschbar: Terror und Mord lassen sich ebenso mit dem Alibi „rechter“ wie „linker“ Weltanschauung verüben, zur Ehre Gottes, zum Heile Allahs, zugunsten einer Öko-Diktatur oder – wie gegenwärtig – als Bestandteil westlicher neoliberaler „regelbasierter“ Weltbeglückung.

Den prinzipiellen Vorgang hat der Psychoanalytiker Wilhelm Reich 1933 in seiner Massenpsychologie des Faschismus so beschrieben: Die Unterdrückung der Kinder mache diese „ängstlich, scheu, autoritätsfürchtig, im bürgerlichen Sinne brav und erziehbar“. Kinder durchliefen zunächst „den autoritären Miniaturstaat der Familie, […] um später dem allgemeinen gesellschaftlichen Rahmen einordnungsfähig zu sein“. Die aufgestaute Lebensenergie, die nach dem Erleiden dieses Erziehungsprozesses auf natürlichem Wege keine Abfuhr mehr erlange, suche nun nach Ersatzventilen, fließe ein in die natürliche Aggression und steigere diese so „zum brutalen Sadismus, der ein wesentliches Stück der massenpsychologischen Grundlage desjenigen Krieges bildet, der von einigen wenigen aus imperialistischen Interessen insceniert wird“. Der solcherart psychisch deformierte Mensch „handelt, fühlt und denkt“ entgegen seinen Lebensinteressen.[96]

Auf diese Weise werden wir zu „Kriegern“ GEMACHT.
Aber da es in unserer Natur liegt, friedlich, solidarisch und prosozial zu sein – wir können ohne andere Menschen gar nicht „menschlich“ sein, zu Beginn unseres Lebens auch nicht ohne sie existieren – macht es uns krank, auf „kriegstüchtig“ getrimmt zu werden.


Alternativen, Perspektiven

Bleibt die Frage: Was muss geschehen, damit Menschen wieder so friedfertig WERDEN, wie sie offenbar zur Welt kommen – oder, noch besser: damit sie gleich so friedfertig BLEIBEN können?

Weil ich mich dazu schon vielfach geäußert habe,[97] will ich mich sehr kurzfassen.
Wir brauchen nach wie vor eine Umwälzung der ökonomischen und politischen Verhältnisse, einen Ausstieg aus unserer immer destruktiver werdenden, neoliberal-kapitalistischen Gesellschaftsstruktur.

Das allein genügt jedoch nicht, wie insbesondere das letztlich missglückte Experiment des „realen Sozialismus“ gezeigt hat. Hinzukommen muss eine psychosoziale Revolution.

Den dahinter liegenden Zusammenhang hat Wilhelm Reich 1934 auf den Punkt gebracht:

„Versucht man die Struktur der Menschen allein zu ändern, so widerstrebt die Gesellschaft. Versucht man die Gesellschaft allein zu ändern, so widerstreben die Menschen. Das zeigt, dass keines für sich allein verändert werden kann.“[98]

Für unsere Gegenwart ließe sich das so konkretisieren: Erwachsene sollten – nicht zuletzt unter Nutzung psychotherapeutischen Wissens – an ihren herbeisozialisierten seelischen Störungen arbeiten und zugleich dafür sorgen, dass ihren Kindern und Enkeln erspart bleibt, diese Störungen überhaupt erst auszubilden.
Der Psychoanalytiker Hans-Joachim Maaz brachte – unter anderem in seinem Buch Der Gefühlsstau[99]– ein entsprechendes Konzept der „therapeutischen Kultur“ in die DDR-Wende ein und hat es inzwischen zur „Beziehungskultur“[100] weiterentwickelt.
Kinder liebevoll ins Leben zu begleiten, aktiv nach guten und gleichberechtigten Partnerschaften, erfüllter Sexualität und psychischer Gesundheit zu streben, privat und öffentlich autoritär-lebensfeindliche oder gar zum Krieg hetzende Normen in Familie, Schule, Beruf, Medien, Kirche, Politik und Staat anzuprangern und nach Gleichgesinnten zu suchen, mit denen sich dagegen Widerstand leisten lässt – das hat seither noch an Bedeutung und Brisanz gewonnen.[101]

Die prägnanteste Beschreibung des langfristigen Ziels solcher Bemühungen stammt von Erich Fromm: eine „gesunde Gesellschaft“, „in der sich niemand mehr bedroht fühlen muss: nicht das Kind durch die Eltern; nicht die Eltern durch die über ihnen Stehenden; keine soziale Klasse durch eine andere; keine Nation durch eine Supermacht“.[102]


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Anmerkungen und Quellen

[1] Eine frühere Fassung dieses Beitrags wurde 2023 auf meiner Webseite und 2025 auf apolut veröffentlicht (https://apolut.net/sind-wir-geborene-krieger/). Zur Neufassung meines Beitrags hat der produktive Austausch mit dem Prähistoriker und Kulturwissenschaftler Martin Kuckenburg wesentlich beigetragen.
Da ich hier Anleihen bei verschiedenen Wissenschaftsgebieten mache, für die ich keine spezielle Qualifikation habe sowie vorwiegend Sekundärquellen nutze, empfehle ich, sich mit Hilfe der im Text erwähnten Bücher ein eigenes Bild zu verschaffen und speziell zu archäologischen Funden immer mal wieder im Internet nach Aktualisierungen zu suchen.

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Krieg#Ebenen_der_Kriegsf%C3%BChrung.

[3] „Krieg ist Vater von allen, König von allen. Die einen macht er zu Göttern, die anderen zu Menschen, die einen zu Sklaven, die anderen zu Freien“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Heraklit).

[4] „Ich zeige zuerst, dass der Zustand der Menschen ohne zivile Gesellschaft (welcher Zustand der Naturzustand genannt werden darf) kein anderer ist als ein Krieg aller gegen alle; und dass in diesem Krieg alle das Recht haben zu allem“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Bellum_omnium_contra_omnes).

[5] Sigmund Freud (1930) [1929]: Das Unbehagen in der Kultur, in ders.: GW Band 14, Fischer, S. 419–506, hier S. 471. Dazu, dass sich Freud dort zu Unrecht auf Hobbes beruft, Wölfe zudem diffamiert, siehe: https://andreas-peglau-psychoanalyse.de/der-mensch-ist-dem-menschen-kein-wolf-ueber-eine-eklatante-freudsche-fehlleistung/.

[6] Seit Mai 2016 war Obama „offiziell der US-Präsident mit den meisten Kriegstagen“. Unter seiner Regierung führten die USA bis dahin „insgesamt 2663 Tage Krieg“ (https://www.spiegel.de/panorama/krieg-barack-obama-ist-der-us-praesident-mit-den-meisten-kriegstagen-a-00000000-0003-0001-0000-000000567071). Zudem wurden „Tötungen per Drohne zur Staatsdoktrin, jede Woche unterschrieb er die sogenannte ‚Kill List‘“ (https://www.deutschlandfunkkultur.de/drohnenkrieg-obamas-toedliches-erbe-100.html), der mehrere tausend unschuldige Menschen zum Opfer fielen – als „Kollateralschäden“.

[7] https://www.welt.de/politik/ausland/article5490579/Seine-Rede-zum-Friedensnobelpreis-im-Wortlaut.html.

[8] https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/warum-gibt-es-noch-immer-kriege/ Auf der neu gestalteten Webseite des Institutes konnte ich diesen Artikel im März 2025 nicht mehr entdecken.

[9] Ebd.

[10] Martin Kuckenburg (1993): Siedlungen der Vorgeschichte in Deutschland, 300.000 bis 15 v. Chr., Dumont, S. 10.

[11] https://de.wikipedia.org/wiki/Menschenaffen#Entwicklungsgeschichte. Auf https://de.wikipedia.org/wiki/Hominisation ist von fünf bis sieben Millionen Jahren die Rede, auf https://de.wikipedia.org/wiki/Stammesgeschichte_des_Menschen werden 7,9 Millionen Jahre genannt. Sehr spekulativ ist es, aus dem Verhalten heutiger Schimpansen (und Bonobos) Rückschlüsse auf psychosoziale Anlagen heutiger Menschen ziehen zu wollen: In sechs Millionen Jahren eigenständiger Entwicklung kann sich viel verändert haben, bei beiden Gattungen. Zu Untersuchungen, die heutigen Schimpansen unterstellen, „Killeraffen“ zu sein – was oftmals gleich noch als Erblast der Menschheit ausgedeutet wird – hat der Anthropologe R. B. Ferguson recherchiert. Resultat: Von den an 18 Schimpansen-Forschungsstandorten „in zusammengenommen 426 Jahren Feldbeobachtungen“ registrierten oder vermuteten 27 Tötungen unter Artgenossen stammen „15 aus nur zwei stark konfliktbehafteten Situationen […]. Die restlichen 417 Jahre Beobachtung ergeben einen Durchschnitt von nur 0,03 Tötungen pro Jahr.“ Zudem sieht es Ferguson als wahrscheinlich an, dass diese tödlich endenden Konflikte „keine evolutionäre Strategie sind, sondern eine Reaktion auf menschliche Eingriffe“ in den Lebensraum der Schimpansen. (https://www.scientificamerican.com/article/war-is-not-part-of-human-nature/ Übersetzung A.P.. Vgl. Martin Kuckenburg, 1999: Lag Eden im Neandertal? Auf der Suche nach den frühen Menschen, Econ, S. 154ff.).

[12] https://de.wikipedia.org/wiki/Stammesgeschichte_des_Menschen.

[13] https://www.mpg.de/11820357/mpi_evan_jb_2017. Aber: Da es im „Erscheinungsbild der Jetztmenschen ein breites Spektrum von Variationen“ gibt, „besteht keine Einigkeit darüber, was ‚moderne‘ Menschen sind und wann sie in den Fossilfunden zum ersten Mal auftauchen“ (G. J. Sawyer/ Viktor Deak: Der lange Weg zum Menschen. Lebensbilder aus sieben Millionen Jahren Evolution, Spektrum 2008, S. 174). Bei früheren, vormenschlichen Hominiden wird die Befundlage immer unklarer. Vielfach werden Knochen, deren Alter sich um hunderttausende von Jahren unterscheidet oder bei denen die Fundorte tausende Kilometer auseinanderliegen, zur (Re)Konstruktion der angenommenen Hominidenarten zusammengefügt (ebd., z.B. S. 13f.). Der viel Beachtung findende „Denisova-Mensch“ beispielsweise ist, so heißt es, außer durch DNA-Analyse, „sicher belegt“ durch ein Fingerglied (Alter: 48.000 bis 30.000 Jahre), ein Zehenglied (Alter: 130.000 bis 90.900 Jahre), zwei Backenzähne (einer älter als 50.000 Jahre, einer jünger als 50.000 Jahre), alle gefunden an der Grenze zu Kasachstan sowie durch einen im chinesischen Tibet ausgegrabenen Unterkiefer (Alter: 160.000 Jahre) (https://de.wikipedia.org/wiki/Denisova-Mensch; https://www.mpg.de/5018113/denisova-genom).

[14] https://www.planet-wissen.de/natur/energie/feuer/index.html

[15] James C. Scott (2019): Die Mühlen der Zivilisation. Eine Tiefengeschichte der frühesten Staaten, Suhrkamp, S. 20, vgl. Hannes Stubbe (2021): Weltgeschichte der Psychologie, Pabst, S. 27.

[16] David Graeber/ David Wengrow (2021): Anfänge. Eine neue Geschichte der Menschheit, Klett-Cotta, S. 96, 98. Ganz ähnlich beschreibt schon Kuckenburg (wie Anm. 11, S. 13–15) die Handicaps von Archäologie und Paläoanthropologie.

[17] Harald Meller, Kai Michel, Carel van Schaik (2024): Die Evolution der Gewalt. Warum wir Frieden wollen, aber Kriege führen, dtv, S. 136.

[18] Ebd., S. 152.

[19] https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/wissen/acht-milliarden-menschheit-wachstum-e418385/ Zu Hypothesen über heftige Schwankungen in den urzeitlichen Populationen siehe: https://science.orf.at/stories/3221020/.

[20] Da zu den 3.000 Überresten mit wachsendem zeitlichen Abstand immer weniger Skeletteilfunde hinzukommen, erhöht sich die Gesamtzahl nicht gravierend, wenn über den Kreis von Homo sapiens hinausgegangen wird. Auch von den „vielen Millionen Neandertalern“, die insgesamt gelebt haben sollen, sind bislang „nur die Überreste von zwei- bis dreihundert Individuen“ aufgetaucht (Rebecca Wragg Sykes, 2022: Der verkannte Mensch. Ein neuer Blick auf Leben, Liebe und Kunst der Neandertaler, Goldmann, S. 63).

[21] Graeber/ Wengrow (wie Anm. 16), S. 100f. Auch die vielfach zur Datierung genutzte Radiokarbonmethode funktioniert nur für die letzten 60.000 Jahre: https://de.wikipedia.org/wiki/Radiokarbonmethode.

[22] https://science.orf.at/stories/3219658/

[23] Siehe Stubbe (wie Anm. 15), S. 15–67.

[24] Christopher Ryan/ Cacilda Jethá (2016): Sex. Die wahre Geschichte, Klett-Cotta, S. 223.

[25] https://www.researchgate.net/figure/Cranium-17-bone-traumatic-fractures-A-Frontal-view-of-Cranium-17-showing-the-position_fig4_277326376; https://www.20min.ch/story/cranium-17-das-aelteste-mordopfer-der-geschichte-162218687169.

[26] Meller et al (wie Anm. 17), S. 146.

[27] Ebd., S. 139.

[28] https://de.wikipedia.org/wiki/Krieg.

[29] Ebd.

[30]  R. Brian Ferguson, „The Birth of War“ (https://www.naturalhistorymag.com/htmlsite/0703/0703_feature.html). Übersetzung A.P.

[31] https://www.scinexx.de/news/geowissen/kein-steinzeit-krieg-in-jebel-sahaba/.

[32] Dirk Husemann (2005): Als der Mensch den Krieg erfand, Thorbecke, S. 34.

[33] Wie Anm. 31.

[34] Husemann (wie Anm. 32), S. 34. Entsprechend argumentieren auch Meller et al (wie Anm. 17), S. 154f.

[35] Ebd., S. 155.

[36] Wragg Sykes (wie Anm. 20), S. 25. Dass sich die These, der Homo sapiens habe die Neandertaler ausgerottet, nicht halten lässt, scheint heute weitgehend Konsens zu sein. Siehe ebd., S. 451–454; Martin Kuckenburg (2005): Der Neandertaler. Auf den Spuren des ersten Europäers, Klett-Cotta, S. S. 282–296; Meller et al (wie Anm. 17), S. 142.

[37] Meller et al (wie Anm. 17), S. 146f., 162.

[38] Vor 35.000 Jahren soll es maximal drei Millionen Erdbewohner gegeben haben (Scott, wie Anm. 15, S. 22).

[39] Ryan und Jethá (wie Anm. 24, S. 201) sprechen von der „Ur-Überflussgesellschaft“. Das ist eine Anlehnung an Marshall Sahlings Essay „The original affluent society“: https://www.uvm.edu/~jdericks/EE/Sahlins-Original_Affluent_Society.pdf (siehe auch: https://www.matthes-seitz-berlin.de/buch/die-urspruengliche-wohlstandsgesellschaft.html). Natürlich gab es auch damals schon Klimaschwankungen, die zum Beispiel zu Eiszeiten führten. Doch in der Regel geschah dies wohl so langsam, dass Anpassung möglich war (Wragg Sykes, wie Anm. 20, S. 104–124). Die Annahme eines kurzfristigen Auslöschens fast der gesamten Menschheit durch Folgen eines Vulkanausbruchs vor über 70.000 Jahren ist sehr umstritten (https://de.wikipedia.org/wiki/Toba-Katastrophentheorie).

[40] Rutger Bregman (2020): Im Grunde gut. Eine neue Geschichte der Menschheit, Rowohlt, S. 115. Die älteste bekannte Höhlenmalerei ist 45.000 Jahre alt (https://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%B6hlenmalerei).

[41] https://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Kilianst%C3%A4dten, https://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Halberstadt, https://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Talheim, https://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Schletz; https://www.scinexx.de/news/archaeologie/war-dies-der-erste-krieg-europas/.

[42] https://de.wikipedia.org/wiki/Felsmalereien_in_der_spanischen_Levante. Siehe auch Husemann (wie Anm. 32), S. 61f.

[43] Erste Hinweise auf die Verwendung von Waffen für die Jagd sind etwa 500.000 Jahre alt (https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/fruehmenschen-jagten-schon-vor-500000-jahren-mit-stein-speerspitzen-a-867412.html). „Zweifelsfrei gesichert“ als Jagdwaffen sind erst 300.000 Jahre alte Speere, die im niedersächsischen Schöningen noch zwischen den Knochen zahlreicher damit erlegter Wildpferde gefunden wurden (Martin Kuckenburg, 2022: Friedrich Engels‘ Frühgeschichte und die moderne Archäologie, o.O., S. 79). Aber Tiere damit jagen zu können, bedeutet nicht, Menschen damit töten zu wollen. 2025 wurde nach Anwendung einer umstrittenen Datierungsmethode ein Alter der Speere von nur 200.000 Jahren veranschlagt (https://www.welt.de/wissenschaft/article256093064/Archaeologie-Die-Schoeninger-Speere-sind-100-000-Jahre-juenger-mit-Folgen.html).

[44] Vgl. Scott (wie Anm. 15), S. 159–164.

[45] Brigitte Röder/ Juliane Hummel/ Brigitta Kunz (2001) [1996]: Göttinnendämmerung. Das Matriarchat aus archäologischer Sicht, Königsfurt, S. 396. Siehe auch Graeber/ Wengrow (wie Anm. 16), S. 238–244.

[46] Scott (wie Anm. 15), S. 20. Siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Schrift. Ausführlich dazu: Martin Kuckenburg (2016): Wer sprach das erste Wort? Die Entstehung von Sprache und Schrift, Theiss.

[47] Bregman (wie Anm. 40), S. 139–161.

[48] Kuckenburg (wie Anm. 36), S. 9.

[49] https://de.wikipedia.org/wiki/Neandertaler#Verwandtschaft_zum_modernen_Menschen.

[50] Stubbe (wie Anm. 15), S. 33.

[51] Das muss nicht – aber kann – heißen, dass sie intelligenter waren als wir (vgl. ebd., S. 25).

[52] Siehe u.a. Anm. 16 und 36.

[53] R. Brian Ferguson (2013): Pinker’s List: Exaggerating Prehistoric War Mortality, in Douglas P. Fry (Hrsg.): War, Peace, and Human Nature, Oxford University Press, S. 112–131
(https://www.researchgate.net/publication/273371719_Pinker’s_List_Exaggerating_Prehistoric_War_Mortality).
Siehe dazu auch Ryan/ Jethá (wie Anm. 24), S. 212–215 und Bregman (wie Anm. 40), S. 112ff.

[54] Meller et al (wie Anm. 17), S. 37.

[55] https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/wird-alles-immer-besser-ein-kritischer-blick-auf-steven-pinkers-geschichtsoptimismus/.

[56] https://de.wikipedia.org/wiki/Napoleon_Chagnon.

[57] Ryan/ Jethá (wie Anm. 24), S. 223-227; Bregman (wie Anm. 40), S. 111f.

[58] Bregman (wie Anm. 40).

[59] In der Anthropologie ist es mangels auswertbarer Hinterlassenschaften der Urgeschichte nicht selten, dass aus Überlieferungen der letzten Jahrtausende oder bis in die Gegenwart reichenden Feldbeobachtungen von Jägern und Sammlern auf die Lebensweise früher Homo sapiens geschlossen wird. Aber auch das sind Spekulationen. Zumal es heute kaum noch komplett von der restlichen Welt abgeschnittene Ethnien geben dürfte. Vgl. Martin Kuckenburg (2022): Friedrich Engels‘ Frühgeschichte und die moderne Archäologie, o.O., S. S.136f.

[60] https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Hobbes.

[61] Meller et al (wie Anm. 17), S. 113.

[62] Ryan/ Jethá (wie Anm. 24), S. 204, 236, S. 238.

[63] Meller et al (wie Anm. 17), S. 113.

[64] https://www.researchgate.net/publication/250920560_Lethal_Aggression_in_Mobile_Forager_Bands_and_Implications_for_the_Origins_of_War.

[65] Ebd., S. 272. Übersetzung A.P.

[66] https://de.wikipedia.org/wiki/Staatsentstehung.

[67] Scott (wie Anm. 15), siehe auch https://www.soziopolis.de/die-muehlen-der-zivilisation-1.html.

[68] https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%87atalh%C3%B6y%C3%BCk.

[69] Graeber/ Wengrow (wie Anm. 16), S. 236, 245ff.

[70] https://www.uncg.edu/employees/douglas-fry/.

[71] https://sustainingpeaceproject.com/.

[72] https://greatergood.berkeley.edu/article/item/what_can_we_learn_from_the_worlds_most_peaceful_societies. Übersetzung A.P.

[73] Ebd.

[74] Douglas P. Fry (2005): The Human Potential for Peace: An Anthropological Challenge to Assumptions about War and Violence, Oxford University Press; https://sustainingpeaceproject.com/.

[75] Erich Fromm (1989): Die Anatomie der menschlichen Destruktivität, in ders.: Gesamtausgabe, Bd. 7, dtv

[76] Ebd., S. 148–262. Noch 1998 verzeichnete der ethnographische Atlas 160 „rein matrilineare“ – also nur die mütterliche Abstammung berücksichtigende – „indigene Völker und Ethnien“. Das waren immerhin rund 13 % der weltweit erfassten 1267 Ethnien (https://de.wikipedia.org/wiki/Matriarchat).

[77] Fromm (wie Anm. 75), S. 158f.

[78] Mehr dazu: https://andreas-peglau-psychoanalyse.de/wp-content/uploads/2018/07/Mythos-Todestrieb-pid_2018_02_Peglau.pdf.

[79] Dass dies möglich ist, dass Menschen destruktive Prägungen überwinden können, beweist auch mir ständig meine therapeutische Arbeit.

[80] Siehe Goebbels, Joseph (1992) [1990]: Tagebücher 1924-1945 in fünf Bänden, hg. von Reuth, Ralf Georg, Piper; Longerich, Peter (2010): Goebbels. Biographie, Siedler; Reuth, Ralf G. (1991) [1990]: Goebbels, Piper, dort zum Folgenden insbesondere S. 11–75.

[81] Ebd., S. 52.

[82] Ebd., S. 47.

[83] Ebd., S. 52.

[84] Ebd., S. 68–73.

[85] Ebd., S. 63.

[86] Ebd., S. 73.

[87] Longerich (wie Anm. 80), S. 58.

[88] Reuth (wie Anm. 80), S. 104.

[89] Hannes Leidinger/ Christian Rapp (2020): Hitler – Prägende Jahre. Kindheit und Jugend 1889–1914, Residenz. Siehe dazu auch: Brigitte Hamann (1998): Hitlers Wien: Lehrjahre eines Diktators, Piper.

[90] Ebd., S. 152. Ausführlich: Brigitte Hamann (2010): Hitlers Edeljude: Das Leben des Armenarztes Eduard Bloch, Piper.

[91] Meller et al (wie Anm. 17), S. 124.

[92] Siehe neben den im vorliegenden Text verwendeten Büchern Gerald Hüther (2003) [1999]: Die Evolution der Liebe. Was Darwin bereits ahnte und die Darwinisten nicht wahrhaben wollen, Vandenhoeck/Ruprecht; Mark Solms/Oliver Turnbull (2004): Das Gehirn und die innere Welt. Neurowissenschaft und Psychoanalyse, Walter, S. 138ff., 148; Michael Tomasello (2010): Warum wir kooperieren, Suhrkamp; Stefan Klein (2011) [2010]: Der Sinn des Gebens. Warum Selbstlosigkeit in der Evolution siegt und wir mit Egoismus nicht weiterkommen, Fischer; Joachim Bauer (2015): Selbststeuerung. Die Wiederentdeckung des freien Willens, Blessing. Auch Erwin Wagenhofers 2013 veröffentlichte Filmdokumentation Alphabet – Angst oder Liebe illustriert das auf berührende Weise (http://www.alphabet-film.com/).

[93] Wie Anm. 16, S. 114f. Siehe auch Bregman (wie Anm. 40), S. 79f.

[94] Vgl.: https://duepublico2.uni-due.de/servlets/MCRFileNodeServlet/duepublico_derivate_00045266/05_Peglau_Autoritarismus.pdf.

[95] Siehe auch https://andreas-peglau-psychoanalyse.de/andreas-peglau-utopie-oder-dystopie-zitate-und-notizen-zu-china-mai-2020-bis-oktober-2021/.

[96] Wilhelm Reich (2020): Massenpsychologie des Faschismus. Der Originaltext, Psychosozial, S. 38, 40.

[97] Zum Beispiel in Andreas Peglau (2024): Menschen als Marionetten? Wie Marx und Engels die reale Psyche in ihrer Lehre verdrängten (https://andreas-peglau-psychoanalyse.de/menschen-als-marionetten-wie-marx-und-engels-die-reale-psyche-in-ihrer-lehre-verdraengten/), S. 70–74 oder hier: https://www.manova.news/artikel/rechtsruck-in-deutschland.

[98] Wilhelm Reich (wie Anm. 96), S. 195.

[99] Siehe auch: https://andreas-peglau-psychoanalyse.de/psychische-revolution-und-therapeutische-kultur-vorschlaege-fuer-ein-alternatives-leben/.

[100] Siehe: https://hans-joachim-maaz-stiftung.de/hans-joachim-maaz/buecher-von-hans-joachim-maaz/.

[101] Dazu auch https://apolut.net/im-gespraech-andreas-peglau/.

[102] Erich Fromm (wie Anm. 75), S. 395.

Letzte Abfrage der Internetquellen: 15.5.2025.
HINWEIS: Auch die durchgestrichenen Links funktionieren.

*

 

(Download des gesamten Textes als pdf: Andreas Peglau Keine geborenen Krieger 14-5-25)

 

Bitte zitieren als

Andreas Peglau (2025): Wir sind keine geborenen Krieger. Zu psychosozialen Voraussetzungen von Friedfertigkeit und „Kriegstüchtigkeit“ (https://andreas-peglau-psychoanalyse.de/wir-sind-keine-geborenen-krieger-zu-psychosozialen-voraussetzungen-von-friedfertigkeit-und-kriegstuechtigkeit/)

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Lizensiert unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International,
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Beiträge für RUBIKON 2017-2020

von Andreas Peglau

 

2017 habe ich begonnen, Beiträge für rubikon beizusteuern. Einige davon sind auf meiner Startseite verlinkt. Andere finden sich hier. 
Damit auch die restlichen dieser Beiträge nicht völlig in Vergessenheit geraten, will ich sie unten auflisten. Da die rubikon-Webseite inzwischen nicht mehr existiert, werden sie von MANOVA archiviert. Manche von ihnen finden sich allerdings auch – meist in veränderter Form – noch einmal auf meiner eigenen Webseite.

 

Jeder hat den Partner, den er verdient

Andreas Peglau im Gespräch mit Hans-Joachim Maaz über die unbewussten Gründe von Partnerschaftskonflikten und mögliche Auswege hieraus.

https://www.manova.news/artikel/jeder-hat-den-partner-den-er-verdient
(28. Mai 2017)

 

Hurra, die Überwachungspille ist da!

Entmündigung kommt im Gewand des medizinischen Fortschritts daher.

 

 

Wider den Gehorsam!

Der „autoritäre Charakter“ ist wieder modern.

https://www.manova.news/artikel/wider-den-gehorsam
(9. Mai 2018)

 

Unwertes Leben 2.0

Bayerns Psychiatriegesetz erinnert an die Euthanasie in Nazi-Deutschland.

 

 

Menschenfeindlichkeit 2.0

Die Politik der AfD erinnert an die dunkelsten Zeiten der deutschen Geschichte.

https://www.manova.news/artikel/menschenfeindlichkeit-2-0
(21. Juni 2018)

 

 

Die deutsche Tradition

Zu den historischen Vorläufern des bayerischen Psychiatriegesetzes.

 

 

Echter Sozialismus statt Einheitsbrei!

Die größte Demonstration der DDR-Geschichte forderte nicht die Einheit, sondern einen besseren Sozialismus.

 

 

Vom Regen in die Traufe

Die DDR-Bürger haben sich von einem repressiven System ins nächste gerettet. Hans-Joachim Maaz und Andreas Peglau bemühten sich im Frühjahr 1989 um eine Analyse der DDR-Gesellschaft — kurz vor deren Untergang.

 

Anatomie des Wahns

Wilhelm Reichs Klassiker „Massenpsychologie des Faschismus“ provoziert Vergleiche zwischen 1933 und heute.

Lebensbejahend – lebensfeindlich. Eine Alternative zur „links-rechts“-Einteilung

von Andreas Peglau

Hier kann der Beitrag als pdf heruntergeladen werden.

 

Denn eben wo Begriffe fehlen,
Da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein.
Mit Worten läßt sich trefflich streiten,
Mit Worten ein System bereiten,
An Worte läßt sich trefflich glauben,
Von einem Wort läßt sich kein Jota rauben.

Goethe, FAUST, Teil 1

 

Die Frage, was „rechts“ ist, hat ohne die Annahme einer „linken“ Position keinen Sinn. Aber woher stammen diese Benennungen? Weiterlesen

Radio-Corax-Interview zu „Menschen als Marionetten?“

 Jan Ermentraut hat mich am 18. Februar 2025 für das Hallenser Radio CORAX interviewt zu meinem Text „Menschen als Marionetten?“.

Hier kann das 15-minütige Gespräch nachgehört werden:

Menschen als Marionetten? Wie Marx und Engels die reale Psyche in ihrer Lehre verdrängten – Kostenloser Download des Hörbuchs

 

Hörbuch von Andreas Peglau
Gelesen von Felix Würgler.
Unter Mitwirkung von Katja Hirsch.
Produziert im November 2024 im Hörbuch-Tonstudio Berlin.
Ton und Schnitt: Berthold Heiland.
Produktion und Regie: Andreas Peglau.
Covergestaltung: Jan Petzold (
unter Verwendung eines Fotos von Sergey Khakimullin: https://www.istockphoto.com/de/portfolio/SergeyNivens?mediatype=photography),
Dauer: 2 Stunden, 21 Minuten.

 

 


MP3-Datei kostenlos herunterladen/ Free download (zip-datei, ca. 330 MB).

 

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Was ist die Rechte? Was ist Faschismus? – ein Diskussionsbeitrag

von Andreas Peglau

Von diesem Beitrag gibt es inzwischen eine überarbeitete Fassung:
Lebensbejahend – lebensfeindlich. Eine Alternative zur „links-rechts“-Einteilung

*

Zum 28.11.24 lud Platypus ein ins Rudi-Dutschke-Plenarium der TU Berlin zur Veranstaltung „Was ist die Rechte? Was ist Faschismus?“ Den folgenden Text habe ich dort verlesen.
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Menschen als Marionetten? Wie Marx und Engels die reale Psyche in ihrer Lehre verdrängten – Download des gesamten Textes als pdf

von Andreas Peglau

Kostenloser pdf-Download HIER.

 

Hier lassen sich die 10 Teile online lesen:

Teil 1: Ausgangspunkte, Max Stirner und „Deutsche Ideologie“

Teil 2: Charaktermasken

Teil 3: Individuelle Spielräume, Friedrich Engels, Robert Owen

Teil 4: Die Lage der arbeitenden Klasse, leere Köpfe und menschenschaffende Arbeit

Teil 5: Was ist „Kapital“? / Das beseelte Ungeheuer

Teil 6: Fremde Wesen, seelische Zustände und „soziale Naturgesetze“

Teil 7: Fragwürdige Vor- und Rückschau, Wunschdenken

Teil 8: Von Immanuel Kant bis Kinderarbeit

Teil 9: Vulgärpsychologie, halbherzige Abschwächungen und Bilanz

Teil 10: Alternative Gedankenwege – eine Diskussionsanregung

Quellenverzeichnis

 

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Menschen als Marionetten? Wie Marx und Engels die reale Psyche in ihrer Lehre verdrängten. Teil 1: Ausgangspunkte, Max Stirner und „Deutsche Ideologie“

von Andreas Peglau


Ausgangspunkte

Heute, da der US-geführte „Westen“ in Kauf nimmt, den gesamten Planeten für den Erhalt seiner „regelbasierten“ Hegemonie zu zerstören, besteht mehr denn je die Notwendigkeit, Alternativen zu finden zu verantwortungsloser Profit- und Machtgier, Kriegstreiberei und Lebensfeindlichkeit.

Als eine solche Alternative verstand sich der in mehreren Ländern zumindest in Ansätzen praktisch erprobte Sozialismus. Dessen wichtigster theoretischer Ansatzpunkt war die – im Rahmen des „Marxismus-Leninismus“ oft verzerrt dargebotene – Lehre von Karl Marx (1818–1883) und Friedrich Engels (1820–1895). Der „reale Sozialismus“ wurde frühzeitig insbesondere durch den Staatsterror unter Stalin, später unter Mao Tse Tung und Pol Pot massiv diskreditiert, brach um 1990 zusammen. Seither gelten derartige Konzepte meist als dauerhaft entwertet und Kapitalismus als alternativlos. Weiterlesen

Menschen als Marionetten? Wie Marx und Engels die reale Psyche in ihrer Lehre verdrängten. Teil 2: Charaktermasken

von Andreas Peglau

Keine endgültigen Lösungen

Dass an der Lehre von Marx und ihm kritisch angeknüpft werden sollte, dem hätte sicherlich der alte Engels beigepflichtet. 1895, ein halbes Jahr vor seinem Tod, rekapitulierte er in einem Brief: „Aber die ganze Auffassungsweise von Marx ist nicht eine Doktrin, sondern eine Methode. Sie gibt keine fertigen Dogmen, sondern Anhaltspunkte zu weiterer Untersuchung.“[1] Fünf Jahre zuvor hatte er über die von ihm und Marx erarbeitete „Geschichtsauffassung“ mitgeteilt, sie sei „vor allem eine Anleitung beim Studium“.[2]   Weiterlesen