Archiv der Kategorie: Rezensionen

Sehr widersprüchliche Gefühle. Rezension: „Medizin im Nationalsozialismus“

Zu der ebenso informativen wie konstruktiv verunsichernden Dokumentation Walter Wuttke-Gronebergsvon Andreas Peglau.

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 Auf 400 Seiten, im A 4-Format, sind in diesem Buch – versehen mit knappen, kompetenten und provokativen Kommentaren – weite Bereiche des alltäglichen Faschismus dokumentiert: Gesundheitserziehung, Geburtshilfe, Sozialversicherung, Psychotherapie, „Neue Deutsche Heilkunde“, „Rassenlehre“, „Vernichtungslehre“, Verflechtungen von Wirtschaft und Gesundheits- bzw. Vernichtungssystem. Weiterlesen

Gesäuberter Antifaschismus. Nachbemerkungen zum Gespräch mit Ernst Federn

von Andreas Peglau

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Als ich hörte, worüber Ernst Federn zu berichten hätte – über Unterdrückungsmechanismen zwischen KZ-Häftlingen – wußte ich, daß da ein wichtiges Thema für die ,,ICH-Zeitung“ zu finden wäre. Schon während unseres Interviews dämmerte mir, daß es mich viel persönlicher und umfassender treffen würde als erwartet. Und als ich mir mit ein paar Tagen Abstand das Tonband mit unserem Gespräch anhörte, wurde mir regelrecht schlecht. (Ich befürchte, daß das nur ehemalige DDR-Bürger so ganz nachvollziehen können; am besten vielleicht diejenigen, die sich ähnlich enthusiastisch bis naiv mit ihrem Staat identifiziert haben wie ich.)
Wenn das auch nur im Wesentlichen stimmte, was Ernst Federn erzählte, war nicht nur eine meiner letzten verbliebenen Vorstellungen von dem heroischen Erbe, daß wir DDR-Bürger hätten fortführen sollen, falsch. Wie ließe sich dann überhaupt noch zwischen ,,Gut“ und ,,Böse“ unterscheiden? Weiterlesen