Archiv der Kategorie: Zur Geschichte der Psychoanalyse und speziell zu Wilhelm Reich

Die Marxistische Arbeiterschule MASCH (Auszug 2 aus „Unpolitische Wissenschaft?“)

von Andreas Peglau

Das Schickler-Haus in Berlin-Mitte, in dem sich die MASCH-Zentrale befand.

Das Schickler-Haus an der Litten-Straße, wenige hundert Meter vom Alexanderplatz entfernt. Eine ganze Etage nahm hier die MASCH-Zentrale ein, in der u.a. Wilhelm Reich Lehrveranstaltungen durchführte. (Foto Gudrun Peters 2007)

1925/26 von der KPD in Berlin initiiert, nahm mit der Gründung der MASCH ein in mancher Hinsicht wohl einmaliges, zu Unrecht fast vergessenes Bildungsprojekt seinen Anfang.
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Bruchstücke der Wilhelm-Reich-Biografie (Auszug 1 aus „Unpolitische Wissenschaft?“)

von Andreas Peglau

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1.1 Frühe Prägungen

Wilhelm Reich kam am 24.3.1897 in Galizien, im östlichen Teil des damaligen Österreich-Ungarns, zur Welt. Seine Kindheit war bestimmt durch die für diese Epoche typischen, autoritär-gefühlsunterdrückenden Normen und Familienverhältnisse, deren Studium er sich später so intensiv widmen sollte. Weiterlesen

Ausgangspunkte. Aus der Einleitung zu „Unpolitische Wissenschaft?“

von Andreas Peglau

Die Psychoanalyse ist, vor allem aber war weit mehr als eine Psychotherapiemethode. Von der Krankenbehandlung ausgehend, entwickelte sich Sigmund Freuds Lehre in wenigen Jahren zu einer spezifischen Möglichkeit, sich selbst und die Welt zu erkennen – und zu verändern. Weiterlesen

Wilhelm Reich und Willy Brandt als „Hochverräter“

von Andreas Peglau [1]

Mitteilung über einen erstaunlichen Fund: Der Psychoanalytiker Reich und der spätere deutsche Bundeskanzler Willy Brandt gerieten 1939 gemeinsam wegen Hochverrates ins Visier des NS-Volksgerichthofes.
Auch die für Reichs Weiterleben vielleicht entscheidende Rolle eines bislang zu Unrecht Unbekannten wird aufgedeckt: Martin Mayer. Ohne seine Standhaftigkeit wäre Wilhelm Reich möglicherweise 1940 den deutschen Faschisten in die Hände gefallen. Reichs gesamtes nach 1939 entstandenes Werk hätte es dann nicht gegeben.

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Sigmund Freud in Weimar. Ein Foto aus dem Jahr 1911 – und eine Momentaufnahme der psychoanalytischen Bewegung

von Andreas Peglau[1]

In der Psychoanalyse-Geschichtsschreibung hat es lange Zeit wenig Beachtung gefunden, dass ihre wichtigsten Vertreter 1911 in der Goethe-und-Schiller-Stadt Weimar zusammentrafen. Aber auch dieser Kongress ist aus mehreren Gründen genauerer Betrachtung wert.

Download als pdf: Andreas Peglau Sigmund Freud in Weimar

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Ausgebürgerte Psychoanalytiker

von Andreas Peglau [1]

Die Psychoanalyse wurde im Nationalsozialismus weit weniger unterdrückt, als üblicherweise, selbst von Experten, angenommen wird. Das – und die Sonderstellung Wilhelm Reichs – belegen auch die hier erstmal ausgewerteten Akten des damals für Ausbürgerungen zuständigen Auswärtigen Amtes. Weiterlesen

Meine Annäherungen an die Psychoanalyse in DDR und BRD, von 1957 bis 2000

von Andreas Peglau

Aus der Perspektive des Jahres 2001 schildere ich, wie mein Interesse an der Psychoanalyse entstand und was das bis zu diesem Zeitpunkt für mein Leben bedeutete.

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Als mich mein Vater kurz nach meiner Geburt zum ersten Mal sah, sprach er: „Der wird einmal studieren!“

Das war 1957 in Berlin, Hauptstadt der DDR. Mein Vater war Psychologe.

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„Nackt unter Wölfen“ oder „Wolf unter Wölfen“? Andreas Peglau im Gespräch mit dem Psychoanalytiker und ehemaligen „Buchenwald“-Häftling Ernst Federn

Zum „offiziellen Märchen“ und den tatsächlichen Verhältnissen im Weimarer Konzentrationslager und zur Gewalt innerhalb der Häftlingsgesellschaft.

Ernst Federn 1990 (Quelle Wikimedia Commons, Lizenz CC-BY-SA 3.0)

Ernst Federn 1990 (Quelle Wikimedia Commons, Lizenz CC-BY-SA 3.0)

Ernst Federn wurde 1914 in Wien geboren. Er war jüdischer Herkunft. Sein Vater, Paul Federn, war einer der engsten Vertrauten und Mitarbeiter Sigmund Freuds, was frühzeitig Einfluß auf die Entwicklung des Sohnes nahm.
Ernst Federn stand schon als Student der Rechts- und Staatswissenschaften den Ideen Leo Trotzkis nahe und wurde zum Mitbegründer der österreichischen Sektion der 4. Internationale. 1936 kam er zum ersten Mal für 4 Monate ins Gefängnis, weil er sich am Widerstand gegen den auch in Österreich aufkommenden Faschismus beteiligt hatte. Weiterlesen