Archiv des Autors: AndreasPeglau

Über AndreasPeglau

1957 geboren in Berlin/ DDR, Dr. rer. medic., Diplom-Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut und Psychoanalytiker in eigener Praxis.

Menschen als Marionetten? Wie Marx und Engels die reale Psyche in ihrer Lehre verdrängten. Teil 5: Was ist „Kapital“? / Das beseelte Ungeheuer

von Andreas Peglau

Was ist Kapital?

In Marx‘ gleichnamigen dreibändigen Werk findet sich keine Definition des titelgebenden Gegenstandes, sondern eine Vielzahl teils widersprüchlicher Aussagen dazu.[1]  Weiterlesen

Menschen als Marionetten? Wie Marx und Engels die reale Psyche in ihrer Lehre verdrängten. Teil 6: Fremde Wesen, seelische Zustände und „soziale Naturgesetze“

von Andreas Peglau

Fremde Wesen

1843 schrieb Marx, das „Geld“ habe „die ganze Welt, die Menschheit wie die Natur, ihres eigentümlichen Wertes beraubt,“ „dies fremde Wesen beherrscht ihn, und er betet es an.“[1] Weiterlesen

Menschen als Marionetten? Wie Marx und Engels die reale Psyche in ihrer Lehre verdrängten. Teil 7: Fragwürdige Vor- und Rückschau, Wunschdenken

von Andreas Peglau

Fragwürdige Vorausschau

Bei Wikipedia erfahren wir, dass eine „genaue, einheitliche und abschließende Definition des Begriffs“ Naturgesetz nicht existiert und dass mit diesem Wort „in Naturwissenschaften und Wissenschaftstheorie die orts- und zeitunabhängige und auf Naturkonstanten beruhende Regelmäßigkeit von Naturerscheinungen bezeichnet“ werden. Wegen letzterer Eigenschaften erlaubten Naturgesetze, „beobachtbare Ereignisse zu erklären und vorherzusagen“.[1] Von den Vorhersagen, die Marx und Engels machten, sind jedoch viele nicht eingetroffen, insbesondere was politische Umwälzungen betraf. Weiterlesen

Menschen als Marionetten? Wie Marx und Engels die reale Psyche in ihrer Lehre verdrängten. Teil 8: Von Immanuel Kant bis Kinderarbeit

von Andreas Peglau

Hergestellte Unmündigkeit

1784 veröffentlichte der 60-jährige Philosoph Immanuel Kant seinen Aufsatz Zur Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? Kant beginnt mit einem Paukenschlag:

AUFKLÄRUNG ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“[1]
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Menschen als Marionetten? Wie Marx und Engels die reale Psyche in ihrer Lehre verdrängten. Teil 9: Vulgärpsychologie, halbherzige Abschwächungen und Bilanz

von Andreas Peglau

Vulgärpsychologie

In seiner 1933 erschienenen Massenpsychologie des Faschismus setzte sich Wilhelm Reich mit dem „Vulgärmarxismus“ auseinander – den er als Gegensatz zur Lehre von Marx und Engels verstand. Vulgärmarxisten trennten, so Reich, „schematisch das gesellschaftliche, meist das wirtschaftliche Sein vom Sein überhaupt ab“,[1] behaupteten, Ideologie und Bewusstsein wären „durch das wirtschaftliche Sein allein und unmittelbar bestimmt“,[2] negierten die Beschäftigung mit Trieben, Bedürfnissen, seelischen Prozessen als idealistisch. Weiterlesen

Menschen als Marionetten? Teil 10: Alternative Gedankenwege – eine Diskussionsanregung

von Andreas Peglau

Was sich ergeben hätte, wenn Marx und Engels um 1844 ihre Weichen anders gestellt, wenn sie die Psyche auf angemessene Weise einbezogen hätten, lässt sich nicht rekonstruieren. Aber ich will wenigstens bei einigen ihrer Annahmen durchspielen, was passiert, wenn ich diese mit dem konfrontiere, was mir heute als ausreichend gesichertes Wissen erscheint.
Wie anfangs mitgeteilt, gehe ich davon aus, dass wir mit dem Potential auf die Welt kommen, soziale, liebenswerte, liebesfähige und liebesbedürftige, kontaktfreudige, wissbegierige, kreative Wesen zu sein. Das ist kein Wunschdenken von mir, sondern inzwischen vielfach wissenschaftlich belegt.[1]
Vielleicht nehmen andere meine Fäden auf und spinnen sie weiter, in ihrer Weise, individuell und selbstbewusst, im Sinne von Max Stirner und nach Kants Motto: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ Weiterlesen

Menschenbilder: gut geboren, böse gemacht 

von Andreas Peglau[1]

 

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Jeder und jede von uns hat – zumindest unbewusst – ein Menschenbild: Annahmen darüber, wie Menschen im allgemeinen sind, gut oder böse, lern- und veränderungsfähig oder nicht, zuverlässig oder unzuverlässig, faul oder fleißig, unter welchen Umständen sie sich wohlfühlen, wie sie in einer bestimmten Situation reagieren, was sie glücklich, traurig oder wütend macht, was sie antreibt, wodurch sie beeinflusst werden können usw. Je nach dem, was wir diesbezüglich für zutreffend halten, beurteilen wir auch, welche Ursachen und Abhilfemöglichkeiten es für negative soziale Entwicklungen gibt – wie die rechtsextremistischen. Weiterlesen

Lore Reich Rubin ist verstorben.

Am 24. Februar 2024 ist Wilhelm Reichs jüngere Tochter Lore verstorben, kurz vor ihrem 96. Geburtstag.
Dass ich sie 2007 kennenlernte, war eines der Motive, mich von da an intensiv mit Wilhelm Reich zu befassen. In der Einleitung zur dritten Auflage von „Unpolitische Wissenschaft?“ habe ich dazu geschrieben:

Die Vorarbeiten zu diesem Buch begannen 2007, im Jahr von Wilhelm Reichs
110. Geburts- und 50. Todestag. An Reichs Berliner Wohnhaus – das mit Fug und
Recht als »Geburtshaus der Körperpsychotherapie« angesehen werden kann –
wurde damals eine Gedenktafel eingeweiht. Dabei kam ich mit Lore Reich Reich,
Psychoanalytikerin und jüngere Tochter Reichs, in Kontakt, was sowohl einen lebendigen
Austausch als auch eine Verabredung zum Theaterbesuch nach sich zog.
Denn in der Probebühne der Staatsoper wurde gerade – glückliche Fügung! – ein
1946 entstandener Text ihres Vaters in dramatisierter Fassung gegeben: Rede an den kleinen Mann. Vor Veranstaltungsbeginn zeigte ich Lore Rubin Reich den vom Aufführungsort
nur wenige hundert Meter entfernten Bebelplatz gegenüber der Humboldt-
Universität: Hier wurden am 10. Mai 1933 tausende mit nationalsozialistischen
Auffassungen unvereinbare Schriften verbrannt. Nur vier den Initiatoren der
Vernichtungsaktion offenbar besonders verhasste Psychoanalytiker waren, soweit
bekannt, davon betroffen. Lore Reich Rubins Vater war einer von ihnen.
Dieses Zusammentreffen verstärkte meinen Wunsch, zu erfahren, wie überhaupt im
faschistischen Deutschland mit analytischen Schriften umgegangen wurde – ohne zu ahnen, dass daraus eine siebenjährige Suche in unzähligen Dokumenten, diversen Archiven und Institutionen werden sollte, bei der sich die zu beantwortenden Fragen immer mehr ausweiteten.

Roland Kaufhold hat Lore für haGalil mit einem ausführlichen Nachruf geehrt.

Lore Reich Rubin (1928 – 2024), links um 1932 fotografiert von ihrem Vater in ihrer Berliner Wohnung, rechts vor demselben Haus am 23.6.2007. Damals war sie zum ersten Mal seit 1933 wieder in Deutschland.

Sinnsalabin. Gedanken zum Zusammenhang von Sinn und Erfüllung, 5.3.2024

von Andreas Peglau

(Juni 2023. Foto A.P.)

Es ist noch nicht lange her, da hatte ich – was mir seit 2020 öfter geschieht – wieder einmal das Gefühl, dass mein Leben momentan nicht besonders sinnvoll sei. Dabei bin ich jedoch diesmal nicht stehengeblieben. Aus den weiteren Überlegungen hat sich der folgende Text entwickelt.    Weiterlesen