Archiv der Kategorie: Menschenbild

Menschenbilder: gut geboren, böse gemacht 

von Andreas Peglau[1]

 

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Jeder und jede von uns hat – zumindest unbewusst – ein Menschenbild: Annahmen darüber, wie Menschen im allgemeinen sind, gut oder böse, lern- und veränderungsfähig oder nicht, zuverlässig oder unzuverlässig, faul oder fleißig, unter welchen Umständen sie sich wohlfühlen, wie sie in einer bestimmten Situation reagieren, was sie glücklich, traurig oder wütend macht, was sie antreibt, wodurch sie beeinflusst werden können usw. Je nach dem, was wir diesbezüglich für zutreffend halten, beurteilen wir auch, welche Ursachen und Abhilfemöglichkeiten es für negative soziale Entwicklungen gibt – wie die rechtsextremistischen. Weiterlesen

Sinnsalabin. Gedanken zum Zusammenhang von Sinn und Erfüllung, 5.3.2024

von Andreas Peglau

(Juni 2023. Foto A.P.)

Es ist noch nicht lange her, da hatte ich – was mir seit 2020 öfter geschieht – wieder einmal das Gefühl, dass mein Leben momentan nicht besonders sinnvoll sei. Dabei bin ich jedoch diesmal nicht stehengeblieben. Aus den weiteren Überlegungen hat sich der folgende Text entwickelt.    Weiterlesen

Wilhelm Reichs „Kinder der Zukunft“. Book review

by Andreas Peglau


In December 1929, Reich and Freud exchanged blows at one of the discussion evenings organized by the latter in Vienna. The central point was Reich’s conviction that prophylaxis of sexual and
neurotic disorders was as necessary as it was possible – a view that Freud had also held, but in earlierer times. Now, however, Freud vehemently opposed Reich’s theses, qualifying them as allegedly „completely unpsychological.“

Children of the Future can be read as a balance sheet of what Reich opposed to Freud in his remaining life span in research and practical activity.

For this book is not a late work by Reich, but a posthumous compilation first published in English in 1983.

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Wilhelm Reichs „Kinder der Zukunft“. Rezension von Andreas Peglau


Im Dezember 1929 kam es zu einem Schlagabtausch zwischen Reich und Freud auf einer der von Letzterem veranstalteten Diskussionsabende in Wien. Kernpunkt war Reichs Überzeugung, dass eine Prophylaxe sexueller und neurotischer Störungen ebenso nötig wie möglich sei – eine Sicht, die auch Freud früher vertreten hatte. Nun jedoch wandte sich Freud heftig gegen Reichs Thesen, qualifizierte diese als angeblich „völlig unpsychologisch“ ab.

Kinder der Zukunft lässt sich lesen als Bilanz dessen, was Reich dem in der ihm verbliebenen Lebensspanne in Forschung und praktischer Tätigkeit entgegensetzte.

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Jeder hat den Partner, den er verdient. Hans-Joachim Maaz, befragt von Andreas Peglau

Zu unbewussten Gründen von Partnerschaftskonflikten, Kollusionen in Zweier- und gesellschaftlichen Beziehungen und möglichen Auswegen.

 

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Schlüssel und Schloss

A.P.: Jeder hat den Partner, den er verdient – würden Sie diesen Satz so wie er ist unterstreichen, oder halten Sie ihn doch eher für übertrieben?

Maaz: Das ist für mich schon eine gute Methapher, weil sich da eine tiefe Wahrheit ausdrückt, die in vielen Partnerschaften zum Ausdruck kommt. Bei den Menschen, mit denen ich beruflich zu tun habe, ist das immer so. Dieser Satz hat ja auch etwas Negatives: daß sich Menschen zusammenfinden, die etwas Belastendes, Störendes miteinander austragen – beziehungsweise gerade davon in der Beziehung festgehalten werden. Weiterlesen

Spiritualität und Körpertherapie. Hans-Joachim Maaz, befragt von Andreas Peglau

Über Religion und darüber, dass seelische Gesundheit eine notwendige Grundlage authentischer Spiritualität ist.

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A. P.: Sie haben in Ihrem Buch ,,Der Gefühlsstau“ geschrieben, Sie sind religiös und Sie glauben an Gott. Ist es das, was Sie meinen, wenn Sie von Spiritualität sprechen?

Maaz: Ja, schon. Ich will vorausschicken, ich bin auf diesem Gebiet ein Suchender. Das gehört zu den Themen meines Lebens, die noch am allerwenigsten gereift sind oder gar abgeschlossen. Als Kind und Heranwachsender bin ich mit christlicher Religion konfrontiert worden, wie wohl sehr viele von uns. Es war Tradition, auch eine gewisse Pflicht; es hatte etwas Unfaßbares, auch Bedrohliches, aber richtig verstanden habe ich es nie.

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„Mensch, Mensch: Die Unfähigkeit zu trauern“. Andreas Peglau und Hans-Joachim Maaz im Gespräch (Tondokument)

Zwischen März 1989 und April 1991 führten Andreas Peglau und Hans-Joachim Maaz neunzehn Gespräche, aus denen Sendungen für Jugendradio DT 64 entstanden. Am Montag,  den 19.3.1990 – einen Tag nach der „ersten freien Wahl“ in der DDR – lief zwischen 20.03 und 21 Uhr das drei Tage zuvor aufgenommene Gespräch unter dem Titel „Mensch, Mensch: Die Unfähigkeit zu trauern“.
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Unsere ,,Unfähigkeit zu trauern“. Hans-Joachim Maaz, am 16. 3. 1990 – zwei Tage vor der „ersten freien Wahl“ in der DDR – befragt von Andreas Peglau

Dazu, warum die DDR-Bevölkerung nach dem Ausbruch aus einem autoritären System umgehend nach neuartigen Möglichkeiten suchte, sich unterzuordnen. Und warum die Trauer über den Ausverkauf der DDR ausblieb. 

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Psychische Revolution und therapeutische Kultur – Vorschläge für ein alternatives Leben. Hans-Joachim Maaz, im Februar 1990 befragt von Andreas Peglau

Zu notwendigen psychosozialen Veränderungen für eine tatsächlich bessere Gesellschaft.

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A.P.: Autoritäre Systeme bringen gespaltene Persönlichkeiten hervor. Gespalten in eine angepaßte, gefällige Fassade, unterdrückte Gefühle wie Haß, Wut, Trauer, Schmerz und in ein ungestilltes Bedürfnis nach Liebe und Zuwendung. An diese Erkenntnis Wilhelm Reichs knüpfen Sie an und konnten sie für Ex-DDR-Bürger voll bestätigen. Die Vermutung, daß der „Sozialismus in den Farben der DDR“ allerdings nur eine spezifische Spaltungs-Variante hervorgebracht hat, und ähnliche Verformungen für alle Industrienationen typisch sind, liegt nahe.
Eine solche Analyse des Bestehenden ist notwendig. Aber wo liegt die Hoffnung? Wie könnte – aus psychotherapeutischer Sicht – eine ideale Gesellschaft aussehen?
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