von Andreas Peglau
Im September 2015 fand in Berlin der erste internationale Willi-Münzenberg-Kongress statt zu Leben, Werk und aktueller Bedeutung des außergewöhnlichen „linken“ Multifunktionärs und Internationalisten Münzenberg (1889-1940).
Nun ist der Kongressband erschienen. Er enthält 33 Beiträge, darunter Keynotes, vollständige Artikel, Arbeitspapiere und Abstracts. Er steht als Open-Access-Publikation (E-Book) zum freien Download (im pdf-Format) auf der Homepage des Willi-Münzenberg-Forums zur Verfügung.
Mein Beitrag zu realen Verbindungen zwischen Reich und Münzenberg und leider nicht produktiv gemachten Ergänzungsmöglichkeiten findet sich dort auf den Seiten 365 – 386:
https://www.muenzenbergforum.de/wp-content/uploads/2018/07/IWMF_V15.pdf
Er endet so:
Im Anfang 1936 erschienenen Buch „Die Sexualität im Kulturkampf“ nutzte Reich die Hälfte der 250 Seiten, um die reaktionäre Entgleisung der Sowjetunion genauer zu analysieren.
Daher – und weil er Kontakt zu Trotzki und einigen von dessen Mitstreitern hatte – war es kein Wunder, dass Reich am 2. September 1936 auf einer von den Komintern-Führern Dimitroff und Manuilski zur Kenntnis genommenen Liste mit »trotzkistischen und anderen feindlichen Elementen« auftauchte – ein Etikett, das ja bald auch Münzenberg angeheftet werden sollte.
1937 prangerte Reichs norwegische Exilzeitschrift die Moskauer Schauprozesse an.
Im selben Jahr veröffentlichte Münzenberg das Buch Propaganda als Waffe. Detailliert wurde dort das verlogene und manipulative Vorgehen der Nationalsozialisten entlarvt. Reich freilich hatte bereits 1933 in der Massenpsychologie darauf verwiesen, dass es doch eben gerade das Wesen des Faschismus sei, zu lügen und zu manipulieren. Daher sei zu fragen: Wieso glaubten und folgten die Massen diesen meist durchschaubaren Lügen? Wie wurden sie dazu gebracht, sich manipulieren zu lassen? Reichs Antworten fanden sich weder in Münzenbergs Buch noch in der Zukunft.
Als Münzenberg dort allerdings 1939 seinen KPD-Austritt mit dem Satz begründete, „Mit reglementierten, kommandierten und schikanierten toten Seelen ist der revolutionäre Krieg nicht zu gewinnen“ – da war er vielleicht doch nahe bei Wilhelm Reich.
Tipp zum Weiterlesen:
Die Marxistische Arbeiterschule MASCH

